Krise in Afghanistan - neuste Entwicklungen

News-Update #7, 20. Oktober 2021

Medizinische Hilfsgüter von UNICEF treffen in Kabul ein, um die zunehmenden Fälle von akuter wässriger Diarrhöe in Afghanistan zu behandeln.

UNICEF-Hilfslieferung erreicht Kabul, Afghanistan
UNICEF-Hilfslieferung erreicht Kabul, Afghanistan

Diese Woche hat UNICEF fast 40 Tonnen medizinische Hilfsgüter, darunter Kits und Medikamente gegen akute wässrige Diarrhöe (AWD), nach Kabul geliefert, um die steigende Zahl von Durchfallerkrankungen im Land zu behandeln. Die medizinischen Hilfsgüter sind Teil der UNICEF-Soforthilfe und werden dazu beitragen, rund 10 000 Menschen zu behandeln, die an der durch die Krankheit verursachten Dehydrierung leiden.  

In den vergangenen Wochen wurden in der Stadt Kabul und den umliegenden Bezirken mehr als 1 500 Fälle von akuter wässriger Diarrhöe gemeldet. «Die rasche Bereitstellung von Hilfsgütern ist vor allem in zeitkritischen Situationen wie dem Ausbruch von akutem wässrigem Durchfall von entscheidender Bedeutung, da jeder Tag ohne Behandlung Auswirkungen auf das Überleben der Kinder haben kann.», so Etleva Kadilli, UNICEF-Direktorin der Abteilung Versorgung. 

Dieser Ausbruch kommt zu einer Zeit, in der Afghanistan mit einem alarmierenden Mass an Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren, einem Ausbruch von Masern und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu kämpfen hat.

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News-Update #6, 11. Oktober 2021

Zum Abschluss eines viertägigen Besuchs in Afghanistan und Pakistan betonte der stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektor Omar Abdi, dass mehr getan werden muss, um die wachsenden Bedürfnisse der Kinder zu erfüllen.

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Bei seiner Ankunft in Afghanistan besuchte Abdi zusammen mit UNICEF-Regionaldirektor George Laryea-Adjei und dem UNICEF-Afghanistan-Vertreter Hervé Ludovic de Lys das Indira Gandhi Children's Hospital in Kabul. In der Ernährungsstation besuchten sie Kinder unter fünf Jahren, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, einer lebensbedrohlichen Krankheit. Ohne sofortige Massnahmen werden laut UNICEF in Afghanistan im Jahr 2021 schätzungsweise 1 Million Kinder unter fünf Jahren schwer akut mangelernährt sein. 

Gleichzeitig erlebt das Land einen grossen Masernausbruch, von dem bisher mehr als 47 000 Kinder in 75 Prozent aller Bezirke betroffen sind. Nur die Hälfte der Kinder unter 12 Monaten ist vollständig gegen vermeidbare Krankheiten wie Masern oder Polio geimpft. Angesichts des Risikos von Krankheitsausbrüchen und Unterernährung benötigen die Kinder in Afghanistan jetzt dringend medizinische Hilfe, um zu überleben.

Bei seinen Treffen mit den De-facto-Behörden in Kabul wies Abdi darauf hin, dass Kinder Zugang zu medizinischer Grundversorgung, Impfungen, Ernährung, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Kinderschutzdiensten benötigen. Er forderte die sofortige Wiederaufnahme der Impfkampagnen gegen Polio, Masern und Covid-19, um Kinder und Gemeinden vor durch Impfung vermeidbaren Krankheiten zu schützen. Abdi betonte auch, wie wichtig es ist, dass alle Jungen und Mädchen die Möglichkeit haben, ihre Ausbildung auf allen Ebenen fortzusetzen und sinnvoll an der Gestaltung der Zukunft ihres Landes mitzuwirken.

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News-Update #5, 27. August 2021

Statement von Hervé Ludovic De Lys, UNICEF-Leiter in Afghanistan zum gestrigen Selbstmord-Anschlag: «UNICEF verurteilt die Anschläge am internationalen Hamid Karzai Flughafen in Kabul am Donnerstag aufs Schärfste. Laut Berichten wurden mindestens 60 Menschen getötet und über 120 Menschen verletzt, darunter auch Frauen und Kinder.»

«UNICEF spricht allen Familien, die von diesen sinnlosen Anschlägen betroffen sind, sein tiefstes Beileid aus.  Wir rufen alle Parteien auf, dafür zu sorgen, dass Frauen und Kinder jederzeit geschützt werden.

UNICEF ist sehr besorgt über die Sicherheit von Kindern und die Zunahme schwerer Kinderrechtsverletzungen in den vergangenen Wochen. Die Kinder in Afghanistan haben bereits einen verheerenden Preis angesichts des sich zuspitzenden Konfliktes und der Unsicherheit gezahlt. Seit Anfang 2021 wurden laut den Vereinten Nationen mehr als 550 Kinder getötet.» 

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News-Update #4, 24. August 2021

Gemäss einem Statement von UNICEF Generaldirektorin Henrietta Fore will UNICEF nicht nur ihr Mandat für die Kinder und Frauen in Afghanistan weiterführen, sondern ihre lebensrettenden Massnahmen im Land ausweiten.
 

© UNICEF/UN0506226/Fazel

«Die düstere Realität, mit der afghanische Kinder konfrontiert sind, bleibt ungeachtet der aktuellen politischen Entwicklungen und Regierungswechsel bestehen. Wir gehen davon aus, dass die humanitären Bedürfnisse von Kindern und Frauen in den kommenden Monaten angesichts der schweren Dürre und der damit verbundenen Wasserknappheit, der verheerenden sozioökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie und des Wintereinbruchs noch zunehmen werden.    

Millionen von Kindern werden weiterhin grundlegende Dienste benötigen, darunter Gesundheit, lebensrettende Impfungen gegen Polio und Masern, Ernährung, Schutz, Unterkunft, Wasser und sanitäre Einrichtungen. In den letzten Jahren wurden grosse Fortschritte bei der Verbesserung des Zugangs von Mädchen zu Bildung erzielt - es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Errungenschaften erhalten bleiben und die Bemühungen fortgesetzt werden, damit alle Mädchen in Afghanistan eine hochwertige Bildung erhalten. 

UNICEF stockt derzeit seine lebensrettenden Programme für Kinder und Frauen auf - unter anderem durch die Bereitstellung von Gesundheits-, Ernährungs- und Wasserdiensten für vertriebene Familien. Wir hoffen, diese Massnahmen auf Gebiete ausweiten zu können, die bisher aufgrund der unsicheren Lage nicht erreicht werden konnten.
 
Wir fordern die Taliban und andere Parteien auf, dafür zu sorgen, dass UNICEF und unsere humanitären Partner sicheren, rechtzeitigen und ungehinderten Zugang haben, um Kinder in Not zu erreichen, wo immer sie sind. Darüber hinaus müssen alle humanitären Akteure die Möglichkeit haben, nach den humanitären Grundsätzen der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit zu handeln.» 

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News Update #3, 19. August

Zitate des UNICEF Afghanistan-Vertreters Hervé Ludovic De Lys zur Lage der Kinder in Afghanistan und zur Präsenz von UNICEF vor Ort.

Lager für Binnenflüchtlinge, Kandahar, Afghanistan, August 2021

«Es stimmt, dass die Taliban uns zu unserer eigenen Sicherheit gebeten haben, in einigen Provinzen die Arbeit zu unterbrechen, bis die Ordnung wiederhergestellt ist. Aber wir stehen in fast allen Provinzen in täglichem Kontakt mit der örtlichen Führung, und ihre Botschaft ist eindeutig: Sie wollen, dass wir bleiben und unsere Arbeit in Afghanistan fortsetzen.»
 
«Wir arbeiten konstruktiv mit der neuen Führung zusammen, um unsere operative Präsenz im ganzen Land aufrechtzuerhalten, und wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Arbeit für Frauen und Kinder in den kommenden Tagen ausweiten können.» 
 
«UNICEF stockt seine humanitäre Hilfe im Lande auf. Kurzfristig stellen wir mobile Gesundheits- und Ernährungsteams in Lagern für Binnenflüchtlinge bereit. UNICEF und seine Partner verstärken die Wasserversorgung in den Lagern für Binnenvertriebene und in den von der Dürre betroffenen Gebieten, um die Not zu lindern.»

«Wir befinden uns in Afghanistan in einer Übergangsphase; niemand kann vorhersagen, was als nächstes passiert. Aber ich kann Ihnen sagen, dass erst gestern in Herat im Westen des Landes die Grund- und Sekundarschulen geöffnet wurden und in Marouf im Süden des Landes 1500 Kinder zur Schule gingen, darunter 500 Mädchen. Und die Tatsache, dass die Gesundheitskommission gestern alle Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter des Gesundheitswesens, einschliesslich der Frauen, aufgefordert hat, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, ist ein ermutigendes Zeichen.» 
 
Trotz all der unbeantworteten Fragen, die vor uns liegen, ist eines sicher: UNICEF ist hier, um zu bleiben und für jedes Kind und jede Frau in Afghanistan zu sorgen.»

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News Update #2, 17. August

Am heutigen Pressebriefing im Palais des Nations in Genf sprach Mustapha Ben Messaoud, Leiter der UNICEF-Nothilfe in Afghanistan.

«Afghanistan ist seit vielen Jahren einer der schlimmsten Orte der Welt, um ein Kind zu sein. In den letzten Wochen ist es noch schlimmer geworden. Wenn wir jetzt nicht sofort handeln, wird nach Prognosen von UNICEF ohne dringende Massnahmen bis Ende 2021 eine Million Kinder unter fünf Jahren schwer unterernährt sein, und drei Millionen werden mässig akut unterernährt sein.

UNICEF ist besorgt über die Zunahme schwerer Menschenrechtsverletzungen, insbesondere über die Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Gruppen. Wir fordern die Taliban und alle anderen Parteien erneut auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht und den internationalen Menschenrechtsnormen nachzukommen und das Leben und die Rechte aller Menschen, einschliesslich derer von Frauen und Mädchen, zu schützen.

Selbst angesichts der eskalierenden Krise geht die Arbeit von UNICEF für Kinder und Familien im ganzen Land weiter. Die Fortsetzung dieser Arbeit und unsere Unterstützung für die Frauen und Kinder in Afghanistan ist so wichtig wie eh und je. Die Menschenrechtsverletzungen müssen aufhören, die hart erkämpften Rechte der Mädchen, einschliesslich des Zugangs zu Bildung, müssen geschützt werden, und die Millionen von Kindern, die darauf angewiesen sind, müssen humanitäre Hilfe erhalten.»

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News Update #1, 16. August

Bei den Kindern und Familien in Afghanistan herrscht pure Verzweiflung. UNICEF unternimmt alles, um den Menschen in der aktuellen dramatischen Notlage beizustehen. UNICEF ist seit 65 Jahren in Afghanistan tätig und leistet lebensrettende Hilfe. Die Fortsetzung dieser Arbeit und die Unterstützung für die Frauen und Kinder in Afghanistan ist jetzt wichtiger denn je!

UNICEF ist in Afghanistan an 11 Standorten präsent und setzt die Arbeit für Kinder und Familien im ganzen Land fort. Unser Netzwerk und Partner unterstützen uns dabei, lebensrettende Hilfsgüter an die am meisten benachteiligten Menschen zu liefern. Trotz der stetig eskalierenden Gewalt hat UNICEF nicht die Absicht, das Land zu verlassen. Wir wollen den Frauen und Kindern in Afghanistan die Gewissheit geben, dass wir für sie da sind. Wenn die Kämpfe zu heftig werden und unsere Teams in Gefahr sind, wird UNICEF die Mitarbeitenden vorübergehend verlegen. Aber das hält uns nicht davon ab, über unser Partnernetz wichtige Unterstützung zu leisten.

UNICEF Afghanistan

Mit jedem Tag fordert der Konflikt in Afghanistan einen höheren Tribut von den Frauen und Kindern im Land. Seit Anfang des Jahres wurden mehr als 552 Kinder getötet und über 1 400 verletzt; die Hälfte der Bevölkerung - über 18 Millionen Menschen, darunter fast 10 Millionen Kinder - benötigt humanitäre Hilfe.

In Erwartung dieser Krise hat UNICEF im ganzen Land Vorräte angelegt. Wir verteilen Hygienesets, transportieren Wasser, versorgen unterernährte Kinder mit gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung und impfen Babys und Kleinkinder, um sie vor gefährlichen Krankheiten zu schützen. In dieser Woche hat UNICEF in mehreren der neuen Binnenvertriebenenlager in Kabul kinderfreundliche Räume, Ernährungszentren und Impfstellen eingerichtet.