Gemeinsame Erklärung der UNFPA-Exekutivdirektorin Dr. Natalia Kanem, der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, des Hohen Kommissars des OHCHR Volker Türk, der Exekutivdirektorin von UN Women Sima Bahous und des WHO-Generaldirektors Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus.
«Heute, am Internationalen Tag der Nulltoleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung, bekräftigen wir unser Engagement für die Mädchen und Frauen, die dieser schweren Menschenrechtsverletzung ausgesetzt waren. Die Stimme jeder Überlebenden ist ein Aufruf zum Handeln, und jede Entscheidung, mit der sie ihr Leben zurückerobern, trägt zur weltweiten Bewegung zur Beendigung dieser schädlichen Praxis bei.
Mehr als 200 Millionen der heute lebenden Mädchen und Frauen sind betroffen. Allein in diesem Jahr sind weitere 4,4 Millionen Mädchen von dieser schädlichen Praxis bedroht. Dies entspricht mehr als 12 000 Fällen pro Tag.
Im Einklang mit den Verpflichtungen, die in der Erklärung und der Aktionsplattform von Peking, auf der 25. Jahrestagung der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung, auf der Konferenz über die Gleichstellung der Generationen und in anderen normativen Rahmenwerken, einschliesslich des Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau und der Kinderrechtskonvention und ihrer allgemeinen Empfehlungen sowie des Ziels 5.3 der nachhaltigen Entwicklung, eingegangen wurden, bekräftigen wir unsere Verpflichtung, diese schädliche Praxis gegen Frauen und Mädchen zu verhindern und dagegen vorzugehen.
Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Verletzung der Rechte von Frauen und Mädchen, die ihre körperliche und geistige Gesundheit gefährdet und ihre Möglichkeiten einschränkt, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Sie erhöht ihr Risiko für schwere Schmerzen, Blutungen und Infektionen sowie die Wahrscheinlichkeit anderer gesundheitlicher Komplikationen im späteren Leben, einschliesslich Risiken während der Geburt, die wiederum das Leben ihrer Neugeborenen gefährden können.
Deshalb ist es in unserem Streben nach einer Welt ohne Diskriminierung und Praktiken, die Mädchen und Frauen schaden, unerlässlich, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf die Stimmen richten, die am wichtigsten sind - die Stimmen der Überlebenden. Überlebende kennen aus erster Hand die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, und die erforderlichen Instrumente zur Beseitigung dieser Praxis. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir in die von Überlebenden geführten Bewegungen investieren, indem wir Ressourcen bereitstellen, die ihre Bemühungen fördern.
Wir müssen auch dafür sorgen, dass umfassende und kultursensible Dienste verfügbar und zugänglich sind. Dazu gehört die Stärkung der Gesundheitsversorgung und der sozialen und rechtlichen Dienste zur Unterstützung der Überlebenden.
UNFPA und UNICEF als federführende Organisationen des gemeinsamen Programms zur Beseitigung von Genitalverstümmelungen, OHCHR, UN Women und WHO sowie andere Einrichtungen der Vereinten Nationen bleiben standhaft bei der Zusammenarbeit mit Überlebenden als Verfechterinnen und Anführerinnen der Gemeinschaft und stellen sicher, dass ihre Stimmen und Perspektiven in die Programme zur Prävention und Bekämpfung von Genitalverstümmelungen einfliessen. Die Investition in den Aufbau von Bewegungen und die Förderung der Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen ist das Kernelement des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zur Beseitigung von weiblicher Genitalverstümmelung.
Wir feiern die Fortschritte, die erzielt worden sind: Die Praxis der Genitalverstümmelung ist in den letzten drei Jahrzehnten rückläufig. In den 31 Ländern mit national repräsentativen Daten zur Häufigkeit der Genitalverstümmelung ist heute etwa eines von drei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren betroffen, während es in den 1990er Jahren noch eines von zwei war.
Im vergangenen Jahr unterstützte das gemeinsame UN-Programm mehr als 11 000 Organisationen, von denen 83 Prozent basisdemokratische Organisationen waren, die mit Koalitionen und von Überlebenden geführten Bewegungen zusammenarbeiten, sich für Änderungen in der Politik und der Gesetzgebung und für Veränderungen der sozialen und geschlechtsspezifischen Normen einsetzen.
Es besteht jedoch ein dringender Bedarf an noch gezielteren, besser koordinierten und nachhaltigeren Bemühungen, wenn wir unser gemeinsames Ziel, die Genitalverstümmelung von Frauen bis 2030 zu beenden, erreichen wollen. Gemeinsam, angeführt von Überlebenden, können wir diese schädliche Praxis ein für alle Mal hinter uns lassen.»