JUBA/NAIROBI/Zürich, 19. August 2016 – Mehr als 650 Kinder wurden im Südsudan seit Beginn des Jahres von bewaffneten Gruppen als Kindersoldaten rekrutiert. Die Gewalt an Kindern hat massiv zugenommen. Aus Sorge, weitere zehntausende Kinder der Gefahr vor Ort auszusetzen, fordert UNICEF, die Rekrutierung von Kindern sofort zu beenden und alle Kinder bedingungslos freizulassen.
Laut den Schätzungen von UNICEF wurden seit Dezember 2013, dem Beginn der Krise, 16 000 Kinder im Südsudan als Soldaten rekrutiert. Obwohl man sich auf politischer Ebene zu einer Beendigung dieser Praxis geeinigt hatte, werden weiterhin Kinder rekrutiert. «Der Traum, den wir alle für die Kinder dieses jungen Landes hatten, ist zu einem Albtraum geworden», so der stellvertretende UNICEF-Direktor Justin Forsyth nach seinem Besuch in Bentiu und Juba im Südsudan. «UNICEF befürchtet, dass zum jetzigen prekären Zeitpunkt in der jungen Geschichte des Landes eine weitere Zunahme der Rekrutierung von Kindersoldaten bevorsteht.»
Vergangenes Jahr überwachte UNICEF die Freilassung von 1 775 ehemaligen Kindersoldaten. Dies stellte bis dato eines der grössten Befreiungsprogramme von Kindern aus dem Kriegsdienst dar. Die erneuten Kämpfe und Rekrutierungen durch bewaffnete Konfliktparteien untergraben jedoch den Fortschritt des letzten Jahres enorm.
Des weiteren verweist UNICEF auf schwere Menschen- und Kinderrechtsverletzungen, die im Zuge der aktuellen Krise massiv zugenommen haben – vor allem in Hinblick auf Gewalttaten gegen Mädchen und Frauen.
«Kinder müssen furchtbare Qualen erleiden», warnt Forsyth. «Aktuelle Berichte zeigen weit verbreitete Gewalt an Mädchen und Frauen auf. Die systematische Anwendung von Vergewaltigungen, sexueller Ausbeutung und Entführungen als Kriegsmittel, sowie die Straflosigkeit der Täter müssen beendet werden.»
UNICEF betont die Notwendigkeit eines bedingungslosen Zugangs für alle humanitären Interventionen in Juba und den restlichen Teilen des Landes, um für die Kinder und Frauen vor Ort Hilfe, Schutz und Unterstützung leisten zu können.
«Ohne einen gut funktionierenden humanitären Sektor werden die Konsequenzen für Kinder und deren Familien katastrophal sein», sagt Forsyth.
Einige Zahlen zur Entwicklung im Südsudan seit Beginn der Konflikte im Jahr 2013:
- Circa 900 000 Kinder wurden innerhalb des Landes vertrieben;
- Mehr als 13 000 Kinder werden vermisst, sind unbegleitet oder schutzlos;
- Mehr als die Hälfte der südsudanesischen Kinder gehen nicht in die Schule - das Land hat weltweit den höchsten Anteil an Kindern, die keine Schule besuchen;
- 250 000 Kinder leiden an akuter Unterernährung.
Für Medienschaffende können Interviews vermittelt werden.
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