UNICEF Schweiz und Liechtenstein veröffentlicht heute gemeinsam mit dem MMI – Marie Meierhofer Institut für das Kind – einen neuen Leitfaden zur Partizipation und Anhörung von Kindern und Jugendlichen im Asylverfahren. Der Leitfaden richtet sich an Rechtsvertretungen, Vertrauenspersonen sowie Mitarbeitende des Staatssekretariats für Migration (SEM), die über das Asylgesuch entscheiden.
In der Schweiz gab es laut Asylstatistik des Bundes Ende 2022 insgesamt 5695 asylsuchende Kinder und Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr. Diese Kinder und Jugendlichen sehen sich oft vielen Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur die Situationen in ihren Herkunftsländern, die sie zur Flucht zwingen, sondern ebenso die strapazenreichen Fluchtrouten, hinterlassen bei den Kindern Spuren. In der Schweiz angekommen, finden sie sich in einer ihnen unbekannten Umgebung und Kultur mit einer fremden Sprache wieder. Die ihnen aus ihrer Heimat vertrauten Beziehungen zu Familienangehörigen oder Freundschaften können nicht weitergeführt werden und der Aufenthaltsstatus ist nicht immer rasch gesichert. Diese Ungewissheit über ihre Zukunft bereitet vielen Kindern Sorgen. Umso wichtiger ist es, den Kindern und Jugendlichen sichere Orte zu schaffen, in denen sie in Ruhe und mit Hilfe von fachlicher Begleitung ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten können.
Kinder und Jugendliche haben das Recht, über Angelegenheiten, die für ihr Leben wichtig sind, informiert zu werden und ihre Meinung dazu zu äussern. Dies gilt auch für das Asylverfahren. Entscheidungen im Rahmen dieses Verfahrens ziehen weitreichende Folgen für das Leben eines Kindes nach sich. Deshalb muss dem Schutz, der Förderung und der Partizipation des Kindes im Asylverfahren besondere Beachtung geschenkt werden. Dabei gilt das Kindeswohl als oberste Richtschnur zur Entscheidungsfindung. «Eine Entscheidung zum Wohl des Kindes orientiert sich an seinen Rechten und Bedürfnissen und wählt die auf lange Sicht förderlichste Handlungsalternative. Mit dem neuen Leitfaden wollen wir Fachpersonen dabei unterstützen, dass die Partizipation von Kindern und Jugendlichen während des Asylverfahrens gewährleistet werden kann.» sagt Bettina Junker, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Liechtenstein.
Der neue Leitfaden von UNICEF Schweiz und Liechtenstein und dem MMI bietet einen Überblick über rechtliche Bestimmungen und das Kinderrecht auf Partizipation und Anhörung. Ein Fokus wird auf entwicklungspsychologische Aspekte sowie die konkrete Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen gesetzt. Ausserdem werden viele praktische Tipps gegeben, wie sowohl begleitete als auch unbegleitete Kinder und Jugendliche im Asylverfahren einbezogen werden könne.
Der neue Leitfaden ist kostenlos bestellbar und als PDF-Download verfügbar.