Gaza: Stopp der Hilfslieferungen bedroht Kinderleben

UNICEF warnt, dass der Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen schnell zu verheerenden Folgen für Kinder und Familien führen wird, die dort ums Überleben kämpfen.

Gaza

«Die gestern angekündigten Einschränkungen bei den Hilfslieferungen werden lebensrettende Massnahmen für Zivilisten erheblich beeinträchtigen», sagte Edouard Beigbeder, UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika. «Es ist entscheidend, dass der Waffenstillstand – eine essenzielle Lebensader für Kinder – bestehen bleibt und humanitäre Hilfe ungehindert fliessen kann, damit wir unsere Hilfsmassnahmen weiter ausweiten können.»

Während der ersten Phase des Waffenstillstands konnten UNICEF und seine Partner mehr lebenswichtige Hilfsgüter liefern und mehr bedürftige Kinder erreichen. Zwischen dem 19. Januar und dem 28. Februar 2025 überquerten fast 1 000 UNICEF-Hilfstransporte die Grenze in den Gazastreifen. Sie brachten sauberes Wasser, medizinische Versorgung, Impfstoffe, therapeutische Nahrungsmittel und weitere Materialien – eine mehr als dreifache Steigerung der UNICEF-Lieferungen im Vergleich zum vorherigen Sechs-Wochen-Zeitraum.

Trotz des gestiegenen Umfangs humanitärer Hilfe bleiben die Lebensbedingungen für Kinder extrem prekär. In der vergangenen Woche starben Berichten zufolge sieben Neugeborene an Unterkühlung, weil ihnen warme Kleidung, Decken, eine sichere Unterkunft oder medizinische Versorgung fehlten. Diese vermeidbaren Todesfälle sind herzzerreissend und unterstreichen eindringlich, wie dringend weitere Hilfe benötigt wird.

Kinder und Familien in Gaza kämpfen ums Überleben – ohne ausreichend Nahrung, Medikamente oder Schutz. 19 der 35 Krankenhäuser sind nur noch teilweise funktionsfähig, das Gesundheitssystem ist weit über seine Belastungsgrenze hinaus beansprucht.

Seit Beginn des Waffenstillstands arbeiten UNICEF und seine Partner unermüdlich daran, die humanitäre Hilfe vor Ort auszuweiten. Dazu gehören:

  • Bereitstellung von warmer Kleidung für 150 000 Kinder und 245 000 Planen für 70 000 Familien.
  • Medizinische Versorgung für mehr als 25 000 Menschen.
  • Tägliche Wasserversorgung für fast 500 000 Menschen ausserhalb der Zentren sowie Reparatur der Wasserinfrastruktur, einschliesslich wichtiger Meerwasserentsalzungsanlagen.
  • Behandlung von mehr als 2 600 mangelernährten Kindern.
  • Finanzielle Soforthilfe für über 195 000 Menschen, darunter mindestens 100 000 Kinder.

Zusätzlich haben UNICEF und seine Partner in der vergangenen Woche eine Polio-Impfkampagne abgeschlossen, bei der mehr als 600 000 Kinder geimpft wurden. Darüber hinaus erhielten mindestens 14 000 Kinder ihre Routineimpfungen, um die Ausbreitung tödlicher und ansteckender Krankheiten zu verhindern.

«Der Waffenstillstand hat es uns ermöglicht, die lebensrettende Hilfe erheblich auszuweiten, aber das Ausmass der Zerstörung in Gaza ist katastrophal», sagte Beigbeder. «Der Waffenstillstand muss aufrechterhalten werden, und es muss mehr Hilfe zugelassen werden, um weiteres Leid und weitere Todesfälle zu verhindern.»

UNICEF fordert die Konfliktparteien dringend auf, ihre Verpflichtungen gemäss dem Völkerrecht vollständig zu respektieren – einschliesslich:

  • Sofortiger und wirksamer Massnahmen zur Bereitstellung dringend benötigter grundlegender Dienstleistungen.
  • Ungehinderter und sicherer Zugang für humanitäre Hilfe über mehrere Grenzübergänge.
  • Freilassung aller Geiseln.
  • Erzielung eines dauerhaften Waffenstillstands, um den Wiederaufbau zu ermöglichen und kritische Dienstleistungen für Familien und Kinder bereitzustellen.