Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat die Bildung von mehr als fünf Millionen Kindern beeinträchtigt, warnte UNICEF am heutigen Internationalen Tag der Bildung und rief zu verstärkter Unterstützung auf. Es gilt sicherzustellen, dass die Kinder nicht weiter in einen Bildungsrückstand geraten.
«Schulen und frühkindliche Bildungseinrichtungen geben Kindern ein entscheidendes Gefühl von Struktur und Sicherheit, und wenn sie nicht die Möglichkeit zum Lernen bekommen, kann das lebenslange Folgen hinterlassen», sagte Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektor für Europa und Zentralasien. «Es ist keine Option, die Bildung der Kinder einfach zu verschieben und so die Zukunft einer ganzen Generation zu riskieren. Wir können keinen Pausenknopf drücken und irgendwann darauf zurückkommen, wenn andere Prioritäten erledigt sind» meinte die Regionaldirektorin.
Der anhaltende Einsatz von Sprengstoffwaffen - auch in bewohnten Gebieten - hat dazu geführt, dass Tausende Schulen, Vorschulen und anderen Bildungseinrichtungen im ganzen Land beschädigt oder zerstört wurden. Gleichzeitig zögern viele Eltern, ihre Kinder aus Sicherheitsgründen in die Schule zu schicken.
In der Ukraine arbeitet UNICEF mit der Regierung zusammen, um den Kindern zu einem Wiedereinstieg in den Unterricht zu verhelfen – in den Klassenzimmern, wenn diese als sicher gelten und durch Onlineunterricht oder andere lokal organisierte Wege, wenn ein Lernen vor Ort nicht möglich ist. Während mehr als 1,9 Millionen Kinder Zugang zu Online-Lernangeboten hatten und 1,3 Millionen Kinder an einer Kombination aus Präsenz- und Online-Unterricht teilnahmen, haben die jüngsten Angriffe auf die Elektrizitäts- und andere Energieinfrastrukturen flächendeckende Stromausfälle verursacht. Was bedeutet, dass selbst die Teilnahme am virtuellen Unterricht eine ständige Herausforderung darstellt.
Auch die Situation ausserhalb der Ukraine ist besorgniserregend: Schätzungsweise zwei von drei ukrainischen Flüchtlingskindern sind derzeit nicht im Bildungssystem des Aufnahmelandes integriert. Dafür gibt es mehrere Gründe, unter anderem überlastete Bildungskapazitäten. Ausserdem haben sich viele Flüchtlingsfamilien zu Beginn der Krise bis in den Sommer hinein für das Online-Lernen ukrainischer Schulen entschieden, da sie hofften, schnell nach Hause zurückkehren zu können.
«UNICEF wird weiterhin mit der ukrainischen Regierung und den Regierungen der Aufnahmeländer zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die es Kindern in Konfliktgebieten und Vertriebenen ermöglicht, ihre Ausbildung fortzusetzen», sagte Afshan Khan.
Innerhalb der Ukraine fordert UNICEF ein Ende der Angriffe auf Bildungseinrichtungen und andere zivile Objekte, einschliesslich der Energieinfrastruktur, auf die Kinder und Familien angewiesen sind. Darüber hinaus fordert UNICEF eine verstärkte Unterstützung, um sicherzustellen, dass Kinder Zugang zu Offline-Lernmaterialien und -Inhalten haben, damit sie weiter lernen und mit Mitschülern und Lehrerpersonen in Kontakt bleiben können. Zu dem fordert UNICEF die Unterstützung für den Wiederaufbau und die Instandsetzung von Schulen und Vorschulen.
In den Aufnahmeländern von Flüchtlingen fordert UNICEF, dass die Integration ukrainischer Flüchtlingskinder in die nationalen Bildungssysteme auf allen Bildungsebenen, insbesondere in der frühkindlichen Bildung und der Grundschulbildung, Vorrang hat. Es ist wichtig, dass die zuständigen Behörden die rechtlichen und administrativen Hindernisse, die den Zugang der Kinder zur formalen Bildung auf allen Ebenen behindern, ermitteln und beseitigen. Wo der Zugang zum Bildungssystem nicht sofort gewährleistet werden kann, ruft UNICEF dazu auf, insbesondere für Kinder im Sekundarschulalter mehrere Zugänge zum Lernen zu bieten.