Myanmar: Verheerende Erdbebenfolgen für Kinder

Statement von Julia Rees, stellvertretende UNICEF-Leiterin in Myanmar, beim heutigen Pressebriefing im Palais des Nations in Genf.

Eine Frau stillt ihr Kind.
Kinder und Familien suchen in Mandalay, Myanmar, nach Schutz. Viele Gebäude und wichtige Infrastrukturen wurden zerstört. Bewohner fürchten sich vor der Rückkehr in beschädigte Gebäude aufgrund anhaltender Nachbeben.

«Das tödlichste Erdbeben, das Myanmar seit vielen Jahrzehnten erschüttert hat, hat besonders die Kinder getroffen.

Ich bin gerade aus einigen der am stärksten betroffenen Gebiete zurückgekehrt, wo ich gemeinsam mit unseren Teams erste Hilfsgüter verteilt habe. Was ich dort gesehen habe, war erschütternd.

Ganze Gemeinden wurden dem Erdboden gleichgemacht. Kinder und Familien schlafen im Freien, da sie kein Zuhause mehr haben, zu dem sie zurückkehren könnten. Ich habe Kinder getroffen, die unter Schock standen, nachdem sie miterleben mussten, wie ihre Häuser einstürzten oder Familienangehörige ums Leben kamen. Einige wurden von ihren Eltern getrennt, andere werden noch immer vermisst.

Das Ausmass der Zerstörung ist immens. Häuser, Schulen, Krankenhäuser und wichtige Infrastrukturen wie Brücken und Stromleitungen wurden beschädigt oder zerstört. Die Bevölkerung ist ohne Strom und Telekommunikation. Ganze Gemeinden sind ohne Wasser, Nahrung, Obdach, Medikamente und finanzielle Mittel.

Und doch ist diese Krise noch nicht vorbei. Die Nachbeben halten an. Such- und Rettungsmassnahmen laufen weiter. Noch immer werden Leichen aus den Trümmern geborgen. Ich war gestern in einem Krankenhaus, in dessen Umgebung ein Rettungsteam in den vergangenen zwei Tagen zwanzig Leichen geborgen hat. An diesem Morgen zogen sie drei Leichen heraus und fanden dabei einen Überlebenden. Kinder warten voller Angst darauf, mit ihren vermissten Eltern wiedervereint zu werden. Eltern suchen verzweifelt nach ihren Kindern.

Das psychische Trauma ist immens. Für Kinder, die bereits zuvor unter Konflikten und Vertreibung litten, bedeutet diese Katastrophe zusätzliche Angst und Verlust.

Gemeinsam mit Partnern liefert UNICEF aus Beständen in unseren Warenlagern Hygienepakete, medizinische Ausrüstung und therapeutische Nahrung. Wir arbeiten unter extrem schwierigen Bedingungen – ohne Strom, ohne fliessendes Wasser, ohne sanitäre Anlagen, oft unter freiem Himmel, genau wie die Gemeinschaften, denen wir helfen.

Darüber hinaus mobilisieren wir weitere 80 Tonnen lebenswichtiger Hilfsgüter aus unseren globalen Logistikzentren. Doch das reicht bei Weitem nicht aus – nicht angesichts des Ausmasses dieser Katastrophe.

Der Bedarf ist gewaltig – und er wächst mit jeder Stunde. In den betroffenen Regionen herrscht ein akuter Mangel an sauberem Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung.

Schon vor diesem Erdbeben waren mehr als 6,5 Millionen Kinder in Myanmar auf humanitäre Hilfe angewiesen. Jeder dritte Vertriebene im Land ist ein Kind. Das Erdbeben hat eine weitere Krise hinzugefügt und bereits gefährdete Familien noch tiefer in Not gestürzt.

Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, umgehend zu handeln. Wir brauchen dringend finanzielle Mittel, um unsere Hilfe auszuweiten. Bisher ist weniger als zehn Prozent des UNICEF-Nothilfeappells 2025 für Myanmar gedeckt. Ohne zusätzliche Ressourcen können wir nicht jedes betroffene Kind erreichen.

Kinder mit schweren Verletzungen benötigen dringend medizinische Versorgung. Viele von ihnen sind tief traumatisiert – sie haben Angehörige verloren oder wurden selbst aus den Trümmern gerettet. Je länger wir warten, desto gravierender sind die Folgen für das Leben und die Zukunft dieser Kinder.»