Bericht zum Polio-Ausbruch in Syrien und Irak

In Syrien und Irak sind 38 Fälle von Polio bestätigt. UNICEF hat reagiert und eine noch nie da gewesene Impf-Kampagne durchgeführt. Nach Abschluss dessen ersten Phase zieht UNICEF in einem heute veröffentlichten Bericht Bilanz.

News Jul/Aug 2014

Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO hat UNICEF einen neuen Bericht über den Polio-Ausbruch in Syrien und den angrenzenden Ländern veröffentlicht. Anlass der Veröffentlichung ist die grösste Polio-Impfkampagne im Nahen Osten, dessen erste Phase abgeschlossen wurde.

Vergangenen Oktober wurde in Syrien der erste Fall von Polio seit 1999 bestätigt. Aktuell sind 38 Ansteckungen bekannt, davon 36 in Syrien und 2 im Irak. UNICEF und seine Partnerorganisationen haben schnell und grossflächig reagiert. Innerhalb weniger Tage konnte 60 000 Kinder den lebensrettenden Impfstoff verabreicht werden.

Polio unmittelbare Folge des Bürgerkriegs

Polio war ein während langer Zeit vergessener Feind des Nahen Osten. Mit dem andauernden Bürgerkrieg hat er sich seinen Weg zurück gekämpft. Der Virus kümmert sich weder um Grenzen noch Checkpoints und kann sich sehr schnell fortbewegen. Bis vor wenigen Jahre hatte Syrien ein hoch entwickeltes Gesundheitssystem. Mit Ausbruch des Bürgerkriegs wurde nicht nur diese Gesundheits-Infrastruktur zerstört, sondern weitere Umstände haben die Verbreitung des Virus begünstigt: Tausende von Angestellte im Gesundheitsbereich haben das Land verlassen und arbeiten nicht mehr in diesem Bereich. Durch die Flüchtlings-Bewegungen kann sich das Virus weiter ausbreiten. Die Hygiene-Bedingungen in den provisorischen Unterkünften der Vertriebenen sind oft katastrophal.

Die folgenden Zahlen sind beeindruckend und sprechen für sich:
Seit Oktober 2013 hat UNICEF:

  • 105 Millionen Polio-Impfdosen bereit gestellt
  • 25 Millionen Kinder unter 5 Jahren in Syrien, Libanon, Jordanien, Irak, Türkei, Iran, Palästina und Ägypten erreicht
  • 13 819 Kühlboxen zum sicheren Transport von Impfstoff beschafft
  •  544 Gefriertruhen beschafft

Einsatz unter schweren Bedingungen

UNICEF konnte auf den grossartigen Einsatz von 7143 Gesundheitshelfern zählen. 2563 von Ihnen sind in mobilen Equipen unterwegs und grossen Gefahren und Hindernissen ausgesetzt. Ein Gesundheitshelfer in der Provinz Deir Ezzor im Nordosten Syriens erzählt: „Ein Luftangriff im Mai letzten Jahres hat die Brücke zerstört, die die beiden Flussufer verbindet. Jetzt nehmen ich und drei andere Helfer das Boot, um die Kinder auf der anderen Seite zu erreichen.“

Aktuell leben in Syrien 765 000 Kinder unter 5 Jahren in unzugänglichen Regionen. Der Gesundheitshelfer erklärt weiter: „Einige Dörfer in Syrien sind zurzeit von der Aussenwelt abgeschnitten, da es jeden Tag Kämpfe gibt. Während den letzten beiden Impf-Kampagnen haben wir viele Kinder nördlich des Euphrats nicht erreichen können. Aber wir werden nicht aufgeben. Wir setzen uns weiter dafür ein, Zugang zu allen syrischen Kindern zu erhalten, unabhängig davon, wo sie leben.“

Keine „Mission Impossible“
Der neue Bericht zeigt auch auf, dass es keine unmögliche Mission ist, Polio in der Region wieder auszurotten. Darum rufen die Verfasser erneut dazu auf, die Gewalt unverzüglich zu beenden, den humanitären Mitarbeitern und der medizinischen Ausrüstung uneingeschränkten und sicheren Zugang zu allen Regionen zu gewähren und die Finanzierung für zukünftige Impf-Kampagnen zu sichern.


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