Ein Grossteil der Familien in Jemen kann sich selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. In den Gesundheitszentren werden immer mehr akut mangelernährte Kinder behandelt.
Wenig hätte gefehlt, und die einjährige Doa wäre in aller Stille an einer Lungenentzündung gestorben. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihrem Vater Hussein, Geld zu leihen, um das kranke Mädchen zum nächsten Gesundheitszentrum zu bringen. Dort stellten die Ärzte nicht nur eine Lungenentzündung, sondern auch akute Mangelernährung fest. Dank Medikamenten und therapeutischer Spezialnahrung konnte Doa gerettet werden.
Das Gesundheitszentrum im jemenitischen Gouvernement al-Hudaia, das von UNICEF finanziert wird, nimmt täglich schwer akut mangelernährte Kinder wie Doa auf. Neben der medizinischen Versorgung der Kinder bemühen sich die Ärzte und Pflegekräfte, den verzweifelten Eltern zur Seite zu stehen. Sie geben Tipps, wie sich Rückfälle vermeiden lassen, verteilen Zusatznahrung und bleiben wenn möglich mit den Familien in Kontakt.
Doch Dhia Al-Haq Al-Omari, ein Arzt des Zentrums, weiss, dass er das Grundproblem nicht lösen kann: die unvorstellbare Armut der meisten Familien im Land. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs sind die Preise selbst für Grundnahrungsmittel in astronomische Höhen gestiegen. «Wir können die Kinder behandeln, die zu uns gebracht werden», sagt Al-Omari, «doch medizinische Versorgung und Beratung reichen nicht aus. Die wirtschaftliche Lage von Doas Familie ist so prekär, dass sich ihr Gesundheitszustand möglicherweise bald wieder verschlechtert.»
UNICEF behandelte in Jemen zwischen Januar und Juli 2019 fast 160 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung – 30 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Wie immer sind es die Kinder, die den höchsten Preis zahlen in einem Konflikt, für den sie am allerwenigsten verantwortlich sind.