Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ruft zur Unterstützung der humanitären Hilfe für Kinder in 145 Ländern und Gebieten in 2022 auf.
Mehr Kinder weltweit brauchen humanitäre Hilfe als je zuvor seit der Gründung von UNICEF. UNICEF ruft in seinem jährlichen Nothilfeaufruf Regierungen und Öffentlichkeit zur Unterstützung von Hilfsprogrammen für 327 Menschen in 145 Ländern auf, die von humanitären Krisen, der Pandemie und den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind, darunter mehr als 177 Millionen Kinder. Insgesamt werden hierfür im kommenden Jahr 9,4 Milliarden US-Dollar benötigt – damit steigt der Hilfsbedarf um rund 31 Prozent im Vergleich zu 2021.
«Millionen Kinder weltweit leiden unter den Auswirkungen von Konflikten, extremen Wetterereignissen und der Klimakrise», sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. «Fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie und vor dem Hintergrund einer instabilen Weltwirtschaft, wachsender Armut und zunehmender Ungleichheit hat sich die Lage der Kinder weiter verschlimmert. Wie immer trifft es Kinder, die sich bereits in schwierigen Situationen befinden, am stärksten. Sie brauchen dringend Hilfe.»
Allein für die Nothilfeprogramme für Kinder in Afghanistan benötigt UNICEF zwei Milliarden US-Dollar. Mehr als 13 Millionen Kinder am Hindukusch sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund eine Million Mädchen und Jungen sind von schwerer akuter Mangelernährung bedroht. Gleichzeitig steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps.
Weitere 933 Millionen US-Dollar werden für den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie benötigt. Mit den finanziellen Mitteln soll der sogenannte „Access to Covid-19 Tools Accelerator“ (ACT-A) unterstützt werden. Ziel von ACT-A ist es, die Entwicklung, Produktion und den gerechten Zugang zu Covid-19-Tests, Medikamenten und Impfstoffen zu beschleunigen. Noch immer bedroht die Corona-Pandemie die Bildung, die Gesundheit, die Ernährung und das Wohlergehen von Kindern auf der ganzen Welt.
UNICEF benötigt ausserdem 909 Millionen US-Dollar für geflüchtete Kinder und Familien aus Syrien und aufnehmende Gemeinden in Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei, 334 Millionen US-Dollar für die Nothilfe innerhalb Syriens, 484 Millionen US-Dollar für den Jemen und mehr als 356 Millionen US-Dollar für humanitäre Hilfsprogramme in der Demokratischen Republik Kongo.
Für die Nothilfe in Äthiopien, wo 15,6 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen sind und Hunderttausende von Kindern wegen schwerer Gewalt im Norden des Landes ihr Zuhause verlassen mussten, benötigt UNICEF 351 Millionen US-Dollar.
Grösster humanitärer Appell in der Geschichte von UNICEF
Der Nothilfeaufruf für 2022 ist der grösste humanitäre Appell in der Geschichte von UNICEF und erfolgt vor dem Hintergrund eskalierender Konflikte, die immer mehr Kinder und Familien in Not bringen. Angriffe gegen Kinder in Konfliktgebieten und auf die zivile Infrastruktur, die für das Überleben der Kinder entscheidend ist, finden weiter in alarmierendem Masse statt. Im vergangenen Jahr wurden fast 24,000 schwere Kinderrechtsverletzungen offiziell verifiziert – das sind 72 Kinderrechtsverletzungen pro Tag.
Gleichzeitig verstärkt der Klimawandel die Häufigkeit und die Intensität von Krisen. Die Zahl klimabedingter Katastrophen hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht. Mehr als 400 Millionen Kinder leben in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit.
Mit den Geldern des weltweiten Nothilfeaufrufs für Kinder will UNICEF in 2022:
• 7,2 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandeln;
• 62,1 Millionen Kinder gegen Masern impfen;
• 53,4 Millionen Menschen mit sauberem Wasser versorgen;
• 27,9 Millionen Kindern und Betreuenden Zugang zu Massnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Hilfe ermöglichen;
• 21,3 Millionen Kinder und Frauen mit Massnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Hilfsangeboten erreichen;
• 51,9 Millionen Menschen Zugang zu sicheren und leicht zugänglichen Anlaufstellen zu ermöglichen, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch durch Mitarbeitende von Hilfsorganisationen zu melden;
• 77,1 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten eröffnen, einschließlich frühkindlicher Bildung und
• 23,6 Millionen Familien mit finanziellen Hilfen unterstützen.
Im Jahr 2021 hat UNICEF gemeinsam mit seinen Partnern unter anderem:
• 2,4 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandelt;
• 5 Millionen Kindern und Betreuenden Zugang zu Massnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Hilfe ermöglicht;
• 34 Millionen Menschen mit ausreichend sauberem Wasser zum Trinken, Kochen und zur Körperpflege versorgt;
• 22,4 Millionen Kindern und Frauen grundlegende Gesundheitsversorgung in Einrichtungen ermöglicht, die von UNICEF unterstützt werden;
• 110,7 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten eröffnet, einschliesslich frühkindlicher Bildung;
• 812,2 Millionen Menschen mit Aufklärungsmassnahmen zur Vermeidung von Krankheiten und durch Zugang zu Gesundheitsdiensten erreicht;
• 3,2 Millionen Menschen Zugang zu sicheren Anlaufstellen verschafft, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch zu melden;
• 8,6 Millionen Frauen, Mädchen und Jungen den Zugang zu Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Hilfsangeboten ermöglicht und
• 14,9 Millionen Menschen mit finanziellen Hilfen erreicht.
Der diesjährige Nothilfeaufruf von UNICEF wird auf dem Child Youth Forum «CY21» vorgestellt, bei dem Kinder und Jugendliche virtuell mit führenden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um bewährte und neue Lösungen zu identifizieren und erarbeiten, um die Kinderrechte voranzubringen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen.