Diese 11 vergessenen Krisen brauchen mehr Unterstützung

Jürg Keim
Jürg Keim

Heute sind so viele Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie und ihre Familien sind bedroht von Krisen wie Krieg, Vertreibung, Krankheitsausbrüchen und rasant steigenden Zahlen von Unterernährung. Gleichzeitig verschlimmert der Klimawandel diese Krisen, und neue Krisenherde entstehen. Der folgende Blog beschreibt elf Länder, bei denen die verfügbaren finanziellen Mittel nicht ausreichen und entsprechende Unterstützung benötigt wird, um die Grundbedürfnisse von Kindern und Familien zu sichern.

©UNICEF/UN0579998/Lateef

Die Lage ist zwar schlimm, aber keineswegs hoffnungslos. Wir wissen, wie wir die am stärksten gefährdeten und bedürftigsten Kinder erreichen können. Ob es um die Verteilung von Winterkleidung geht, um die Bereitstellung von sicheren Unterkünften für vertriebene Familien oder um die Verteilung von Medikamenten wie therapeutischer Fertignahrung, UNICEF ist vor Ort - von Bangladesch bis Jemen, von Haiti bis Südsudan.

© UNICEF/UN0594309/Naftalin

Die enormen Überschwemmungen im Südsudan haben verheerenden Folgen für die Bevölkerung im Land verursacht. Ernten wurden zerstört, Weideflächen für Rinder und anderes Vieh wurden überflutet und Familien waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Da Hunger und Unterernährung in den überschwemmten Regionen zunehmen, droht der Bevölkerung in einigen Gemeinden ohne nachhaltige humanitäre Hilfe der Hungertod. 

UNICEF arbeitet daran, Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung, eine der grössten, lebensgefährlichen Bedrohungen für Kinder, zu untersuchen und zu behandeln. Auch führt UNICEF Massnahmen ein, um Familien auf künftige Naturkatastrophen vorzubereiten. So stellt UNICEF beispielsweise erhöhte Einrichtungen zur Verfügung, um die Auswirkungen von wiederholten Überschwemmungen zu verringern.

© UNICEF/UN0716827/Al-Haj

Nach acht Jahren Konflikt stehen die Versorgungssysteme, auf die Jemens Familien angewiesen sind, weiterhin am Rande des totalen Zusammenbruchs. Mehr als 11 000 Kinder wurden seit 2015 getötet oder verletzt. Der gewaltsame Konflikt, die wiederkehrenden Naturkatastrophen sowie die massive Vertreibung haben dazu geführt, dass mehr als zwei Millionen Kinder akut mangelernährt sind und ums Überleben kämpfen.

UNICEF ist im Jemen vor Ort und bietet lebensrettende Gesundheits- und Ernährungshilfe durch Massnahmen an wie etwa die Früherkennung und Behandlung von Mangelernährung bei Kindern. Diese Behandlung erfolgt durch Einnahme der therapeutischen Nahrung «Plumpy Nut», eines, eines der wirksamsten Mittel zur Bekämpfung von Mangelernährung. Diese reichhaltige Erdnusspaste enthält wichtige Mikronährstoffe und hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, Millionen von Kindern auf der ganzen Welt zu behandeln.

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Eine Kombination von politischen Unruhen, Bürgeraufständen und Bandenkämpfen sowie lähmende Armut und Naturkatastrophen war bereits seit Jahren eine grosse Herausforderung für die Menschen in Haiti. Hinzu kommt ein Anstieg der Cholerafälle im Jahr 2022, der das Leben und die Gesundheit der Kinder zusätzlich bedroht hat.

Gemeinsam mit ihren Partnern bleibt UNICEF auch bei der extrem instabilen Lage zum Schutz der Menschen in Haiti und sorgt dafür, dass Cholera-Kits, Wasserreinigungstabletten und sauberes Wasser geliefert werden. Um die Mangelernährung einzudämmen, untersucht UNICEF auch Kinder, um sicherzustellen, dass diejenigen, die Hilfe benötigen, in mobilen Kliniken und anderen Einrichtungen behandelt werden können. 

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Die Eskalation des bewaffneten Konflikts sowie der wiederholte Ausbruch von tödlichen Krankheiten, fordern von Millionen von Kindern in der Demokratischen Republik Kongo einen hohen Tribut. Das Land hat weltweit die zweithöchste Zahl von Binnenflüchtlingen. Die katastrophalen Verhältnisse in den Lagern, in denen die Familien leben, bergen Gefahren für die Kinder, die einem erhöhten Risiko von Gewalt und Krankheiten ausgesetzt sind.

Trotz der schwer vorrausehbaren Umweltbedingungen in Teilen des Landes werden die Programme für die am stärksten gefährdeten Familien fortgesetzt. Darunter fällt die Bereitstellung von Wasser, die Errichtung sanitärer Anlagen, Hygiene- und Kinderschutzmassnahmen sowie Gesundheits- und Ernährungsversorgung.

© UNICEF/UN0761224/Butt

Die Regenfälle, die im Jahr 2022 in weiten Teilen Pakistans zu historischen Überschwemmungen führten, mögen zwar vorbei sein, aber die Krise für die Kinder ist es nicht. Auch Monate nach den Überschwemmungen stehen Anbauflächen und Dörfer noch immer unter Wasser. Rund acht Millionen Menschen leben weiterhin in überschwemmten Gebieten oder angrenzend zu diesen. Viele dieser Familien hausen in behelfsmässigen Zelten am Strassenrand oder in der Nähe der Trümmer ihrer Häuser – oft direkt neben verseuchtem und stehendem Wasser.

UNICEF reagiert weiterhin auf den dringenden Bedarf an humanitärer Hilfe und sorgt für die Wiederherstellung und Sanierung bestehender Gesundheits-, Wasser-, Abwasser- und Bildungseinrichtungen für die heimkehrenden Familien.

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Rund 1,7 Millionen Menschen in Burkina Faso sind auf der Flucht – 60 Prozent von ihnen sind Kinder. Grund dafür sind vor allem politische Unsicherheit, die Auswirkungen des Klimawandels sowie Wirtschafts- und Gesundheitskrisen. Die mit der Vertreibung verbundenen Ängste, Depressionen und anderen stressbedingten Probleme können die emotionale und körperliche Gesundheit der Kinder ein Leben lang beeinträchtigen.

In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen konzentriert sich UNICEF auf die Schaffung sicherer Zonen. Dort werden regelmässig, organsierte Aktivitäten angeboten, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, Fähigkeiten zu entwickeln, mit Krisen umzugehen, Probleme zu lösen, ihre Emotionen zu regulieren und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

© UNICEF/UN0697910/Oo

Der sich verschärfende Bürgerkonflikt in Myanmar wirkt sich immer stärker auf Kinder und ihre Familien aus. Etwa 5,6 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. Die Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser haben ein alarmierendes Ausmass angenommen. Mittlerweile wurde von schweren Verletzungen der Kinderrechte in bewaffneten Konflikten berichtet. Der Konflikt hat die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten für Kinder, einschliesslich routinemässiger Impfungen, verhindert und droht die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder in Myanmar nachhaltig zu beeinträchtigen.

Angesichts der hohen Zahl ungeimpfter Kinder setzt sich UNICEF dafür ein, dass alle bedürftigen Kinder vollständig geimpft werden. Darüber hinaus macht sich UNICEF stark, den Kindern Zugang zu sicheren Lernumgebungen zu ermöglichen und arbeitet mit Partnern zusammen, um die Kinder in ganz Myanmar über die Risiken von Sprengkörpern aufzuklären.

© UNICEF/UN0275529/Albaba AFP-Services

Im Staat Palästina sind Kinder nach wie mit einer andauernden Besatzung konfrontiert. Rund 2,1 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen Kinder, benötigen humanitäre Hilfe.

Seit 2009 unterstützt UNICEF im gesamten Gazastreifen Familienzentren, die psychosoziale Betreuung für Kinder anbieten. Kinder, die spezialisierte Betreuung benötigen – zum Beispiel solche, die in zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz Gewalt ausgesetzt sind – erhalten eine zuständige Fachperson, die direkt mit ihnen und ihren Familien arbeitet. Diese Familienzentren bieten auch einen sicheren Ort zum Spielen und für Gruppenaktivitäten, was die Entwicklung der Kinder fördert. Zudem tragen diese Zentren dazu bei, die Kinder über Sicherheitsbedrohungen aufzuklären. Dabei lernen sie mitunter, wie sie Kriegsmaterialrückstände erkennen können.
 

© UNICEF/UN0722312/Kidero

Nach fünf ausgefallenen Regenperioden in Folge erlebt Kenia die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Ohne Wasser können die Pflanzen nicht gedeihen, und Tiere und Vieh sterben. Der daraus resultierende Verlust an nahrhafter Nahrung sowie die schlechten sanitären Einrichtungen haben dazu geführt, dass Hunderttausende von Kindern wegen Mangelernährung behandelt werden müssen. Diese Kinder sind zu dünn und ihr Immunsystem ist so stark geschwächt, dass oft ihr Leben auf dem Spiel steht. 

In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der Vereinten Nationen sowie nationalen und internationalen Organisationen unterstützt UNICEF weiterhin die kenianische Regierung. Darunter fällt die Durchführung von Ernährungsuntersuchungen, die Verteilung der Erdnusspaste «Plumpy Nut» sowie die Instandsetzung von Brunnen, um den Zugang zu dringend benötigtem Wasser zu verbessern.

© UNICEF/UN0688031/Lateef

Auch im fünften Jahr der Rohingya-Flüchtlingskrise leben in Bangladesch immer noch Hunderttausende Rohingya-Flüchtlinge. Viele von ihnen haben auf der Flucht vor der extremen Gewalt in Myanmar im Bezirk Cox's Bazar Zuflucht gefunden. In den Lagern wurde zwar die Grundversorgung sichergestellt. Kinder sind jedoch immer noch durch Krankheitsausbrüchen, Unter- und Mangelernährung, unzureichenden Bildungsmöglichkeiten und anderen Risiken wie Ausbeutung und Gewalt ausgesetzt.

UNICEF unterstützt weiterhin eine breite Bandbreite von Versorgungsleistungen für Rohingya-Familien, darunter Zentren für die medizinische Grundversorgung sowie Lernzentren. UNICEF verbessert auch den Zugang zu Dienstleistungen für Kinder mit Behinderungen.

© UNICEF/UN0740023/Nader

Mehr als ein Jahrzehnt humanitärer Krisen und Krieg haben dazu geführt, dass Kinder in Syrien in einer der komplexesten Krisensituationen der Welt aufgewachsen sind. Zwei Drittel der Bevölkerung ist aufgrund der sich verschärfenden Wirtschaftskrise, der anhaltenden lokalen Feindseligkeiten, der Massenvertreibung und der zerstörten öffentlichen Infrastruktur, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der Konflikt hat zu einer der grössten Bildungskrisen der jüngeren Geschichte geführt. Eine ganze Generation syrischer Kinder zahlt dafür einen verheerenden Preis.

UNICEF hilft Kindern mit Bildung, psychosozialer Unterstützung und der Förderung für Jugendliche. Im Rahmen der Winterhilfe stellen UNICEF und seine Partner Bargeld für registrierte Familien, Brennstoff zum Heizen von Schulen und Lernräumen sowie Isolierfenster zur Verfügung, damit die Kinder auch unter den rauen Wetterbedingungen weiter lernen können.