Allein in den ersten neun Monaten von 2019 wurden in Afghanistan jeden Tag durchschnittlich neun Kinder getötet oder verstümmelt. Ein neuer UNICEF Bericht zeigt die Folgen des jahrzehntelangen Konflikts auf – und weist auch auf einzelne Lichtblicke hin.
Seit mittlerweile vierzig Jahren wird in Afghanistan gekämpft. Ein neuer UNICEF Bericht macht nun die verheerenden Auswirkungen des Konflikts auf Kinder deutlich: Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 wurden jeden einzelnen Tag durchschnittlich neun Kinder getötet oder verstümmelt – 11 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Häufigere Selbstmordattentate und Bodenkämpfe zwischen regierungstreuen und -feindlichen Truppen sind hauptsächlich für den Anstieg verantwortlich.
Tatsächlich ist Afghanistan für Kinder das gefährlichste Kriegsgebiet der Welt. In den zehn Jahren zwischen 2009 und 2018 wurden fast 6500 Kinder getötet und annähernd 15 000 weitere verletzt. Hinzu kommen die indirekten Folgen des scheinbar endlosen Konflikts – Unterentwicklung, Armut und unzureichender Schutz vor Naturkatastrophen.
Immerhin nennt der Bericht auch erfreuliche Entwicklungen: Die Kindersterblichkeit von unter Fünfjährigen ging seit 2008 um fast einen Drittel zurück, 96 Prozent des Landes gelten heute als frei von Polio, und vor kurzem wurde das erste Gesetz zum Schutz von Kinderrechten verabschiedet.
Hohe Priorität haben für UNICEF Investitionen in die Bildung. «Junge Afghanen müssen wissen, dass der Anschluss an eine bewaffnete Gruppierung oder die Flucht aus dem Land nicht ihre einzigen Karrierechancen sind», sagt Aboubacar Kampo, UNICEF Vertreter in Afghanistan. «Mit der richtigen Unterstützung können sie sich aus dem Teufelskreis von Gewalt und Unterentwicklung befreien und anfangen, für sich selber und das ganze Land eine bessere Zukunft zu schaffen.»
Darüber hinaus setzt sich UNICEF in Afghanistan zum Beispiel dafür ein, mangelernährte Kinder zu behandeln, Familien mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, Kinder über die tödliche Gefahr von Blindgängern aufzuklären und gängige soziale Normen wie Frühheirat, häusliche Gewalt oder Ehrenmorde zu hinterfragen.