Mutter mit Neugeborenem in Malawi

Geburtenregistrierung in Malawi

Im südostafrikanischen Binnenstaat Malawi werden weniger als 40 Prozent der Kinder bei der Geburt registriert, und ein weitaus geringerer Anteil hat eine Geburtsurkunde. Diese Tatsache versperrt ihnen den Zugang zu staatlichen Dienstleistungen. Deshalb setzt sich UNICEF dafür ein, dass Kinder in Malawi vor dem Gesetz sichtbar werden.

Neugeborene, die nicht in einem Geburtsregister aufgenommen werden, sind juristisch inexistent und deshalb einem höheren Risiko von Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt. Für nichtdokumentierte Kinder ist zudem der Zugang zu staatlicher Bildung und medizinischer Versorgung schwierig bis unmöglich, und das Gesetz legt ihnen auch später Steine in den Weg: Erwachsene ohne Geburtsschein können keinen Pass beantragen, haben keine Bürger- und Wahlrechte, können kein Konto eröffnen, keinen Besitz erwerben, keine Erbschaft antreten und nicht offiziell reisen. 

Das Problem: niedrige Melderaten bei Geburten in Gesundheitseinrichtungen. Nur gerade 22 Prozent der Geburten in Gesundheitseinrichtungen werden einer Behörde gemeldet und noch viel weniger werden zeitnah im elektronischen Geburtenregistrierungssystem erfasst. Das ist eine grosse verpasste Chance, denn: 

  • Etwa 90 Prozent aller Geburten finden in den 645 Gesundheitseinrichtungen des Landes statt; 
  • In über 580 Gesundheitseinrichtungen werden Schwangerenvorsorgeuntersuchungen durchgeführt, bei denen die Botschaft der Geburtenregistrierung hervorgehoben werden könnte; 
  • Impfungen für Säuglinge bis zu 9 Monaten in diesen Gesundheitseinrichtungen bieten ebenfalls Möglichkeiten, Kinder zur Geburtenregistrierung zu überweisen.
     

Von Juli 2021 bis Dezember 2023 unterstützte UNICEF Schweiz und Liechtenstein ein Programm zur Stärkung der Geburtenregistrierung in Malawi. Ziel war es, in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium die institutionellen Mechanismen des Nationalen Registrierungsbüros zu verbessern, so dass bis 2030 alle Geburten im Land registriert werden. Der Fokus lag dabei auf drei ausgewählten Distrikten (Kasungu, Mzimba und Zomba).

Zusammen mit dem Gesundheitsministerium wurden Richtlinien für den Prozess der Geburtenregistrierung erarbeitet, damit dieser im ganzen Land standardisiert abläuft. Mehr als 600 Gesundheitspflegerinnen und -pfleger in 254 Gesundheitseinrichtungen wurden geschult und erwarben wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten über Geburtenregistrierungsverfahren. Dies führte zu einem Anstieg der Geburtenregistrierungsraten um 44 Prozent. Im Jahr 2022 wurden in einem Massenregistrierungsverfahren 618 000 Kinder unter 16 Jahren in den drei Distrikten registriert und mehr als 95 Prozent der registrierten Kinder erhielten eine Geburtsurkunde.

Um das Ziel zu erreichen, bis 2030 100% der Geburten zu registrieren, sind nachhaltige Veränderungen nötig. UNICEF unterstützt das Gesundheitsministerium weiterhin u.a. bei:

  • der Digitalisierung des Geburtenregistrierungssystems in über 550 Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land;
  • dem Ausbau der Kapazitäten von Gesundheitsfachkräften, Hebammen, kommunalen Gesundheitshelfern und ehrenamtlichen Helfern als Geburtsmelder durch Schulungen, Mentoring, Coaching und unterstützende Supervision;
  • der Beschaffung von Geburtenregistrierungsformularen und Blanko-Geburtsurkunden.