Stellungnahme von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Ankündigung eines Waffenstillstands im Gazastreifen.
«UNICEF begrüsst das gestern verkündete Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen. Dies ist längst überfällig – für die Kinder und Familien im Gazastreifen, die seit mehr als einem Jahr unter Bombenangriffen und grosser Not leiden, ebenso wie für die Geiseln im Gazastreifen und ihre Familien in Israel, die viel Leid erfahren haben.
Die Kinder im Gazastreifen mussten den höchsten Preis zahlen: Mindestens 14 500 Kinder sind gestorben und Tausende weitere wurden verletzt. Schätzungsweise 17 000 Mädchen und Buben sind unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt. Fast eine Million wurde aus ihren Häusern vertrieben.
Der humanitäre Bedarf ist enorm. UNICEF und seine Partner stehen bereit, ihre Hilfe weiter auszubauen. Der Waffenstillstand muss endlich ermöglichen, dass humanitäre Helferinnen und Helfer sicher Nothilfe im Gazastreifen leisten können. Dazu gehört ein uneingeschränkter Zugang, um Kinder und Familien mit Grundnahrungsmitteln, medizinischer und psychosozialer Hilfe, sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen, Bildung sowie Bargeldhilfe zu versorgen. Ebenso wichtig ist die Wiederaufnahme des kommerziellen LKW-Verkehrs.
Angesichts des Zusammenbruchs der Grundversorgung im Gazastreifen müssen wir dringend handeln, um Kinderleben zu retten und ihnen eine Chance auf Erholung zu geben. Weniger als die Hälfte der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen ist noch funktionsfähig, was das Risiko für den Ausbruch von Infektionskrankheiten erhöht und weitere Kinder in Gefahr bringt. Die Wasserproduktion erreicht nur 25 Prozent der Kapazität, und nahezu alle 2,1 Millionen Menschen im Gebiet leiden unter grosser Ernährungsunsicherheit. Zudem sind 95 Prozent der Schulgebäude in Gaza beschädigt oder zerstört.
Die Einhaltung des Waffenstillstands ist entscheidend. Die Konfliktparteien müssen den Waffenstillstand vollständig respektieren und dringend benötigte Hilfslieferungen über alle verlässlichen Zugangspunkte in den Gazastreifen zulassen. Gleichzeitig muss die Sicherheitslage verbessert werden. Nur so kann UNICEF mangelernährte Kinder behandeln, Impfungen für 420 000 Kinder unter fünf Jahren nachholen und den Ausbruch von Krankheiten wie Polio, Masern und Cholera verhindern.
UNICEF appelliert an die Konfliktparteien, eine dauerhafte politische Lösung zu finden. Diese Lösung muss die Rechte und das Wohlergehen der jetzigen und zukünftigen Generationen von Kindern in den Mittelpunkt stellen.
Der Krieg in Gaza hat den Kindern bereits so viel abverlangt. Wir müssen jetzt handeln und uns gemeinsam für eine bessere Zukunft für alle Kinder einsetzen.»