Seit Ausbruch des Konfliktes im Sudan erhöht sich die Gefahr führ tausende Kinder und ihre Familien stetig. Neben den gewaltvollen Ausschreitungen sorgt ebenso die bevorstehende Regenzeit für ein erhöhtes Krankheitsrisiko und verzögert zusätzlich den humanitären Zugang zu den Menschen in Not.
Bis zum 23. Juni haben mehr als 140 000 sudanesische Flüchtige und 34 000 tschadische Rückkehrende die Grenze überquert - über 90 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Angesichts der anhaltenden Gewalt im Sudan wird erwartet, dass weitere Tausende die Flucht in den Tschad antreten müssen. Die Kinder und ihre Familien, die aus der benachbarten sudanesischen Region Darfur in den Osten des Tschad gelangt sind, stehen nun erneut vor Herausforderungen: Sie suchen einem Land Zuflucht, das zu einem der ärmsten der Welt gehört.
Die Flüchtlinge berichten von ihrer Flucht aus niedergebrannten Dörfern, von Zivilisten, die angegriffen und getötet werden, einige von ihnen bei dem Versuch, die Grenze zum Tschad zu überqueren. Viele sind verletzt oder haben Angehörige verloren, und mehrere Kinder haben im Chaos der Konflikte oder auf der Flucht ihre Familien aus den Augen verloren.
«Der Schrecken, den Kinder und Familien im Sudan erleben, weitet sich im Tschad schnell zu einer schweren Krise aus», sagt Jacques Boyer, UNICEF-Vertreter im Tschad. «Uns gehen die Mittel aus, um den ankommenden Kindern und Familien zu helfen, und wir befürchten zunehmend, dass diese humanitäre Notlage den sehr fragilen Zusammenhalt über die Grenzen hinweg brechen könnte.»
Die meisten Flüchtlinge erreichen den Tschad über 27 Grenzübergänge in den Provinzen Ouaddai, Sila und Wadi Fira. In diesen Orten ist das Ausmass an Armut und Entbehrung mit am höchsten im Land. Der Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen wie Wasser, einer Unterkunft, medizinischer Versorgung und Bildung ist extrem eingeschränkt. Die Menschen vor Ort stehen unter zusätzlichem Druck, die sehr knappen Ressourcen zwischen der Bevölkerung und den Flüchtenden zu teilen. Da der Handel mit dem Sudan vollständig eingestellt wurde, sind auch die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe erheblich gestiegen.
Seit Beginn der Krise ist UNICEF im Sudan und konnte bereits einiges erreichen:
- Den Bau von Bohrlöchern, um den Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleisten, die Bereitstellung von Wasseraufbereitungsanlagen für den Hausgebrauch und Vermittlung von Hygienemassnahmen, um durch Wasser übertragene Krankheiten zu vermeiden.
- Die Einrichtung von kinderfreundlichen Räumen, um Kindern einen sicheren Ort zu bieten, psychosoziale Unterstützung zu leisten und getrennte und unbegleitete Kinder zu identifizieren und mit ihren Familien zusammenzuführen.
- Die Bereitstellung von wichtigen Medikamenten, Impfstoffen und Nahrungsmitteln für die Gesundheitszentren in den Flüchtlingsdörfern.
- Die Sensibilisierung von Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften für wichtige Familienpraktiken, sozialen Zusammenhalt und die Verhinderung von sexueller Ausbeutung und Missbrauch.
«Diese Krise eskaliert von Tag zu Tag, und wir brauchen schnell Hilfe, um die Auswirkungen der humanitären Katastrophe, die sich vor unseren Augen abspielt, zu begrenzen», betont Jacques Boyer. Da der Bedarf an lebenswichtiger Hilfe weiter steigt, schätzt UNICEF gemeinsam mit seinen Partnern, dass weitere 310 000 Flüchtige und Rückkehrer bis Dezember 2023 erwartet werden. Mehr als die Hälfte der Menschen ist bis Mitte Juni bereits aus dem Sudan in den Tschad geflohen. Mit dem Beginn der Regenzeit und dem Einsetzen schwerer Regenfälle im Tschad wird der Zugang zu den betroffenen Provinzen erheblich erschwert, so dass eine sofortige Ausweitung der Hilfsmassnahmen dringend erforderlich ist.