Zürich/New York, 28. Juni 2016. UNICEF veröffentlicht heute den Bericht «Zur Situation der Kinder in der Welt 2016» mit umfassenden Daten und Fakten. Trotz erheblicher Fortschritte besteht weiterhin grosser Handlungsbedarf bei der Umsetzung der Kinderrechte. Besonders die Reduktion von Armut, hoher Kindersterblichkeit und Analphabetismus ist eine Herausforderung, die es anzupacken gilt. Bildung ist der effektivste Weg, der Armut zu entkommen. Daher braucht es dringend Investitionen für die am stärksten benachteiligten Kinder.
Der Bericht enthält aktuelle Schlüsseldaten und -fakten zu Überleben, Entwicklung, Bildung und Schutz von Kindern weltweit. Die Daten bieten verlässliche, vergleichbare und umfassende Informationen und zeigen auf, was bisher erreicht wurde und wo dringend weiterer Handlungsbedarf besteht.
Vieles konnte erreicht werden, seit die Kinderrechtskonvention 1990 in Kraft trat. Grosse Schritte wurden weltweit gemacht für die Zielsetzung, Kinderleben zu retten, Schulbildung zu fördern und Armut zu reduzieren.
Seit 1990:
- Hat sich die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, halbiert
- Gehen in 129 Ländern gleich viele Mädchen wie Buben zur Schule
- Hat sich die Kindersterblichkeit mehr als halbiert
- Konnten mit Impfprogrammen Maserninfektionen um 79 Prozent gesenkt werden, was zwischen 2000 und 2014 17 Millionen Kindern das Leben rettete
Daten und Fakten
Der Bericht hält fest, dass die ärmsten Kinder noch immer ein doppelt so hohes Risiko tragen, chronisch unterernährt zu sein und noch vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben. In grossen Teilen Südasiens und den Ländern südlich der Sahara tragen Kinder von Müttern ohne Schulbildung gar ein dreimal so hohes Risiko, ihren fünften Geburtstag nicht zu erleben, wie Kinder von Müttern mit Schulbildung. Mädchen aus armen Familien werden zweieinhalbmal so häufig als Kinder verheiratet. Besonders schlecht ist die Prognose für die afrikanischen Länder südlich der Sahara, wo 247 Millionen Kinder – also zwei von drei – in Armut leben. Es mangelt ihnen an den Mitteln, die sie brauchen, um zu überleben und sich zu entwickeln. Fast 60 Prozent der 20- bis 24-Jährigen des ärmsten Fünftels der Bevölkerung verfügen über weniger als vier Jahre Schulbildung. Wenn der Trend sich so fortsetzt, werden bis 2030 in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara mehr als die Hälfte der 60 Millionen Kinder im Primarschulalter nicht zur Schule gehen und neun von zehn Kindern in extremer Armut leben.
Basierend auf den aktuellen Trends werden bis 2030 weltweit:
- 69 Millionen Kinder noch vor ihrem fünften Geburtstag aus vermeidbaren Gründen sterben
- 167 Millionen Kinder in Armut leben
- 750 Millionen Frauen als Kinder verheiratet worden sein
Bildung als Weg aus der Armut
Obwohl Bildung das effektivste Mittel gegen Armut und Benachteiligung ist, hat sich die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, seit 2011 wieder erhöht. Rund 124 Millionen Kinder gehen heute nicht in die Primar- oder Mittelschule und fast zwei von fünf Kindern (38 Prozent), die die Primarschule abschliessen, haben nicht gelernt, zu lesen und zu schreiben oder einfache Rechenaufgaben zu lösen. Dabei steigert jedes zusätzliche Schuljahr das künftige Einkommen der heutigen Kinder um rund 10 Prozent. Und für jedes zusätzliche Schuljahr, das Jugendliche absolvieren, fällt die Armutsrate des Landes um 9 Prozent tiefer aus. Schulsysteme können Ungerechtigkeiten verschärfen, wenn die Mittel nicht dorthin fliessen, wo sie am stärksten benötigt werden. UNICEF Forschungsresultate aus Tieflohnländern zeigen, dass den Kindern der wohlhabendsten 10 Prozent der Bevölkerung rund 46 Prozent der öffentlichen Bildungsausgaben zugutekommen.
Die ungerechte Verteilung des Fortschritts und Wohlstands ist weder unvermeidbar noch unüberbrückbar. Bessere Datenerhebung über die meistbenachteiligten Kinder und integrierte, innovative Lösungen für die Probleme der Kinder, gerechtere Investitionen und stärkerer Einbezug der Gesellschaft können helfen, die Situation zu verbessern.
«Hunderten von Millionen Kindern eine gerechte Chance im Leben vorzuenthalten, gefährdet mehr als nur die Zukunft dieser Kinder. Der generationenübergreifende Kreislauf von Benachteiligung und Armut gefährdet die Zukunft der ganzen Gesellschaft», so UNICEF Direktor Anthony Lake. «Und wir haben die Wahl, jetzt in diese Kinder zu investieren oder zuzulassen, dass die Welt noch gespaltener und ungerechter wird.»
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