Ukraine: Knapp 2000 getötete oder verletzte Kinder seit Kriegsausbruch

Erklärung des UNICEF-Regionalbüros für Europa und Zentralasien und der Sonderkoordinatorin für die Flüchtlings- und Migrantenhilfe in Europa, Regina De Dominicis.

Die 15-jährige Nastia steht vor einem von Kugeln durchbohrten Gebäude.
Die 15-jährige Nastia hat Anfang des Jahres eine Landminenexplosion überlebt. «Wenn das Schrapnell meinen Hals nur einen halben Zentimeter weiter links getroffen hätte, wäre meine Halsschlagader durchtrennt worden. Im Krankenhaus sagte man mir, dass ich den 3. Februar als meinen zweiten Geburtstag betrachten kann.»

«Seit der Eskalation des Krieges vor mehr als zwei Jahren sind in der Ukraine mindestens 1993 Kinder getötet oder verletzt worden. Das sind durchschnittlich zwei Kinder pro Tag. Diese Zahlen konnten von der UNO überprüft werden, wir wissen aber, dass die tatsächliche Zahl wahrscheinlich viel höher ist.

Wie wir in allen Kriegen beobachten müssen, kosten die rücksichtslosen Entscheidungen und Handlungen von Erwachsenen Kinder ihr Leben, ihre Sicherheit und ihre Zukunft. Neben den getöteten Kindern und den körperlichen Schäden, die durch die Angriffe verursacht wurden, haben viele Kinder in der Ukraine Verluste und Gewalt erlebt, die sich negativ auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirken. Die Hälfte der jungen Teenager berichtet von Schlafstörungen, jeder fünfte leidet unter negativen Gedanken und Flashbacks.

Nächsten Monat geht ein weiteres Schuljahr zu Ende und damit das vierte Jahr, in dem der Unterricht unterbrochen wurde. Fast die Hälfte der Kinder, die in der Ukraine zur Schule gehen, verpassen den persönlichen Unterricht. Knapp eine Million Kinder im ganzen Land haben aufgrund der unsicheren Lage keinen Zugang zu Unterricht vor Ort.

UNICEF arbeitet in der gesamten Ukraine an der Wiederherstellung von Schulen und Unterkünften und stellt Kindern Lernpakete für zu Hause und Online-Lernhilfen zur Verfügung. Allein im vergangenen Jahr erreichten wir 1,3 Millionen Kinder mit formalen und nicht-formalen Lernangeboten. Insgesamt 2,5 Millionen Kinder und ihr Betreuungspersonal erhielten psychosoziale Unterstützung.

UNICEF fordert weiterhin einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und den Schutz aller Kinder vor Schaden. Dazu gehört auch die Beendigung des brutalen Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten und der Angriffe auf zivile Einrichtungen und Infrastrukturen, denen Kinder unverhältnismässig stark zum Opfer fallen.

Die Kinder in der Ukraine brauchen dringend Sicherheit, Stabilität, Zugang zu Bildungseinrichtungen, Kinderschutz und psychosoziale Unterstützung. Mehr als alles andere brauchen die Kinder in der Ukraine Frieden.»