Zürich/Sion, 20. August 2014 – Sion ist die erste Walliser und die zweite Westschweizer Stadt, die von UNICEF die Auszeichnung «Kinderfreundliche Gemeinde» erhält. Das Label steht für den Willen, die UN-Kinderrechtskonvention auf Gemeindeebene vollumfänglich umzusetzen und die Perspektiven der Kinder und Jugendlichen bei Prozessen, die sie betreffen, gezielt zu berücksichtigen.
Sion blickt auf eine rund 7000 Jahre alte Geschichte zurück und zählt heute 32 000 Einwohner – davon ein Viertel Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 25 Jahren. Seit zehn Jahren weist Sion einen Bevölkerungszuwachs von jährlich 300 Personen aus. Der Walliser Hauptort ist das wirtschaftliche Zentrum der Region und bietet unter anderem eine grosse Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten, die demnächst durch die Eröffnung eines Campus mit Lehrstühlen der EPFL und der Hochschule für Ingenieurwissenschaften der HES SO Wallis ergänzt werden. Seit heute ist Sion auch die erste Stadt des Kantons und die zweite in der Westschweiz, die von UNICEF zur «Kinderfreundlichen Gemeinde» ernannt wurde. Die offizielle Übergabe der Auszeichnung fand heute um 16.00 Uhr an einer Feier anlässlich des Schulfestes auf der Place du Scex statt.
«In der Heimat von Jean Zermatten verfolgen die Behörden von Sion seit vielen Jahren eine Jugendpolitik, deren Aufmerksamkeit insbesondere dem Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen gilt. Denn sie sind die Erwachsenen von morgen und bieten ein grosses Potential für unsere Stadt», sagt Nadine Pardo-Gilliand, Stadträtin und verantwortlich für das Ressort Jugend und Freizeit. «Die Auszeichnung von UNICEF ist eine Bestätigung und Anerkennung dafür, dass wir mit unserer Politik und den zahlreichen Angeboten für Kinder und Jugendliche, die wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern entwickelt haben, auf dem richtigen Weg sind».
«Sion zeigt bezüglich strategischer Ausrichtung, Politikmassnahmen, themenübergreifenden Netzwerken und Plattformen für Kinder und Jugendliche Vorbildcharakter», erklärt Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz, den positiven Entscheid der Jury. «Das Recht, seine eigene Meinung zu äussern, wie beispielsweise im «Forum des Jeunes», ist ein Grundpfeiler der Kinder- und Jugendpolitik von Sion und zeigt den Willen und das Engagement, das Lebensumfeld für Kinder zu verbessern und ihre Bedürfnisse in Planungs- und Umsetzungsprozesse miteinzubeziehen».
Plattformen für Kinder- und Jugendpolitik, Kinderstadtplan und Zentrum für Begegnung, Freizeit und Kultur
Im «Forum des Jeunes» können Kinder ihre Anliegen und Bedürfnisse einbringen und diskutieren. Das bereichsübergreifende Gremium «Observatoire de la jeunesse sédunoise» steht in engem Austausch mit dem «Forum des Jeunes» und stellt ein frühzeitiges Erkennen von möglichen Problemfelder sicher. Das Gremium umfasst über 20 Personen aus unterschiedlichen Bereichen wie Erziehung, Prävention, Sicherheit, Integration, Stadtentwicklung oder öffentlicher Dienst und feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen. In Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen werden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet und dem Stadtrat unterbreitet. So konnten Projekte wie telefonische Elternberatung, Sensibilisierung für den Missbrauch des Internets oder Jugendförderpreise initiiert werden. Schwerpunktthema 2014 ist die Nutzung des öffentlichen Raums durch Kinder und Jugendliche.
Die Schulwegsicherheit ist ein zentrales Thema für Sion. Im Frühjahr 2011 wurde deshalb für die Quartiere Champsec und Vissigen ein Kinderstadtplan für die Schulwegsicherheit entwickelt. Dazu wurden Eltern und Schüler befragt, welche Strassenübergänge sie als gefährlich einstufen und welche Schulwege genutzt werden. Daraus resultierte ein Plan mit eingezeichneten Einrichtungen für Kinder wie Krippen oder Spiel- und Sportplätze sowie empfohlenen Fusswegen, Fahrradwegen und Begegnungszonen. Ein ähnliches Vorgehen findet derzeit für die Schulen von Bramois und Uvrier statt. Die Einführung einer schulischen Mediation hat ihrerseits zu einer höheren Sensibilisierung für ein besseres Zusammenleben im schulischen Rahmen und darüber hinaus beigetragen, auch dank der jährlich durchgeführten Kampagne «Respekt gegenüber Menschen und Gegenständen», die seit 2010 in sämtlichen Kindergarten- und Primarschulklassen durchgeführt wird.
Kreatives Gestalten und das Entwickeln von eigenen Ideen sind weitere wichtige Aspekte in der Stadtpolitik von Sion. Dazu gehört seit fast fünfzig Jahren die Unterstützung des Freizeitzentrums «Rencontres, loisirs, cultures» (RLC). Im «Totem» werden Kinder und Jugendliche zwischen 10 bis 25 Jahren bei der Realisierung soziokultureller Aktivitäten wie Tanz, Theater, Gesang, Webradio oder audiovisuelle Werkstatt begleitet. Das «Tipi», ein kleiner, von Grün umgebener Pavillon im Quartier Châteauneuf ist für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren gedacht. Animatoren begleiten und helfen den Kindern, sei es beim Anpflanzen von Gemüse oder beim Basteln von originellen Konstruktionen aus Holz. Bei allen Einrichtungen wird darauf geachtet, dass die Kinder und Jugendlichen eigene Ideen entwickeln und umsetzen, dass sie Verantwortung übernehmen und selbstverantwortlich handeln.
UNICEF und die Kinderrechte in der Schweiz
Die UN-Kinderrechtskonvention ist seit 1997 in der Schweiz verbindlich und feiert am 20. November 2014 ihr 25-jähriges Bestehen. Als völkerrechtliches Übereinkommen verpflichtet die Konvention die Staaten, die Kinderrechte mit gesetzlichen Massnahmen zu schützen. Gemäss der Konvention haben alle Kinder ein Recht darauf, angemessen versorgt, gefördert und geschützt zu werden und sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. In der Schweiz liegt die Verantwortung zur Umsetzung der Kinderrechte bei den Kantonen und Gemeinden.
Mit der Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» wird Entscheidungsträgern von Gemeinden ein Instrument zur Verfügung gestellt, ihre Programme und Projekte auf die Auswirkungen auf Kinder zu überprüfen und Kinderfreundlichkeit zu verbessern. Diese Hilfestellung ermöglicht eine systematische Umsetzung der Kinderrechte und stärkt die Teilnahme und Teilhabe von Kindern in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Der Prozess besteht aus einem vierstufigen Modell, welcher am Ende die Auszeichnung mit dem Label «Kinderfreundliche Gemeinde» vorsieht.
Mit dem Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ausgezeichnete Gemeinden:
Arlesheim (BL), Basel (BS), Blauen (BL), Fehraltorf (ZH), Frauenfeld (TG), Hitzkirch (LU), Laupersdorf (SO), Lausanne (VD), Lyss (BE), Reinach (BL), Riehen (BS), Teufen (AR), Uznach (SG)
Als «Kinderfreundliche Gemeinde» rezertifiziert:
Wauwil / LU
Weitere Informationen über die UNICEF Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde»:
www.kinderfreundlichegemeinde.ch
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