Beginn des neuen Schuljahres für die vier Millionen ukrainischen Schulkinder wird durch den anhaltenden Krieg schwer belastet, erklärte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell während ihres Besuchs in der Ukraine.
«Das neue Schuljahr sollte eine Zeit der Freude sein, wenn die Kinder wieder in die Klassenzimmer zurückkehren und ihren Freunden und Lehrer*innen von ihrem Sommer erzählen», sagte Russell. «Doch die vier Millionen Kinder in der Ukraine sind eher voller Angst und Sorge. Sie kehren in Schulen zurück, von denen viele während des Krieges beschädigt wurden. Sie berichten von Zerstörung und wissen nicht, ob ihre Lehrer*innen und Freunde da sein werden. Viele Eltern zögern, ihre Kinder in die Schule zu schicken, weil sie nicht wissen, ob sie dort sicher sein werden.»
Tausende von Schulen sind beschädigt oder zerstört worden. Weniger als 60 Prozent der Schulen wurden von der Regierung als sicher genug eingestuft, um wieder zu öffnen. Am ersten Tag des ukrainischen Schuljahres besuchte Russell eine wiederaufgebaute Grundschule, die zu Beginn des Krieges beschädigt wurde. Wegen der begrenzten Kapazität des Schutzbunkers können nur 300 Schüler gleichzeitig unterrichtet werden. Dies entspricht lediglich 14 Prozent der Vorkriegskapazität.
UNICEF unterstützt die Regierung, damit die Kinder in der Ukraine wieder lernen können. Rund 760 000 Kinder haben dadurch seit Kriegsbeginn an formalen oder informellen Bildungsangeboten teilgenommen. Mehr als 1,7 Millionen Kinder und Betreuende haben psychosoziale Hilfe erhalten.
«Die Schulen in der Ukraine suchen verzweifelt nach Mitteln und Wegen, um Schutzräume anstatt Spielplätze zu einzurichten. Die Kinder werden über nicht explodierte Sprengkörper unterrichtet, statt über Sicherheit im Strassenverkehr», fügte Russell hinzu. «Dies ist die harte Realität für ukrainische Schulkinder, Eltern und das Lehrpersonal.»
Zu den Bemühungen, die Kinder wieder zum Lernen zu bringen, gehören die Instandsetzung von Schulen, die Bereitstellung von Laptops, Tablets und Lernmaterialien. Kinder und das Lehrpersonal werden angeleitet, wie man sich in Zeiten des Krieges sicher verhält.
«Die Bildung der Kinder in der Ukraine ist schwer beeinträchtigt. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie und nach sechs Monaten Krieg ist ihre körperliche und mentale Gesundheit enorm belastet. Es muss mehr getan werden, um in dieser Situation zu unterstützen», sagte Russell.
Während die Schulkinder in der Ukraine ständig mit Bedrohungen für ihr Leben und ihr Wohlergehen konfrontiert sind, stehen auch geflüchtete Kinder vor Herausforderungen. Am 31. Juli 2022 waren schätzungsweise 650 000 ukrainische Flüchtlingskinder, die in zwölf Aufnahmeländern leben, immer noch nicht in deren regulärem Schulbetrieb integriert.
UNICEF arbeitet mit den Regierungen und Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass geflüchtete Kinder aus der Ukraine entweder in Schulen eingeschrieben sind oder Zugang zum Online-Lernen haben.
«Solange es keinen Frieden gibt, wird sich das Leben der Kinder und ihrer Familien in der Ukraine mit dem nahenden Winter noch schwieriger gestalten», sagte Russell. «Eisige Temperaturen und heftige Schneefälle sind nur noch wenige Monate entfernt. Deshalb arbeitet UNICEF mit der Regierung und Partnern zusammen, um Hilfsgüter für den Winter bereitzustellen, darunter warme Kleidung, Schuhe, Generatoren, Heizungen und Holzpellets.»