Die Welt wird das Ziel, weibliche Genitalverstümmelung bis 2030 zu beenden, ohne dringende Massnahmen – auch unterstützt durch Männern und Buben – verfehlen. Ein gemeinsames Statement der UNFPA-Exekutivdirektorin Dr. Natalia Kanem und der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zum Internationaler Tag der Nulltoleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung.
«In diesem Jahr sind nach jüngsten UNFPA-Schätzungen 4,3 Millionen Mädchen von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht. Jene Zahl wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 4,6 Millionen ansteigen. Grund dafür sind Konflikte, Klimawandel, zunehmende Armut und Ungleichheit. Diese behindern Bemühungen um eine Veränderung der geschlechtsspezifischen und sozialen Normen die dieser gefährlichen Praxis zugrunde liegen. Programme, die zum Schutz von Mädchen beitragen, werden völlig in den Hintergrund gedrängt, wenn nichts ganz zunichtegemacht.
Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) verletzt die Rechte von Frauen und Mädchen und beeinträchtig ihre Zukunft stark in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Einkommen. Der Eingriff ist ein Akt geschlechtsspezifischer Gewalt, der den Körper von Mädchen verletzt, ihre Zukunft trübt und ihr Leben gefährdet.
Aber wir wissen, dass ein Wandel möglich ist. Es bleiben nur noch acht Jahre, um das globale Ziel der Abschaffung von Genitalverstümmelung zu erreichen. Nur ein kollektives und gut finanziertes Vorgehen mit einer Vielzahl von Akteuren kann diese schädlichen Eingriffe beenden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, geschlechtsspezifische und soziale Normen zu verändern, die Genitalverstümmelung begünstigen. Männer und Buben sind starke Verbündete in diesem Bemühen. Zunehmend stellen sie die Machtdynamik in ihren Familien und Gemeinschaften in Frage und unterstützen Frauen und Mädchen als Akteure des Wandels.
Das gemeinsame Programm von UNFPA und UNICEF zur Beendigung von Genitalverstümmelung hat in den letzten fünf Jahren über 3 000 Initiativen unterstützt, in denen sich Männer und Buben aktiv für die Abschaffung dieser Praktik einsetzen.
Wir beobachten in vielen Ländern einen erheblichen Widerstand von Männern und Buben gegen weibliche Genitalverstümmelung. In Äthiopien zum Beispiel – einem Land mit einer der höchsten FGM-Raten weltweit – sind laut einer aktuellen UNICEF-Analyse 87 Prozent der Männer gegen diese Praxis.
Dieses Jahr, am Internationalen Tag der Nulltoleranz für FGM, rufen wir die Weltgemeinschaft auf:
- Zur Kooperation mit Männern und Buben, um ungleiche Machtverhältnisse zu beenden und die durch Geschlechterungleichheit verursachten Einstellungen und Verhaltensweisen, die zu FGM führen, aufzuarbeiten.
- Zur Integration geschlechtertransformativer Ansätze und Veränderung sozialer Normen in Anti-FGM-Programmen.
- Zu Investitionen in die nationale Politik und Gesetzgebung zum Schutz der Rechte von Mädchen und Frauen, einschliesslich der Entwicklung von nationalen Aktionsplänen zur Beendigung von FGM.
Der heutige Tag erinnert uns daran, dass wir noch gezielter und konsequenter vorgehen müssen, um unser gemeinsames Ziel, die Abschaffung von Genitalverstümmelung, in Tat umzusetzen. Wir müssen mit allen Akteuren – auch mit Männern und Buben – zusammenarbeiten, um die Millionen gefährdeter Mädchen und Frauen zu schützen und diese Praxis der Vergangenheit zu überlassen.»