Millionen Kinder weltweit sind seit Wochen aufgrund von Schulschliessungen und Bewegungseinschränkungen länger und häufiger im Internet. Hierdurch sind sie auch vermehrten Online-Risiken ausgesetzt. UNICEF ruft Regierungen, Internetunternehmen, Schulen und Eltern zu mehr Wachsamkeit und Unterstützung von Mädchen und Jungen im Netz auf.
In 188 Ländern sind die Schulen geschlossen – weltweit sind davon 1,5 Milliarden Kinder und Jugendliche betroffen. Durch die Covid-19-Pandemie verbringen viele von ihnen immer mehr Zeit online, denn dies ist die einzige Möglichkeit, um weiter zu lernen, mit anderen in Kontakt zu bleiben, zu spielen und Freizeitangebote wahrnehmen zu können. In einigen Weltregionen ist die Internetnutzung seither um 50 Prozent gestiegen. Doch nicht alle Kinder haben das Wissen, die Ressourcen und die Kompetenzen, die Möglichkeiten der Online-Kommunikation zu nutzen und sich angemessen vor Online-Risiken zu schützen.
Je mehr Zeit die Mädchen und Jungen online verbringen, desto anfälliger werden sie für Kinderrechtsverletzungen wie sexuelle Ausbeutung oder Cyber-Grooming durch Täterinnen und Täter, die versuchen, die neue Situation auszunutzen. Die vermehrte Internetnutzung erhöht auch das Risiko, dass die Heranwachsenden ungewollt mit schädlichen und Gewalt darstellenden Inhalten konfrontiert werden, im Internet gemobbt werden oder potenziell gefährliche Kontakte aufnehmen. Während ältere Kinder oft mit den sozialen Medien vertraut sind, nutzen nun auch Kinder unter 13 Jahren zunehmend soziale Netzwerke, die nicht auf sie zugeschnitten sind.
Gemeinsam mit seinen internationalen Partnern* hat UNICEF deshalb Leitlinien veröffentlicht, um Kinder im Internet besser zu schützen. Zu den vorläufigen Handlungsempfehlungen gehört:
- Regierungen müssen sicherstellen, dass die zentralen Akteure des Kinder- und Jugendschutzsystems für alle Kinder und Jugendliche und ihre Familien auch in Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit erreichbar bleiben und handlungsfähig sind. Personal im Gesundheits-, Bildungs- und sozialen Sektor sollte zu den Risiken für Kinder, die durch die Pandemie steigen, geschult werden – natürlich auch zu den erhöhten Online-Risiken. Kinder, Jugendliche und Eltern sollten verstärkt zu sicherem Verhalten im Internet sensibilisiert und aufgeklärt werden. Dazu gehört auch, dass Anlauf- und Beschwerdestellen im Internet sowie Hotlines ausgebaut werden und allen bekannt sind.
- Technologieunternehmen und Anbieter müssen in die Pflicht genommen werden, Kinder und Jugendliche noch besser vor schädlichen und rechtswidrigen Inhalten sowie Übergriffen im Internet zu schützen. Dazu zählen Melde- und Beschwerdestellen für Kinder und Jugendliche auf den entsprechenden Internetseiten sowie die konsequente Einrichtung von altersgemäßen Voreinstellungen bei Online-Angeboten, um Nutzungsrisiken für Kinder- und Jugendliche zu begrenzen. Darüber hinaus können beispielsweise Internet-Plattformen bei der Verbreitung von Kinderschutz-Hotlines und Anlaufstellen einen wichtigen Beitrag leisten.
- Schulen sollten ihre Kinderschutz-Konzepte anpassen, um die neuen Internet basierten Lernformen möglichst sicher zu machen. Die Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs im virtuellen Raum sollte im Rahmen des Online-Unterrichts klar thematisiert und mit den Kindern und Jugendlichen vereinbart werden. Auch muss sichergestellt werden, dass die Kinder und Jugendlichen weiterhin Zugang zu schulischen Beratungsstellen haben.
- Eltern können Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, im Internet zu lernen, mit anderen in Kontakt zu treten oder zu spielen. Dabei sollten sie ihre Kinder auch über die Risiken informieren. Sie sollten ihre Vorbildrolle im Umgang mit digitalen Medien erkennen und ausfüllen. Eltern können mit ihren Kindern Regeln dafür aufstellen, wie, wann und wo das Internet genutzt werden sollte. Wenn Kinder und Jugendliche Anzeichen von Stress, Angst oder Niedergeschlagenheit im Kontext der Internet-Nutzung zeigen, sollten Eltern sofort aktiv werden und sich gegebenenfalls Hilfe suchen.
Service für die Redaktionen:
Die Leitlinien zum Schutz von Kindern im Internet während der Covid-19-Pandemie stehen hier zum Download zur Verfügung.
*Global Partnership to End Violence Against Children, International Telecommunication Union (ITU), United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO), UN Office on Drugs and Crime (UNODC), WePROTECT Global Alliance, World Health Organization (WHO) und World Childhood Foundation USA
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Mediensprecher
UNICEF Schweiz und Liechtenstein
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