Kinder, die in einem reichen Land aufwachsen, haben nicht alle den gleichen Zugang zu vorschulischen und schulischen Angeboten. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer UNICEF Bericht.
Auch die wohlhabenden Länder sind weit davon entfernt, allen Kindern die gleichen Startchancen zu bieten. Das ist die Hauptaussage des Berichts «An Unfair Start: Inequality in children’s education in rich countries», den das UNICEF Forschungszentrum Innocenti heute veröffentlicht hat. Es handelt sich um die 15. Ausgabe der Serie «Report Card», mit der UNICEF seit 2000 die Situation von Kindern in Industrieländern untersucht.
Der Bericht vergleicht die Stufen Vor-, Primar- und Sekundarschule in 41 Mitgliedstaaten der EU und der OECD. Die Chancenungleichheit wird im Wesentlichen an zwei Indikatoren festgemacht: Auf Vorschulniveau ist dies der Prozentsatz der Kinder, die ein Jahr vor dem offiziellen Eintritt in die Grundschule eine Einrichtung wie einen Kindergarten besuchen. Bei der Primar- und der Sekundarstufe werden die Leistungen der schlechtesten und der besten Schüler verglichen. Besonderes Gewicht legt die Studie auf die Situation der 15-Jährigen, weil sie die Ungleichheit am Ende der obligatorischen Schule abbildet.
«Alle reichen Länder können und müssen viel mehr für Kinder aus benachteiligten Familien tun, da sie am ehesten in Rückstand geraten.»
Allein die Rangliste der Länder fördert Überraschendes zutage. So schneiden manche Länder auf den drei Stufen ganz unterschiedlich ab: Irland und Slowenien etwa liegen im Bereich der Vorschule im letzten Drittel, steigen aber bei der Primarschule ins mittlere und bei der Sekundarschule ins oberste Drittel auf. Umgekehrt ist die Situation in Frankreich oder den Niederlanden: Hier besuchen überdurchschnittlich viele Kinder eine Vorschule, doch am Ende der obligatorischen Schulzeit belegen die Länder einen Platz im letzten Drittel. Der angestrebten Gleichstellung am Ende der obligatorischen Schulzeit kommen Lettland, Irland und Spanien am nächsten.
Zu den Faktoren, die den Lernerfolg der Kinder in der Schule wesentlich beeinflussen, gehören der Wohlstand, der Beruf und die Herkunft der Eltern. So besuchen Kinder aus ärmeren Haushalten in den meisten Ländern weniger oft einen Kindergarten als Kinder aus wohlhabenderem Elternhaus, und selbst wenn sie die obligatorische Schule auf dem gleichen Niveau abschliessen, nehmen sie deutlich seltener ein Hochschulstudium in Angriff. Ähnliches gilt für Kinder von Einwanderern der ersten, aber auch der zweiten Generation.
Die Autoren des Berichts sind überzeugt, dass die bestehenden Ungleichheiten nicht unvermeidbar sind. Sie fordern deshalb von der Politik verstärkte Anstrengungen, um allen Kindern einen fairen Start ins Leben zu ermöglichen.