Syrien: Jedes dritte Kind ist im Konflikt aufgewachsen

Amman/New York/Zürich, 14. März 2016 - Syrien ist zurzeit wohl der schlimmste Ort auf der Welt für Kinder. Gewalt ist allgegenwärtig, ob zuhause, in Schulen, Krankenhäusern, Kliniken, Parks, auf Spielplätzen oder in religiösen Einrichtungen. Es gibt ungefähr 10 Millionen syrische Kinder. Davon sind rund 3.7 Millionen unter fünf Jahre alt. Jedes dritte syrische Kind wurde im Konflikt geboren und kennt nichts als Gewalt, Angst und Zerstörung. Es ist absolut zentral, die syrischen Kinder zu unterstützen, damit sie nicht auch noch ihrer Zukunft beraubt werden. Dies fordert UNICEF zum fünften Jahrestag des Bürgerkriegs in Syrien im neu erschienenen Bericht «No Place for Children».

Zahlen und Fakten zum Syrienkonflikt
Mittlerweile sind 8.4 Millionen Kinder, also fast 80% aller syrischen Kinder, vom Konflikt betroffen. 6 Millionen Kinder sind es innerhalb von Syrien. 2.4 Millionen sind in die Nachbarländer Jordanien, Libanon, Irak, Türkei und Ägypten geflüchtet. Fast 7 Millionen Kinder in Syrien leben in absoluter Armut. Kleine Kinder arbeiten oder betteln bereits als Dreijährige, um ihre Familie zu unterstützen. Diese Kinder brauchen dringend humanitäre Hilfe. Mehr als 2 Millionen Kinder sitzen ohne Hilfe in Syrien fest, mindestens ein Zehntel davon in besetzten Gebieten. Alleine im letzten Jahr gab es 1’500 bestätigte Fälle von Gewalt an Kindern, die 427 Kinder das Leben kosteten und 473 schwer verletzten. Grund dafür ist vor allem der Einsatz von Sprengwaffen in bevölkerten Gebieten. 150 Kinder starben in der Schule oder auf ihrem Schulweg.

Wir müssen alles tun, um eine «verlorene Generation» zu verhindern
Die Schulquote in Syrien hat den Tiefpunkt erreicht. Nach fünf Jahren Krieg haben geschätzte 2,8 Millionen Kinder – 2,1 Millionen innerhalb Syriens und 700’000 in den Nachbarländern – keinen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten. Mehr als 6’000 Schulen können nicht mehr benutzt werden. Im vergangenen Jahr gab es 40 Angriffe auf Schulen. Die Kinder Syriens brauchen aber Bildung, Gesundheit und Selbstvertrauen, um einst ihr Land wieder aufzubauen. UNICEF will den Kindern das notwendige Werkzeug dazu mitgeben. Daher hat UNICEF gemeinsam mit Partnern die Initiative «No Lost Generation» ins Leben gerufen, um die Zukunft syrischer Kinder und Jugendlicher zu schützen. Die Initiative verfolgt das Ziel, die intellektuelle und emotionale Entwicklung syrischer Kinder zu fördern, damit der Krieg sie nicht auch noch ihrer Zukunft beraubt.

«Es ist noch nicht zu spät für die Kinder in Syrien. Sie haben noch Hoffnung auf ein Leben in Würde, ein Leben mit Perspektiven. Sie hegen immer noch Träume von Frieden und sie haben noch die Möglichkeit, diese Träume zu verwirklichen», sagt Dr. Peter Salama, UNICEF Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika.

Was UNICEF bisher im Syrienkonflikt erreichen konnte:
Alleine 2015 konnte UNICEF mit einem grossen Netzwerk von lokalen und internationalen Partnern Millionen von bedürftigen Kindern in Syrien und den Nachbarstaaten helfen:

In Syrien:

  • Mehr als 7.9 Millionen Menschen erhielten Zugang zu Trinkwasser
  • Mit zwei Impfaktionen gegen Kinderlähmung konnten mehr als 2.9 Millionen Kinder immunisiert werden. So gab es seit Januar 2014 keine neuen Polio-Fälle.
  • Mehr als eine Million Kinder, auch in schwer erreichbaren Gebieten, konnten mit Lernmaterialien versorgt werden
  • Ungefähr 841’000 Kinder erhielten psychosoziale Unterstützung

In den Nachbarstaaten:

  • Über 2.5 Millionen Menschen erhielten Zugang zu Wasser
  • Über 16 Millionen Kinder unter 5 Jahren wurden gegen Kinderlähmung geimpft
  • Gemeinsam mit Partnern half UNICEF mehr als 630’000 Kindern, sich für Bildungsprogramme einzuschreiben
  • 377’000 Kinder erhielten psychosoziale Unterstützung
  • Versorgte UNICEF rund 184’000 Kinder unter 5 Jahren mit Nahrungsergänzungsmitteln
  • Erreichte UNICEF über 139’000 Kinder mit Ausrüstung gegen die Kälte wie Decken, Kleider, Heizgeräte

Der UNICEF-Bericht fordert folgende Schritte:

  • Beenden von Verstössen gegen die Kinderrechte
  • Aufhebung der militärischen Belagerung und Verbesserung des humanitären Zugangs
  • Investition von 1.4 Milliarden US-Dollar für Bildung und Lernprogramme für Kinder
  • Wiederherstellung der Würde der Kinder und Stärkung ihres psychischen Wohlergehens
  • Konsequente Umwandlung von Spendenzusicherungen in effektive Verpflichtungen. UNICEF hat bisher nur 6% der für 2016 benötigten Gelder erhalten, um syrische Kinder in Syrien und den Nachbarländern zu unterstützen.

Für Medienschaffende können auch Interviews mit Sprechern vor Ort auf Englisch oder Französisch vermittelt werden.

Weitere Informationen zum Bericht, Zahlen & Fakten sowie Foto- und Videomaterial:
Bilder und Videos finden Sie hier.
Den Bericht «No Place for Children: The Impact of Five Years of War on Syria’s Children and their Childhoods» mit Zahlen und Fakten finden Sie hier.

Kontakt für Medien:

Charlotte Schweizer
Mediensprecherin
UNICEF Schweiz
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