Gemeinsame Mitteilung der WHO und UNICEF zur geplanten Polio-Impfkampagne im Gazastreifen
Die Notfallreaktion auf den Polio-Ausbruch im Gazastreifen wird fortgesetzt. Eine gross angelegte Impfkampagne ist für den Zeitraum vom 22. bis 26. Februar 2025 geplant. Mehr als 591 000 Kinder unter zehn Jahren sollen mit dem neuen oralen Polio-Impfstoff Typ 2 (nOPV2) geimpft werden, um sie vor der Krankheit zu schützen. Der Grund für diese Massnahme ist der Nachweis von Polioviren in Abwasserproben in Gaza. Dies zeigt, dass das Virus weiterhin in der Umwelt vorhanden ist und Kinder gefährdet.
Menschen mit keiner oder nur geringer Immunität bieten dem Virus die Möglichkeit, sich weiter auszubreiten und die Erkrankung zu verursachen. Die aktuelle Situation in Gaza begünstigt dies: Überfüllte Notunterkünfte sowie beschädigte Wasser-, Sanitär- und Hygienesysteme fördern die fäkal-orale Übertragung des Virus. Zudem kann die verstärkte Bevölkerungsbewegung infolge der aktuellen Waffenruhe die Ausbreitung des Poliovirus zusätzlich verstärken.
Bereits im September und Oktober 2024 fanden zwei erfolgreiche Impfkampagnen im Gazastreifen statt. Dabei wurden über 95 Prozent der Zielgruppe erreicht. Doch da das Virus weiterhin in der Umwelt nachgewiesen wird, sind zusätzliche Impfmassnahmen notwendig, um jedes Kind zu erreichen und die Immunität in der Bevölkerung zu stärken. Das Virus bleibt eine ernsthafte Bedrohung für Kinder mit geringer oder fehlender Immunität – sowohl im Gazastreifen als auch in der gesamten Region.
Im Jahr 2024 standen Gesundheitsmitarbeitende vor grossen Herausforderungen, da der Zugang zu bestimmten Gebieten im Zentrum, Norden und Süden von Gaza nur mit spezieller Koordination während des Konflikts möglich war. In schwer erreichbaren Orten wie Jabalia, Beit Lahiya und Beit Hanoun, wo es keine sicheren humanitären Pausen für Impfungen gab, konnten rund 7000 Kinder in der zweiten Impfrunde nicht erreicht werden. Durch die jüngste Waffenruhe haben Gesundheitsteams nun deutlich besseren Zugang.
Seit August 2024 wurde kein neuer Polio-Fall bei Menschen gemeldet. Damals erkrankte ein zehn Monate altes Kind und erlitt eine Lähmung. Allerdings wurden im Dezember 2024 und Januar 2025 neue Umweltproben aus Deir al Balah und Khan Younis analysiert. Diese bestätigten, dass das Poliovirus weiterhin übertragen wird. Die genetische Analyse zeigt, dass der aktuelle Virusstamm mit dem im Juli 2024 in Gaza nachgewiesenen Virus verwandt ist.
Die bevorstehende Impfkampagne soll alle Kinder unter zehn Jahren erreichen – insbesondere jene, die bisher nicht geimpft wurden. So sollen Impflücken geschlossen und der Ausbruch gestoppt werden. Der Einsatz des oralen Polio-Impfstoffs trägt dazu bei, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Eine weitere Impfkampagne ist für April 2025 geplant.
Die Kampagne wird vom palästinensischen Gesundheitsministerium geleitet und mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und weiterer Partner umgesetzt.
Polio-Impfstoffe sind sicher, und es gibt keine Obergrenze für die Anzahl der Impfungen, die ein Kind erhalten kann. Jede Dosis erhöht den Schutz – besonders während eines aktiven Polio-Ausbruchs ist dies entscheidend.
WHO, UNICEF und ihre Partner begrüssen die aktuelle Waffenruhe und rufen zu einem dauerhaften Frieden auf.