Noch ist unklar, was die neue Vereinbarung zwischen der Türkei und Russland für die zivile Bevölkerung im Nordosten Syriens bedeutet. UNICEF schätzt, dass 70 000 Kinder auf der Flucht sind – viele von ihnen nicht zum ersten Mal.
Die Waffenruhe im Nordosten Syriens wird um weitere 150 Stunden oder gut sechs Tage verlängert. Darauf haben sich Russland und die Türkei gestern geeinigt. Innerhalb dieser Frist sollen sich die kurdischen Milizen aus einem 30 Kilometer breiten Streifen entlang der Grenze zur Türkei zurückziehen und ihre Stellungen abbauen. Anschliessend wollen gemeinsame türkisch-russische Patrouillen in der sogenannten Schutzzone für Sicherheit sorgen.
Was das für die Zehntausenden Familien bedeutet, die in den vergangenen zwei Wochen vor der Gewalt geflohen sind, lässt sich noch kaum abschätzen. Die erste, fünftägige Waffenruhe, die zwischen der Türkei und den USA ausgehandelt worden war und gestern auslief, wurde wiederholt gebrochen.
Laut neusten Angaben der Vereinten Nationen sind mindestens 160 000 Menschen auf der Flucht. UNICEF schätzt, dass 70 000 von ihnen Kinder sind. Die meisten Familien kamen bei Verwandten oder Freunden unter, andere fanden in Auffanglagern Zuflucht. Doch auch dort ist die Situation prekär: Hunderte Familien mussten in den letzten zwei Wochen evakuiert und in Sicherheit gebracht werden.
Viele dieser syrischen Kinder kennen kein Leben ohne Krieg und wurden bereits mehrmals vertrieben. Häufig sind sie schlecht ernährt und anfällig für Krankheiten. Umso wichtiger ist es, dass sie vor dem kommenden Winter mit warmer Kleidung versorgt werden. Wo immer möglich, organisiert UNICEF zusammen mit Partnerorganisationen Hilfe:
- Tanklastwagen liefern Trinkwasser, mobile Gesundheitsteams kümmern sich um Kinder und schwangere Frauen, Helfer verteilen proteinreiche Nahrungsmittel, Hygieneartikel und warme Winterkleider.
- Die Wasserstation Alouk, die in der Stadt Ras al-Ain und der umliegenden Region 400 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt, ist inzwischen zur Hälfte wieder funktionstüchtig. UNICEF hat 16 000 Liter Treibstoff bereitgestellt, um Stromausfälle überbrücken zu können.
- An der Grenze zum Irak versucht ein Team unbegleitete Kinder zu identifizieren und sie mit ihren Familien zusammenzubringen.
- In der Grenzstadt Kamischli, die ausserhalb der geplanten Schutzzone liegt, hält UNICEF grosse Mengen Hilfsgüter wie Hygieneartikel, Nahrungsmittel und Winterkleider bereit.