Der Alltag im Nordwesten Syriens gleicht einem Alptraum: Die Bilder, die uns erreichen, lassen nur annähernd erahnen unter welchen Bedingungen sich die Bevölkerung und insbesondere die Kinder in der Provinz Idlib zurechtfinden müssen. Mehr als 900 000 Menschen – davon schätzungsweise 525 000 Kinder – mussten seit dem 1. Dezember 2019 vor der eskalierenden Gewalt im Nordwesten Syriens fliehen.
Seither sind täglich Zehntausende Menschen in der Südlichen Idlib-Provinz mit ihren Autos, Lastwagen, Pickups oder Motorrädern in Richtung Norden auf der Flucht. Wer kein Fahrzeug besitzt, gelangt oft erst nach tagelangen Fussmärschen in ein Notlager. Oftmals müssen sie bei bissiger Kälte ohne Schutz im Freien übernachten, bis sie in einer provisorischen Notunterkunft Unterschlupf finden. Bei nächtlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist dies insbesondere für Kinder lebensbedrohlich.
Das konkrete Ziel der Flüchtlinge ist meistens ungewiss, ebenso, wie lange sie am neuen Ort bleiben werden. Denn für viele Familien ist der nächste Aufenthalt meist nur von kurzer Dauer. Sie kommen an einem Ort an, der als sicher gilt und müssen sich bereits wenige Tage oder Wochen später aufgrund des sich ständig ausweitenden Konflikts erneut auf die Flucht gegeben.
Endlos scheinende Wagenkolonnen versuchen in Richtung Norden zur türkischen Grenze zu gelangen. Seit anfangs Dezember sind im Nordwesten Syriens täglich schätzungsweise 6 500 Kinder auf die Flucht. Insgesamt sind rund 1,2 Millionen syrische Kinder dringend auf Hilfe angewiesen.
Nässe und Kälte im Zeltlager
Mittlerweile leben Zehntausende von Kindern und ihre Familien in informellen Zeltlagern und sind derzeit eiskalten Temperaturen, Regen und Schnee ausgesetzt. Doch es herrscht ein Mangel an Unterkünften. Tausende weitere Familien sind Berichten zufolge vorübergehend in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Moscheen untergebracht.
Die Siedlung, in der drei Jungen leben, beherbergt etwa 500 vertriebene Familien aus dem östlichen Ghouta und den ländlichen Gebieten Idlib und Aleppo im Westen Syriens. Die erneute Eskalation des bewaffneten Konflikts und die harten Winterbedingungen verschärfen die bereits katastrophale humanitäre Situation im Land.
Dieses Kind läuft bei leichtem Schneefall in einer kürzlich gegründeten informellen Siedlung, die neu vertriebene Familien aus dem südlichen Idlib und der ländlichen Aleppo-Provinz im Nordwesten Syriens aufnimmt. Die Situation im Nordwesten Syriens ist unhaltbar, Kinder und Familien sind gefangen zwischen der Gewalt, der beissenden Kälte und dem Mangel an Nahrung.
Doch selbst wenn die Lebensumstände menschenunwürdig sind und die Flüchtlinge teilweise seit Jahren ohne jede Perspektive auf Frieden warten, lassen sich die Kinder nicht gänzlich ihrer Fröhlichkeit berauben. Vor allem nicht, wenn Sie von UNICEF mit dem Allernötigsten versorgt werden.
Gemeinsam mit unseren Partnern leisten wir weiter ununterbrochen lebensrettende Hilfe für Syrische Flüchtlingskinder und ihre Familien. UNICEF stellt sauberes Trinkwasser und warme Kleidung bereit und liefert Hygieneartikel. Die Kinderhilfsorganisation der Vereinten Nationen überwacht auch den Gesundheits- und Ernährungszustand der Kinder. Zusätzlich beschafft UNICEF Impfstoff für die Kinder, da viele Mädchen und Knaben nach neun Jahren Krieg in Syrien keinen Impfschutz mehr haben.
Gerade in dieser Situation ist es auch besonders wichtig, dass Kinder die Schule besuchen können. Wir unterstützen deshalb den Betrieb von Notschulen und bieten den Kindern und Jugendlichen psychosoziale Unterstützung an, damit sie mit ihren traumatischen Erlebnissen zurechtzukommen und ihre Hoffnung für die Zukunft bewahren.
Eine friedliche Zukunft des Landes wird nur möglich sein, wenn diejenigen geschützt und gestärkt werden, die heute noch Kinder sind.