Die eskalierende Gewalt und Vertreibung im Osten der Demokratischen Republik Kongo hindert Hunderttausende Kinder am Schulbesuch. Für viele besteht die Gefahr, dass sie nie wieder zum Unterricht zurückkehren.
Bereits vor der jüngsten Eskalation des Konflikts stand das Bildungssystem im Osten der DR Kongo unter enormem Druck – unter anderem aufgrund der hohen Zahl vertriebener Menschen. Mehr als 6,5 Millionen Menschen, darunter 2,6 Millionen Kinder, sind derzeit in der Region auf der Flucht.
Seit Beginn des Jahres hat die heftige Gewalt zur Schliessung von mehr als 2500 Schulen und Lernorten in Nord-Kivu und Süd-Kivu geführt, darunter auch Schulen in Lagern für Geflüchtete. Durch zerstörte, beschädigte oder als Unterkünfte zweckentfremdete Schulgebäude werden nun 795 000 Kinder ihrer Bildung beraubt – ein drastischer Anstieg gegenüber den 465 000 betroffenen Kindern im Dezember 2024. Zählt man die Provinz Ituri hinzu, sind nun über 1,6 Millionen Kinder im Osten der DR Kongo ohne Schulbildung.
«Dies ist eine verzweifelte Situation für Kinder», sagte Jean Francois Basse, kommissarischer UNICEF-Vertreter in der DR Kongo. «Bildung – und die unterstützenden Strukturen, die sie bietet – sind essenziell, damit Kinder ein Gefühl von Normalität bewahren, sich erholen und nach diesem Konflikt wieder aufbauen können.»
Obwohl die Schulen in Goma am 9. Februar wieder geöffnet wurden, erschienen nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler zum Unterricht. Eltern äusserten ihre Angst, dass die Sicherheitslage weiterhin zu gefährlich sei.
In Krisenzeiten spielen Schulen eine entscheidende Rolle, um Stabilität zu bewahren und einen sicheren Ort zu bieten, der Kinder vor Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen und sexueller Gewalt schützt. Zudem ermöglichen Schulen traumatisierten Kindern den Zugang zu psychosozialer Unterstützung.
UNICEF unterstützt die Fortsetzung der Bildung im Osten der DR Kongo zusammen mit Partnerorganisationen, indem temporäre Lernräume eingerichtet sowie Schulmaterialien, Hygiene- und Sanitärkits verteilt werden. Zudem prüft UNICEF den Einsatz von Radiounterricht und beschleunigten Lernprogrammen, um die am stärksten marginalisierten Kinder, auch in entlegenen Dörfern, zu erreichen. Da in und um Goma Minen und nicht explodierte Sprengkörper gefunden wurden – teils auch in oder nahe an Schulen –, wird UNICEF zudem eine führende Rolle in der Minenrisiko-Aufklärung übernehmen.
«In den vergangenen zwei Jahren haben wir massiv in Bildungsstrukturen in den Vertriebenenlagern rund um Goma investiert», erklärte Basse. «Doch diese sind nun weitgehend leer, und wir machen uns grosse Sorgen, dass die erneut vertriebenen Kinder nie wieder zur Schule zurückkehren könnten.»
UNICEF ruft zu schnellem Handeln auf und bittet um 52 Millionen US-Dollar, um den dringenden Bildungsbedarf von 480 000 Kindern zu decken. Zudem fordert UNICEF die Konfliktparteien auf, Bildungseinrichtungen und andere zivile Objekte gemäss ihren Verpflichtungen nach internationalem Recht zu respektieren und die militärische Nutzung von Schulen unverzüglich zu beenden.