UNICEF zur Gewalteskalation in Israel und Palästina

Hier finden Sie die neuesten Entwicklungen hinsichtlich der humanitären Lage im Nahostkonflikt.

Ein Junge steht in Gaza inmitten von Häusertrümmern und hält seine Katze im Arm.
Inmitten der Verwüstung im Viertel Tal al-Hawa in Gaza blickt der 15-jährige Karim auf sein zerstörtes Viertel und umklammert seine Katze. «Ich würde Karaz nicht in den Trümmern zurücklassen. Sie ist jetzt meine einzige Freundin, und ich werde mich gut um sie kümmern», sagte er.

+ + + Update 04. November 2023 + + +

Frauen, Kinder und Neugeborene im Gazastreifen tragen eine unverhältnismässig starke Last der Eskalation der Feindseligkeiten in den besetzten palästinensischen Gebieten, warnen das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), das Amt für sexuelle und reproduktive Gesundheit der Vereinten Nationen (UNFPA) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bis zum 3. November 2326* Frauen und 3760* Kinder im Gazastreifen getötet – das entsprich 67 % aller Opfer. Weitere Tausend wurden verletzt. Täglich werden 420* Kinder getötet oder verletzt, einige von ihnen sind erst wenige Monate alt. Die Bombardierungen, die beschädigten oder nicht funktionierenden Gesundheitseinrichtungen, die zusammengebrochene Wasser- und Stromversorgung sowie der eingeschränkte Zugang zu Nahrungsmitteln und Medikamenten führen zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Gesundheitsversorgung von Müttern, Neugeborenen und Kindern. 

In Gaza befinden sich momentan schätzungsweise 50 000 Schwangere und mehr als 180 Geburten ereignen sich pro Tag. Fünfzehn Prozent der betroffenen Frauen erfahren schwangerschafts- oder geburtsbedingte Komplikationen, sie benötigen dringend zusätzliche medizinische Versorgung. Diese Frauen haben keinen Zugang zu geburtshilflichen Notfalldiensten, die für eine sichere Geburt und die Versorgung der Neugeborenen benötigt werden. Aufgrund der Schliessung von 14 Krankenhäusern und 45 Zentren für medizinische Grundversorgung, müssen einige Frauen in Notunterkünften, in ihren Häusern, auf den Straßen inmitten von Trümmern oder in überlasteten Gesundheitseinrichtungen entbinden. Dort sind die sanitären Verhältnisse katastrophal und das Risiko von Infektionen oder medizinischen Komplikationen steigt. Hinzu kommt, dass Gesundheitseinrichtungen ebenfalls unter Beschuss stehen: Am 1. November wurde das Al-Hilo-Krankenhaus – eine wichtige Entbindungsklinik – zum Angriffsziel.

Wegen des mangelnden Zugangs zu angemessener medizinischer Versorgung wird erwartet, dass die Zahl der Todesfälle von Müttern ansteigen wird. Zusätzlich zu den physischen Belastungen des Konfliktes, haben auch psychische Folgen direkte – und manchmal tödliche – Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit der Frauen. Die Mütter sind mit einem Anstieg stressbedingter Fehlgeburten, Totgeburten und Frühgeburten konfrontiert. Ausserdem wird der Zugang zu Nahrungsmitteln und Trinkwasser in Gaza von Tag zu Tag schwieriger. Das Risiko von Mangelernährung, Dehydrierung und Krankheitsausbrüchen steigt deshalb stetig an. 

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens ist derzeit unter katastrophalen Bedingungen in UNRWA-Einrichtungen untergebracht. Ersten Schätzungen zufolge benötigen 4600 vertriebene schwangere Frauen und etwa 380 Neugeborene, die in diesen Einrichtungen leben, dringend medizinische Hilfe. Es wurden bereits mehr als 22 500 Fälle von akuten Atemwegsinfektionen und 12 000 Fälle von Durchfallerkrankungen gemeldet. Diese sind angesichts der hohen Mangelernährungsrate besonders besorgniserregend.

UN-Organisationen konnten bereits lebensrettende Medikamente und Ausrüstungen in den Gazastreifen schicken, darunter auch Hilfsgüter für Neugeborene. Dennoch ist der Bedarf der Zivilbevölkerung enorm. Humanitäre Organisationen benötigen dringend einen dauerhaften und sicheren Zugang, um mehr Medikamente, Lebensmittel, Trinkwasser und Treibstoff in den Gazastreifen zu liefern. Seit dem 7. Oktober konnte kein Treibstoff nach Gaza gelangen, die Auswirkungen für Krankenhäuser, Wasserwerke und Bäckereien sind fatal.

Eine sofortige Pause ist notwendig, um das Leid der Betroffenen zu lindern und zu verhindern, dass die ohnehin katastrophale Lage zu eskalieren droht. Alle Konfliktparteien müssen ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht zum Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur, einschliesslich der Gesundheitsversorgung, nachkommen. Alle Zivilisten, einschliesslich der Geiseln, die derzeit in Gaza festgehalten werden, haben das Recht auf medizinische Versorgung. Alle Geiseln müssen ohne Verzögerung und ohne Bedingungen freigelassen werden. Insbesondere müssen alle Parteien Kinder vor Schaden bewahren und ihnen den besonderen Schutz gewähren, auf den sie nach dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten Anspruch haben.

Aktuell erreichen uns viele Fragen zur Situation der Kinder im Nahen Osten und zu unserer Arbeit vor Ort. Hier finden Sie die Antworten:

UNICEF verurteilt die Gewalt aufs Schärfste und setzt sich für den Schutz aller Kinder ein. UNICEF appelliert an alle Parteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts und fordert daher:

  • Einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende der Gewalt;
  • Die sofortige bedingungslose Freilassung aller Geiseln;
  • Die Öffnung aller Grenzübergänge zum Gazastreifen für einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitärer Hilfe, einschliesslich Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff;
  • Achtung und Schutz der zivilen Infrastruktur wie Wohnhäuser, Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen;
  • Die medizinische Versorgung zu sichern, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten;
  • In dringenden medizinischen Fällen die Ausreise aus dem Gazastreifen oder die wichtige Gesundheitsversorgung vor Ort zu ermöglichen.

Im Gazastreifen und im Westjordanland waren vor der erneuten Gewalteskalation im Oktober rund 2,1 Millionen Menschen, darunter 1,1 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. UNICEF ist bereits seit vielen Jahren in ganz Palästina tätig und setzt sich für den Zugang zu Dienstleistungen und Schutz für alle Kinder ein.

Auch in der gegenwärtigen Krise reagieren die UNICEF-Mitarbeitenden auf die dringenden Bedürfnisse der Kinder im gesamten Gazastreifen, aber der Zugang wird immer schwieriger und gefährlicher. UNICEF-Mitarbeitende arbeiten jedoch im Süden des Gazastreifens, um weiterhin Kinder in Not mit humanitärer Hilfe zu erreichen, z.B. mit sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung und psychosozialer Unterstützung.

UNICEF ist seit dem Jahr 2009 über den «Israelischen Fonds» für UNICEF in Israel aktiv. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Nationales Komitee für UNICEF, vergleichbar mit dem Komitee für UNICEF Schweiz und Liechtenstein. In Ländern mit hohem Einkommen, wie zum Beispiel in Israel, der Schweiz oder in Liechtenstein, nimmt der Staat selbst die programmatischen Aufgaben wahr, die UNICEF in Ländern mit niedrigerem Einkommen übernimmt oder unterstützt. Solche Staaten mandatieren UNICEF also nicht, Programme für Kinder zu entwickeln und umzusetzen. Der Fokus der Arbeit der Nationalen Komitees liegt auf dem Sammeln von Mitteln und auf der Begleitung der Umsetzung der Kinderrechtskonvention auf einer politischen, aber nicht programmatischen Ebene. Aus diesem Grund gibt es keinen UNICEF Sammelaufruf für die Kinder, die in Israel leben.

Vergangene Updates:

«Die Bilder der Zerstörungen, die uns aus dem Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen nach den gestrigen und heutigen Angriffen erreichen, sind entsetzlich und schockierend.

Wir haben noch keine genauen Angaben über die Auswirkungen des Angriffs auf Kinder, aber es wurden Häuser zerstört, Hunderte offenbar verletzt und getötet. Berichten zufolge sollen viele Kinder unter den Opfern sein.

Diese beiden Angriffe folgen auf eine 25 Tage anhaltende Bombardierung, bei der Berichten zufolge mehr als 3500* Kinder getötet wurden. Ausserdem sollen insgesamt über 6800* Kinder verletzt worden sein. Das entspricht mehr als 400* getöteten oder verletzten Kindern an jedem Tag, an 25 aufeinanderfolgenden Tagen. Das darf nicht zur neuen Normalität werden.

Flüchtlingslager sowie Unterkünfte für Binnenvertriebene und die Zivilbevölkerung sind durch das internationale humanitäre Völkerrecht geschützt. Konfliktparteien sind verpflichtet, dies zu respektieren und die Orte vor Angriffen zu schützen. 

Angriffe dieser Grössenordnung auf dicht besiedelte Wohngebiete können unvorhersehbare Auswirkungen haben und sind völlig inakzeptabel. Geflüchtete Menschen und Binnenvertriebene geniessen Schutz nach dem internationalen humanitären Völkerrecht. Konfliktparteien haben die Verpflichtung, sie vor Angriffen zu schützen. 

Kinder haben bereits viel zu viel ertragen müssen. Sie zu töten und in Geiselhaft zu halten, muss aufhören. Kinder sind keine Zielscheibe.

UNICEF bekräftigt seinen dringenden Appell an alle Konfliktparteien für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand, damit der Schutz für alle Kinder gewährleistet ist. Ausserdem muss ein sicherer und ungehinderter humanitärer Zugang geschaffen werden, um im Gazastreifen lebensrettende Hilfe in grossem Umfang gemäss dem Internationalen humanitären Völkerrecht zu leisten.»

*Diese Zahlen konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

Berichten zufolge wurden in den letzten 18 Tagen im Gazastreifen 2360* Kinder getötet und 5364* verletzt. Das sind mehr als 400 Kinder pro Tag, die durch die anhaltenden Angriffe getötet oder verletzt wurden. Berichten zufolge haben ausserdem mehr als 30 israelische Kinder ihr Leben verloren, und viele weitere befinden sich im Gazastreifen in Gefangenschaft. In den vergangenen 18 Tagen kam es im Gazastreifen und in Israel zu der tödlichsten Eskalation der Feindseligkeiten, die die Vereinten Nationen seit 2006 beobachtet haben.

Nahezu jedes Kind im Gazastreifen ist tiefgreifenden Ereignissen und Traumata ausgesetzt, die von weitreichender Zerstörung, unerbittlichen Angriffen, Vertreibung und schwerem Mangel an lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten geprägt sind.

«Die Tötung und Verstümmelung von Kindern, die Entführung von Kindern, die Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen sowie die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfe stellen schwere Verletzungen der Kinderrechte dar», sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. «UNICEF appelliert dringend an alle Parteien, einem Waffenstillstand zuzustimmen, humanitären Zugang zu gewähren und alle Geiseln freizulassen. Auch im Krieg gibt es Regeln. Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden – insbesondere Kinder – und es muss alles getan werden, dass sie nicht zu Schaden kommen.

Auch im Westjordanland gab es einen alarmierenden Anstieg der Opferzahlen: Berichten zufolge verloren fast 100* Palästinenser ihr Leben, darunter 28* Kinder; mindestens 160* Kinder wurden verletzt. Schon vor den tragischen Ereignissen vom 7. Oktober 2023 hatten Kinder im Westjordanland mit der höchsten Zahl konfliktbedingter Gewalttaten seit zwei Jahrzehnten zu kämpfen, die allein in diesem Jahr 41 palästinensische Kinder und sechs israelische Kinder das Leben kostete.

«Die Situation im Gazastreifen belastet zunehmend unser Kollektivgewissen. Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder ist schwindelerregend», sagte Khodr. «Noch erschreckender ist die Tatsache, dass die Zahl der täglichen Todesopfer weiter steigen wird, wenn die Spannungen nicht nachlassen und humanitäre Hilfe, einschliesslich Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Versorgung und Treibstoff, nicht zugelassen wird.»

Treibstoff ist für den Betrieb wichtiger Einrichtungen wie Krankenhäuser, Entsalzungsanlagen und Wasserpumpstationen von grösster Bedeutung. Auf den Neugeborenen-Intensivstationen liegen über 100 Neugeborene, von denen einige in Brutkästen liegen und mechanisch beatmet werden müssen, was eine ununterbrochene Stromversorgung zu einer Frage von Leben und Tod macht.

Die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens, – fast 2,3 Millionen Menschen –, leidet unter akutem Wassermangel, was schwerwiegende Folgen insbesondere für die Kinder hat, die etwa 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die meisten Wassersysteme sind stark beeinträchtigt oder nicht mehr funktionsfähig, was auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen ist, darunter Treibstoffmangel und Schäden an der lebenswichtigen Produktions-, Aufbereitungs- und Versorgungsinfrastruktur. Derzeit beträgt die Wasserproduktionskapazität lediglich fünf Prozent der üblichen Tagesleistung.

Gefährdete Bevölkerungsgruppen greifen auf nicht trinkbare Wasserquellen zurück, darunter Wasser mit hohem Salzgehalt und Brackwasserqualität aus landwirtschaftlichen Brunnen. Erschwerend kommt hinzu, dass die fünf Kläranlagen des Gazastreifens vor allem wegen Treibstoffmangels ihren Betrieb eingestellt haben, was dazu führte, dass über 120 000 Kubikmeter Abwasser ins Meer geleitet wurden.

«Die Bilder von Kindern, die verletzt und verzweifelt aus den Trümmern gerettet werden, während sie in den Krankenhäusern zitternd auf ihre Behandlung warten, zeigen den unermesslichen Horror, den diese Kinder erleiden. Aber ohne humanitäre Hilfe könnten die Todesfälle bei den Angriffen nur die Spitze des Eisbergs sein», sagte Khodr. «Die Zahl der Todesopfer wird exponentiell ansteigen, wenn die Brutkästen ausfallen, wenn die Krankenhäuser dunkel werden, wenn die Kinder weiterhin verunreinigtes Wasser trinken und keinen Zugang zu Medikamenten haben.»

Um auf die katastrophale Situation der Kinder im Gazastreifen zu reagieren, fordert UNICEF:

  • Einen sofortigen humanitären Waffenstillstand.
  • Die Öffnung aller Grenzübergänge zum Gazastreifen für einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe, einschliesslich Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff.
  • Dringende medizinische Fälle im Gazastreifen müssen ausreisen können oder die Möglichkeit haben, wichtige Gesundheitsdienste zu erhalten.
  • Achtung und Schutz der zivilen Infrastruktur wie Wohnhäuser und Schulen sowie Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen, um den Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung und Kindern sowie den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten.

*Diese Zahlen konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

«Ich bin entsetzt über die Berichte über die toten und verletzten Kindern und Frauen nach einem Angriff auf das Al Ahli Krankenhaus im Gazastreifen heute Abend. Während weitere Details nach und nach bekannt werden und die Toten gezählt werden, sind die Szenen vor Ort erschütternd.

Dies unterstreicht die tödlichen Auswirkungen dieses anhaltenden Krieges auf Kinder und Familien. In nur elf Tagen haben Hunderte von Kindern auf tragische Weise ihr Leben verloren – die heutigen Todesfälle nicht mitgerechnet –, Tausende wurden verletzt. Mehr als 300 000* Kinder wurden aus ihren Häusern vertrieben.

Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur, wie beispielsweise Krankenhäuser, sind nicht hinnehmbar und müssen sofort aufhören. UNICEF ruft erneut dazu auf, die Feindseligkeiten sofort einzustellen, um den Schutz der Kinder zu gewährleisten und den sicheren und zeitnahen Zugang der humanitären Hilfe für Kinder in Not zu ermöglichen.

Jedes Kind, ganz gleich wo, verdient es in Frieden aufzuwachsen.»

– Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell

*Diese Zahlen konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

Berichten zufolge wurden bisher mindestens 1300* Israelis getötet und mehr als 4121* verletzt; mindestens 2808* Palästinenser wurden getötet, darunter 724* Kinder und mindestens 9938* Palästinenser wurden verletzt – unter ihnen 2450* Kinder. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen angesichts der anhaltenden Gewalt noch weiter steigen werden.

UNICEF beobachtet ausserdem die gemeldeten Entführungen von Kindern im Süden Israels und im Gazastreifen genau und weist erneut darauf hin, dass jede Entführung von Kindern eine schwerwiegende Verletzung darstellt und fordert die sofortige Freilassung und den Schutz aller Kinder.

Schätzungsweise 339 000* Menschen wurden aufgrund von Angst, Unsicherheit und Zerstörung aus ihren Häusern aus dem Gazastreifen vertrieben. Die zivile Infrastruktur, darunter Schulen, Krankenhäuser und Notunterkünfte, ist stark gefährdet. Die Stromversorgung im Gazastreifen wurde stark eingeschränkt, so dass der Strom nur noch drei bis vier Stunden täglich zur Verfügung steht. Im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht ist es zwingend erforderlich, dass die grundlegenden Dienstleistungen jederzeit aufrechterhalten werden. Die meisten Menschen suchen Zuflucht in den 92 Schulen, die vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten betrieben werden. In Israel suchen Kinder und Familien, die gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen, Schutz in ausgewiesenen Notunterkünften und Schulen.

Angesichts des eskalierenden Konflikts ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, am gefährdetsten und am anfälligsten für Traumata sind. Ob Palästinenser oder Israelis, in erster Linie sind sie Kinder, die Schutz, Fürsorge und eine Chance auf ein Leben in Frieden verdienen. Der Aufruf von UNICEF zur sofortigen Beendigung der Feindseligkeiten und zum bedingungslosen Schutz der Kinder vor Schaden spiegelt die Dringlichkeit der Situation wider.

Trotz der schwierigen humanitären und sicherheitspolitischen Lage ist UNICEF vor Ort und arbeitet mit seinen Partnern im Gazastreifen zusammen. Aufgrund der sich entwickelnden Krise ist ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von 17 Millionen US-Dollar erforderlich, um unmittelbare humanitäre Hilfe wie medizinische Versorgung, Treibstoff sowie psychische und psychosoziale Unterstützung zu gewährleisten.

In Ländern mit hohem Einkommen, wie beispielsweise Israel, führt der Staat selbst die programmatischen Aufgaben aus, die UNICEF in Ländern mit niedrigerem Einkommen übernimmt oder unterstützt. UNICEF-Programme werden nicht benötigt. Der Israelische Fonds für UNICEF (Israelisches Nationalkomitee) wurde 2009 gegründet und setzt sich für die Förderung und Sensibilisierung der Kinderrechte in Israel sowie für die Beschaffung von Mitteln für die lebensrettende Arbeit von UNICEF in der ganzen Welt ein. Neben der Spendensammlung für UNICEF setzt sich der IFU für die Förderung und den Schutz der Kinderrechte in Israel durch Aufklärung über Kinderrechte, die Initiative für kinderfreundliche Gemeinden und die Beteiligung von Kindern ein.

*Diese Zahlen konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

Hunderttausende Kinder und ihre Familien haben heute begonnen aus dem nördlichen Gazastreifen zu fliehen, um sich vor den bevorstehenden grösseren Angriffen zu schützen. Vorausgegangen waren tagelange Bombardierungen des Gazastreifens nach den brutalen Angriffen vom 7. Oktober.  Fast eine Woche nach Beginn des Krieges sind Berichten zufolge Hunderte Kindern getötet und Tausende weitere verletzt worden.

UNICEF ruft zu einem sofortigen Waffenstillstand auf, da 1,1 Millionen Menschen – fast die Hälfte von ihnen Kinder – gewarnt wurden, einen der am dichtesten besiedelten Orte der Welt zu verlassen, bevor es zu einem gross angelegten Militärschlag kommt.

Nach tagelangen Angriffen und der Unterbrechung aller Versorgungswege haben Kinder und Familien in Gaza praktisch keine Lebensmittel, kein Wasser, keinen Strom, keine Medikamente und keinen sicheren Zugang zu Krankenhäusern mehr.

«Die Situation ist katastrophal: Die Bombardierung hält an und die Vertreibung von Kindern und Familien nimmt massiv zu. Es gibt keine sicheren Orte», sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. «Ein sofortiger Waffenstillstand und humanitärer Zugang haben oberste Priorität, um die dringend benötigte Hilfe für Kinder und Familien in Gaza zu ermöglichen. Wir brauchen eine sofortige humanitäre Feuerpause, um ungehinderten und sicheren Zugang zu Kindern in Not zu gewährleisten, unabhängig davon, wer sie sind und wo sie sich befinden. Es gibt Regeln des Krieges. Die Kinder in Gaza brauchen lebensrettende Hilfe, und jede Minute zählt.»

Häuser und wichtige Infrastrukturen liegen in Trümmern, und mehr als 423 000* Menschen sind bereits aus ihren Häusern geflohen. Einige haben in Schulen oder Krankenhäusern Zuflucht gesucht, wobei einige Schulen bei den Angriffen beschädigt wurden. Die beiden wichtigsten Krankenhäuser im Gazastreifen, denen bereits der Treibstoff ausgeht und die mit verletzten Zivilistinnen und Zivilisten überfüllt sind, wurden ebenfalls gewarnt, Patientinnen und Patienten und Personal innerhalb weniger Stunden nach Süden zu verlegen.

Im Moment gibt es für die Zivilbevölkerung praktisch keinen Weg aus dem Gazastreifen.

Die UNICEF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben weiterhin auf die dringenden Bedürfnisse der Kinder im gesamten Gazastreifen reagiert, aber der Zugang wird immer schwieriger und gefährlicher. UNICEF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden jedoch im südlichen Gazastreifen bleiben, um weiterhin Kinder in Not zu unterstützen.

UNICEF hat fast alle bereitgestellten Hilfsgüter verteilt und sich dafür eingesetzt, dass die einzige funktionierende Entsalzungsanlage im gesamten Gazastreifen mit stark reduzierter Kapazität weiterläuft. Die Anlage versorgt 75 000 Menschen mit sauberem Wasser, doch ohne Treibstoff könnte sie bald zum Stillstand kommen. Auch die Krankenhäuser wurden mit medizinischen Hilfsgütern und Medikamenten versorgt. Angesichts der vielen Verletzten gehen die Krankenhausbetten und die wichtigsten Medikamente – einschliesslich Narkosemittel – aber schnell zur Neige.

«Ein Kind ist ein Kind. Kinder überall müssen jederzeit geschützt werden und dürfen niemals angegriffen werden», sagte Russell. «Wir bekräftigen den Aufruf des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, den Befehl an über eine Million palästinensische Zivilistinnen und Zivilisten, den nördlichen Gazastreifen zu verlassen, zurückzunehmen und alle möglichen Schritte zu unternehmen, um ihre Sicherheit und ihren Schutz zu gewährleisten. Jedes Kind verdient nicht weniger.»

*Diese Zahlen konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

«Mehrere Hundert Kinder sind getötet und verletzt worden. Stündlich steigt die Zahl der getöteten Kinder in Gaza. Das Töten von Kindern muss aufhören.

Die Bilder und Geschichten sind eindeutig: Kinder mit entsetzlichen Verbrennungen, Schusswunden und verlorenen Gliedmassen. Die Krankenhäuser sind mit der Behandlung dieser Kinder völlig überfordert. Und die Zahl der Verletzten steigt weiter an.

Israelische Kinder, die in Gaza als Geiseln festgehalten werden, müssen sicher und unverzüglich mit ihren Familien und Angehörigen wiedervereint werden.

Die humanitäre Lage hat einen tödlichen Tiefpunkt erreicht, und dennoch deuten alle Berichte auf weitere Angriffe hin. Mitgefühl – und internationales Recht – müssen Vorrang haben. UNICEF ruft zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Rund 1,1 Millionen Menschen – fast die Hälfte davon Kinder – wurde aufgefordert die Stadt Gaza zu verlassen, da ein Bodenangriff des israelischen Militärs angekündigt wurde. Es handelt sich um eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt und bietet für Zivilisten keine sichere Zuflucht.

Nach tagelangen Luftangriffen und der Unterbrechung aller Versorgungswege haben Kinder und Familien in Gaza praktisch keine Lebensmittel, kein Wasser, keinen Strom, keine Medikamente und keinen sicheren Zugang zu Krankenhäusern mehr. Dem einzigen Kraftwerk im Gazastreifen ging am Mittwochnachmittag der Treibstoff aus, so dass die Strom- und Wasserversorgung sowie die Abwasseraufbereitung unterbrochen wurden. Die meisten Bewohner steht weder Trinkwasser noch Leitungswasser zur Verfügung. Mindestens sechs Wasserbrunnen, drei Wasserpumpstationen, ein Wasserreservoir und eine Entsalzungsanlage, die mehr als eine Million Menschen versorgen, wurden durch die Luftangriffe beschädigt.

Humanitäre Helfer müssen in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – überall. In jedem Krieg sind es die Kinder, die am meisten leiden – so tragischerweise auch in diesem Konflikt.»

– Statement von UNICEF Sprecher James Elder

«Der andauernde Anstieg der konfliktbezogenen Gewalt hat nach wie vor entsetzliche Auswirkungen auf das Leben von Kindern und ihren Familien in Israel und im Staat Palästina. Nichts rechtfertigt die Tötung, Verstümmelung oder Entführung von Kindern. Jede Verzögerung bei der Beendigung des Konflikts wird unweigerlich zu noch verheerenderen Folgen für die Kinder führen.

Berichten zufolge sind in den letzten 72 Stunden Hunderte von israelischen und palästinensischen Kindern getötet und viele weitere verletzt worden. Die Tötung und Verstümmelung von Kindern ist eine schwere Verletzung und die vorsätzliche Tötung ein schwerer Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht. Wir rufen alle Parteien dazu auf, Kinder nicht zur Zielscheibe zu machen und alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um ihren Schutz während der Angriffe zu gewährleisten. 

Darüber hinaus gibt es Berichte über die Entführung israelischer Kinder in den Gaza-Streifen. Die Entführung von Kindern durch eine Konfliktpartei stellt einen schweren Verstoss dar, Geiselnahmen sind nach dem humanitären Völkerrecht unter allen Umständen verboten. UNICEF fordert die sofortige und sichere Freilassung aller Geiseln.

Seit gestern gibt es nach Angaben des «United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East» (UNRWA) mehr als 187 000 neue Vertriebene im Gaza-Streifen, von denen viele in UNRWA-Schulen untergebracht sind, darunter auch zahlreiche Kinder. Einige dieser Einrichtungen sind schwer beschädigt worden.

Hunderttausende von Kindern sind von der Eskalation der Kampfhandlungen in Gaza betroffen und benötigen dringend humanitäre Hilfe und Schutz. Bereits vor dem Wiederaufflammen der Gewalt waren 1,1 Millionen Kinder im Gaza-Streifen und im Westjordanland auf humanitäre Hilfe angewiesen – das entspricht etwa der Hälfte der Kinder in diesem Gebiet. 

Wir sind äusserst besorgt über die Massnahmen, die darauf abzielen, die Versorgung des Gazastreifens mit Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff zu unterbinden. Dies wird die bereits bestehende Katastrophe für die Familien im Gaza-Streifen noch weiter verschärfen. Wenn Kindern der Zugang zu Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Versorgungsleistungen verwehrt wird, ist ihr Leben in Gefahr, ebenso wie bei Angriffen auf zivile Gebiete und die Infrastruktur - einschliesslich Gesundheitszentren, Schulen sowie Wasser- und Abwassersystemen. Alle Parteien müssen unbedingt von weiterer Gewalt und Angriffen auf die zivile Infrastruktur, einschließlich Schulen, Gesundheitszentren und Notunterkünften, Abstand nehmen.

Im Gaza-Streifen sind UNICEF und seine Partner vor Ort, um sofortige humanitäre Hilfe zu leisten, unter anderem mit medizinischen Hilfsgütern, Treibstoff sowie psychologischer und psychosozialer Unterstützung. Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage müssen die humanitären Akteure in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – ganz unabhängig davon, wo sie sich aufhalten.

UNICEF fordert die sofortige Beendigung der Kampfhandlungen und erinnert die Konfliktparteien an ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht, Kindern besonderen Schutz zu gewähren.  Jedes einzelne Kind, und zwar unabhängig davon, wer es ist und wo es sich befindet, muss geschützt werden.»

– Statement von UNICEF Sprecher James Elder

«Das Töten, die Verstümmelung oder die Entführung von Kindern ist durch nichts zu rechtfertigen - diese schweren Rechtsverletzungen werden von UNICEF auf das Schärfste verurteilt. Keine 72 Stunden nach dem Ausbruch der schrecklichen Gewalt in Israel zeigen Berichte, dass schwere Kinderrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Zahlreiche Kinder wurden getötet oder verletzt, und unzählige sind der Gewalt hilflos ausgesetzt.

UNICEF appelliert an die bewaffneten Gruppen und an die Verantwortlichen, alle Kinder, die im Gazastreifen als Geiseln festgehalten werden, unverzüglich und sicher freizulassen, um die Familien wiederzuvereinen. Ausserdem fordern wir alle Parteien auf, Kinder im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht vor Gewalt zu schützen.

Ich bin auch zutiefst besorgt über die Unterbrechung der Stromversorgung und die Verhinderung der Einfuhr von Lebensmitteln, Treibstoff und Wasser in den Gazastreifen, denn diese Massnahmen gefährden das Leben von zahlreichen Kindern.

Es ist zwingend erforderlich, dass alle Parteien von weiterer Gewalt und Angriffen auf zivile Infrastrukturen Abstand nehmen. Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage müssen die humanitären Akteure in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – in jeder Region. Ich erinnere alle Parteien daran, dass es in diesem wie in allen Kriegen die Kinder sind, die als erstes und am stärksten leiden.»

– Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell
 

«Ich bin zutiefst besorgt über das Wohlergehen der Kinder in Israel und dem Staat Palästina.

Angesichts der Tatsache, dass Berichten zufolge Hunderte Zivilisten und Zivilistinnen getötet oder verletzt wurden, beobachten wir die Situation zu Berichten über schwere Rechtsverletzungen gegenüber Kindern genau.

Die heutigen Ereignisse setzen den Trend der Gewaltausbrüche fort, die Israel und den Staat Palästina heimgesucht haben. In den letzten drei Jahren wurden 199 Kinder getötet und mehr als 2800 verletzt.

UNICEF fordert die sofortige Einstellung von bewaffneten Auseinandersetzungen und fordert alle Parteien auf, Kinder zu schützen und ihnen den besonderen Schutz zu gewährleisten, der ihnen gemäss den Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht zusteht.

Mehr als alles andere brauchen die Kinder Israels und des Staates Palästina eine dauerhafte politische Lösung der Krise, damit sie in Frieden und frei vom Schatten der Gewalt aufwachsen können.»

– Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell