Erklärung des UNICEF-Regionaldirektors für den Nahen Osten und Nordafrika Edouard Beigbeder zu den Opfern unter Kindern im Westjordanland.
«Die konfliktbedingte Gewalt bringt weiterhin Tod und Angst über die Zivilbevölkerung im Westjordanland, darunter auch Frauen und Kinder. Am 7. Februar erlag ein 10-jähriger palästinensischer Junge seinen Verletzungen, nachdem er angeblich angeschossen worden war. Zwei Tage später wurden bei einem weiteren tragischen Vorfall im Lager Nur Shams eine schwangere Frau im achten Monat und ihr ungeborenes Kind erschossen und getötet.
In den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 wurden insgesamt 13 palästinensische Kinder im Westjordanland getötet. Darunter sind sieben Kinder, die seit Beginn einer gross angelegten Militäroperation am 19. Januar im Norden des Gebiets ums Leben kamen. Zu den Opfern gehört auch ein zweieinhalbjähriges Kind, dessen schwangere Mutter bei der Schiesserei verletzt wurde.
Seit dem 7. Oktober 2023 wurden im Westjordanland, einschliesslich Ostjerusalem, 195 palästinensische Kinder und drei israelische Kinder getötet. Die Zahl der getöteten palästinensischen Kinder ist in den letzten 16 Monaten im Vergleich zum vorherigen 16-monatigen Zeitraum um 200 Prozent gestiegen.
UNICEF ist zutiefst beunruhigt über die eskalierende Gewalt, insbesondere in Dschenin. Der verstärkte Einsatz von Sprengstoffen, Luftangriffen und die weitreichenden Zerstörungen in den Gouvernements Jenin, Tulkarem und Tubas – auch in Flüchtlingslagern und anderen dicht besiedelten Gebieten – haben zu erheblichen Schäden an lebenswichtiger Infrastruktur geführt und die Versorgung mit Wasser und Strom unterbrochen.
Kinder und ihre Familien im nördlichen Westjordanland, insbesondere in den Flüchtlingslagern, sind weiterhin mit enormen Härten konfrontiert. Tausende Familien wurden durch die jüngsten Militäroperationen vertrieben, darunter in den Lagern Jenin, Nur Shams, Tulkarem und al-Faraa.
In fast 100 Schulen ist der Unterricht unterbrochen, da Lehrer und Schüler nicht sicher am Unterricht teilnehmen können. Dies verstärkt den psychologischen und sozialen Stress erheblich. Viele Kinder in den betroffenen Gebieten benötigen dringend psychische und psychosoziale Unterstützung.
UNICEF verurteilt alle Gewaltakte gegen Kinder und fordert die sofortige Einstellung bewaffneter Aktivitäten im besetzten Westjordanland. Alle Zivilisten – darunter ausnahmslos alle Kinder – müssen geschützt werden.
Humanitäre Organisationen müssen sicheren und ungehinderten Zugang erhalten, um lebensrettende Hilfe und Schutz für Kinder und ihre Familien zu leisten. Die Verschärfung der Krise unterstreicht die dringende Notwendigkeit, dass alle Parteien ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten nachkommen.
Eine dauerhafte politische Lösung, die von der internationalen Gemeinschaft unterstützt wird, ist entscheidend, damit alle Kinder in der Region in Frieden und Sicherheit leben können.
UNICEF ist bereit, mit seinen Partnern zusammenzuarbeiten, um sowohl die unmittelbaren als auch die langfristigen Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Familien im Westjordanland, einschliesslich Ostjerusalem, zu erfüllen.»