Jährlich führt bei 4,2 Millionen Kindern unter fünf Jahren, in 124 einkommensschwachen Ländern, eine schwere Lungenentzündung zu kritisch niedrigen Sauerstoffwerten. Medizinischer Sauerstoff könnte helfen, viele Leben zu retten. Dieser ist aber Mangelware.
Mehr als 22 Millionen Kleinkinder erkranken jährlich in einkommensschwachen Ländern an einer schweren Lungenentzündung. Über 800 000 Kinder unter fünf Jahren sterben daran – das sind mehr als an Malaria, Masern und Durchfallerkrankungen zusammen. Aufgrund der durch die Covid-19 Pandemie verursachten Unterbrechungen der Gesundheitsdienste,droht nun einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen die weltweit bedrohlichste Infektionskrankheit Lungenentzündung. Zu diesem Schluss kommen neuste Analysen von UNICEF, dem Clinton Health Access Initiative (CHAI), von Save the Children und dem Murdoch Children's Research Institute (MCRI).
«Covid-19 hat Millionen von Menschen infiziert und die schwierigen Bedingungen für Kinder weltweit noch verschärft», sagt Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin. «Während die Welt mit der Pandemie und den schwerwiegenden Folgen für die Schwächsten zu kämpfen hat, dürfen wir die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass Lungenentzündungen nach wie vor täglich mehr als 2 000 junge Menschenleben fordern. Medizinischer Sauerstoff könnte helfen, Leben zu retten.»
Medizinischer Sauerstoff kann in Verbindung mit Antibiotika das Leben vieler Kinder mit schwerer Lungenentzündung retten. Aber an vielen Orten kostet Sauerstoff zur Behandlung eines erkrankten Kindes über drei bis vier Tage hinweg mindestens 40 US-Dollar. Für die ärmsten Familien stellt diese Rechnung eine schier unüberbrückbare Hürde für die Behandlung dar – sofern das Kind überhaupt in der Lage ist, eine Gesundheitseinrichtung mit funktionierendem Sauerstoff und ausgebildetem Gesundheitspersonal zu erreichen. Denn diese sind in ärmeren Ländern oft nicht oder nicht im benötigten Umfang vorhanden.
Ärmere Länder sahen sich schon vor dem Ausbruch von Covid-19 mit einem enormen Mangel an Sauerstoffsystemen und Versorgungsgütern konfrontiert. Die Pandemie hat die verheerende Sauerstoffknappheit in den ärmsten Ländern offenbart und bereits weltweit Bemühungen zur Verbesserung der Sauerstoffversorgungssysteme ausgelöst: Allein UNICEF hat seit Beginn der Pandemie über 15 000 Sauerstoff-Konzentratoren an über 90 Länder geliefert, insgesamt haben die WHO und ihre Partner 30 000 Geräte an Länder auf der ganzen Welt verteilt. Nach Angaben der WHO verfügen die ärmsten Länder derzeit möglicherweise aber nur über 5 bis 20 Prozent des medizinischen Sauerstoffs, den sie benötigen, obgleich die Produktion von Sauerstoff vor Ort erschwinglich ist.
Globale Gesundheitsorganisationen wie UNICEF und Save the Children ermutigen Regierungen und Spender, auf den Investitionen und Anstrengungen aufzubauen, die sie als Reaktion auf Covid-19 unternommen haben. Die Gesundheitssysteme müssen gestärkt werden, damit Lungenentzündungen bei Kindern erfolgreich bekämpft werden können.