10 Dinge, die Sie über Impfungen wissen sollten

Die Weltimpfwoche hat vor allem das Ziel, über die Wichtigkeit von Impfungen aufzuklären und Regierungen, Partner und Spender zur Unterstützung aufzurufen – jedes Jahr aufs Neue. Denn Krankheiten wie Masern, Kinderlähmung (Polio) oder Tetanus gehen uns alle an und lassen sich nur wirksam bekämpfen, wenn möglichst viele Menschen geimpft sind. In diesem Jahr steht die Weltimpfwoche unter dem Motto #VaccinesWorkforAll.

© UNICEF/UN0155470/Sujan
Aua! Dieser Junge in Bangladesch verzieht sein Gesicht, aber der kurze Pieks rettet ihm womöglich das Leben.

In der Schweiz und anderen Industrieländern entscheiden sich einige Eltern bewusst dagegen, ihre Kinder zu impfen – mit schwerwiegenden Folgen. In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr sechsmal so viele Maserninfektionen verzeichnet wie im Vorjahr. Aber die Hauptlast der gefährlichen Krankheiten – und das sind Masern, Kinderlähmung und Co – tragen die Entwicklungs- und Schwellenländer.

In den betroffenen Ländern haben viele Eltern gar keine Wahl, weil sie es sich nicht leisten können, ihre Kinder impfen zu lassen, weil es keine Gesundheitsstation in erreichbarer Nähe gibt, weil Konflikte sie daran hindern oder weil ihnen das Wissen darüber fehlt, wie wichtig Impfungen sind.

Wegen der Covid-19-Pandemie mussten viele Länder ihre Impfkampagnen unterbrechen. Dies gefährdet die Kinder umso mehr. Anfang April warnten die Weltgesundheitsorganisation und UNICEF davor, dass lebensrettende Impfkampagnen gegen Masern für mehr als 117 Millionen Kinder vorerst gestoppt werden mussten.
 

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Warum Impfungen so wichtig sind

 

1.    Kinderkrankheiten sind nicht harmlos

Jährlich sterben schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren weltweit an Krankheiten, vor denen sie durch verfügbare Impfungen geschützt gewesen wären. Jedes vierte Kleinkind starb weltweit an Lungenentzündung, Masern oder Durchfallerkrankungen. Ein Großteil der Ansteckungen hätte durch Impfungen vermieden werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Impfverweigerung inzwischen auf die Top-Ten-Liste der globalen Gesundheitsgefahren gesetzt.

2.    Beispiel Masern

Noch vor einigen Jahrzehnten haben große Masern-Epidemien jährlich geschätzte 2,6 Millionen Menschen getötet. Weltweit haben Impfungen gegen Masern zwischen 2000 und 2018 23,2 Millionen Kindern das Leben gerettet. Aber: 2018 starben immer noch rund 140 000 Menschen an den Folgen von Masern. Aktuell gibt es sogar wieder eine Zunahme von Masern-Ausbrüchen – wegen fehlendem Impfschutz. So erreichte die Zahl der gemeldeten Masern-Fälle im Jahr 2019 einen neuen Höchststand in den USA. Albanien, Tschechien, Griechenland und Grossbritannien verloren im vergangenen Jahr ihren Status als masernfrei. 
 

© UNICEF/UNI154106/Madhok
Der vierjährige Akram aus Afghanistan hat Masern. Seinen Eltern war nicht bewusst, wie wichtig es ist, ihren Sohn zu impfen.

3.    Babys und Kinder ohne Impfschutz

Weltweit ist die Zahl der geimpften Kinder zwar gestiegen, aber 2019 erhielten 13,5 Millionen Kinder keinen Impfschutz. Betroffen sind vor allem die Kinder aus den ärmsten Familien in Entwicklungs- und Schwellenländern, obwohl sie den Schutz am dringendsten brauchen. Denn Mädchen und Jungen aus armen Familien sind häufig bereits durch Mangelernährung geschwächt. Viele Kinder können zudem wegen Unsicherheit, Konflikten sowie dem Zusammenbruch von öffentlichen Gesundheitsdiensten in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten nicht geimpft werden.

4.    Konflikte fördern Krankheiten

Zwei von fünf der nicht geimpften Kinder leben in einem Konfliktland oder fragilen Staat ohne funktionierendes Gesundheitssystem. Wie wichtig Impfungen sind, sieht man auch daran, was ohne sie passiert. So ist zum Beispiel Kinderlähmung (Polio) in Syrien 2013 erstmals wieder aufgetreten, weil im Bürgerkrieg vielerorts das Gesundheitssystem zusammengebrochen ist und Routineimpfungen nicht mehr überall stattfanden.

Im Jemen sind 2017 über eine Million Menschen an Cholera oder wässrigem Durchfall erkrankt, 58 Prozent der Fälle betrafen Kinder. Unter Flüchtlingen der Rohingya-Minderheit ist 2017 eine Diphterie-Epidemie ausgebrochen, die sich im Flüchtlingslager schnell ausbreiten konnte. Durch breit angelegte Impfkampagnen ist es gelungen, die Epidemien einzudämmen. 

© UNICEF/UN0155464/Sujan
Ein Junge in einem Flüchtlingslager für geflüchtete Rohingya in Bangladesch erhält eine Diphterie-Impfung.

Doch das Risiko weiterer Ausbrüche bleibt bestehen: Allein im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind seit Anfang letzten Jahres mehr als 5 300 Kinder an Masern gestorben. Deshalb führt UNICEF im April 2020 im Kongo eine Impfkampagne gegen Masern durch – wegen des Coronavirus unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. 150.000 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren sollen geimpft werden.

5.    UNICEF-Mitarbeiter impfen unter Einsatz ihres Lebens

Für das Überleben und gesunde Aufwachsen von Kindern ist den UNICEF-Mitarbeitern und Tausenden freiwilligen Helfern kein Weg zu weit. Sie fahren von Ort zu Ort, gehen von Tür zu Tür, informieren Eltern und impfen jedes einzelne Kind. Viele Helfer riskieren sogar ihr Leben, damit auch in Konfliktregionen Mädchen und Jungen Impfschutz erhalten – zum Beispiel in Afghanistan, Irak, Jemen, Südsudan oder Syrien. Allein 2017 hat UNICEF die Impfung von fast 20 Millionen Kindern unterstützt, die in von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffenen Regionen leben.

© UNICEF/UN060902/Al-Issa
Eine Gesundheitshelferin in einem stark zerstörten Viertel von Ost-Aleppo in Syrien gibt der dreijährigen Nada eine Schluckimpfung zum Schutz vor Kinderlähmung (Polio).

6.    Logistische Herkulesaufgabe

UNICEF plant und organisiert riesige Impf-Aktionen von der Bestellung der Impfstoffe über den lückenlosen gekühlten Transport, Schulungen von Helfern bis hin zu Informations- und Aktivierungskampagnen – damit am Ende zum Beispiel über 100 Millionen Kinder in einem riesigen Land wie Indien innerhalb weniger Tage geimpft werden können. Nach dem Wirbelsturm Idai und den Überschwemmungen haben UNICEF und WHO mit einer gross angelegten Impfkampagne 900 000 Menschen in Mosambik gegen Cholera geimpft.

© UNICEF/UNI184260/Lucky8 LLC
Für den Schutz von Kindern vor gefährlichen Krankheiten ist den Helferinnen und Helfern kein Weg zu weit und jedes Transportmittel recht.

7.    Grösster Impfstoff-Lieferant der Welt

UNICEF hat allein im Jahr 2018 rund 2,3 Milliarden Impfdosen für rund 100 Länder bereitgestellt und damit 45 Prozent aller Kinder weltweit mit Impfstoffen versorgt. Da wir ein grosser Abnehmer sind, können wir die Kosten senken, zum Beispiel auf weniger als umgerechnet 70 Cent pro Dosis Fünffach-Impfstoff.

Zwischen 2000 und 2017 haben wir zusammen mit Regierungen und Partnern insgesamt über zwei Milliarden Kinder geimpft. Jedes Jahr erreichen wir die Hälfte aller Kinder weltweit mit lebensrettenden Impfungen. Und warum tun wir das alles?

8.    Impfungen retten Leben

Kurz gesagt: Impfungen retten Leben! Wir haben das Ziel fest vor Augen, dass kein Kind mehr an vermeidbaren Krankheiten sterben soll. Jedes Kind hat ein Recht auf Überleben und gesunde Entwicklung. Impfungen sind ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Nach Schätzungen von UNICEF und WHO werden durch Impfungen jährlich bis zu drei Millionen Kinder gerettet.

9.    Erfolgsstorys

Durch Impfungen sind die Masern-Todesfälle drastisch gesunken, Polio-Fälle gab es 2019 nur noch in zwei Ländern, und Neugeborenen-Tetanus ist in den meisten Ländern der Welt eliminiert. Die Pocken gelten als ausgerottet. Neue Hoffnung gibt zum Beispiel ein seit einigen Jahren eingesetzter Cholera-Impfstoff.

© UNICEF/UN0198144/Nazer
Als Reaktion auf den Ausbruch von Polio in 2015 und 2016 wurden im März 2018 etwa 460 000 Kinder in Laos gegen die Krankheit geimpft.

Tetanus bei Müttern und Neugeborenen, das in den meisten Fällen tödlich verläuft, wurde in fast allen Ländern der Welt eliminiert. Auch in den verbleibenden 12 Ländern wollen wir Neugeborenen-Tetanus endgültig beseitigen. 

10.    Impfungen wirken

Sie gehören nachweislich zu den wirksamsten und effektivsten Maßnahmen, um das Überleben und gesunde Aufwachsen von Kindern zu sichern und haben dazu beigetragen, dass die Kindersterblichkeit seit 1990 halbiert wurde. Impfungen sind kostengünstig und in jedem Fall viel preiswerter, als Krankheiten zu behandeln und Epidemien zu bekämpfen, wenn sie erst einmal ausgebrochen sind.

Vielleicht tut eine Spritze einen kurzen Moment lang ein klein bisschen weh – aber dafür schützt sie zuverlässig vor Krankheiten, die lebenslange Folgen haben oder sogar tödlich verlaufen können.

*Dieser Beitrag stammt von unserer Kollegin Ninja Charbonneau von UNICEF Deutschland