Fast vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs im Jemen ist die Situation der Kinder in dem Land katastrophal: 80 Prozent von ihnen – über elf Millionen – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. In einem heute veröffentlichten Situationsbericht legt UNICEF dar, dass im Jemen zwar bisher offiziell keine Hungersnot erklärt wurde, aber in der Realität täglich Kinder hungern oder sogar verhungern.
Sieben Millionen Kinder im Jemen gehen jeden Tag hungrig ins Bett
UNICEF ruft dazu auf, alles zu tun, um eine noch grössere Tragödie im Jemen zu verhindern. Das Kinderhilfswerk führt im Jemen derzeit seinen weltweit grössten Nothilfeeinsatz durch und weitet diese Hilfe noch aus – insbesondere die therapeutische Versorgung mangelernährter Kinder. Hierzu werden zusätzliche Behandlungszentren eingerichtet und Mitarbeiter in Gesundheitseinrichtungen geschult, um akut mangelernährte Kinder frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln.
«Im Jemen gehen heute sieben Millionen Kinder jeden Abend hungrig ins Bett. 400 000 Kinder sind lebensbedrohlich mangelernährt und könnten jede Minute sterben», sagt Geert Cappelaere, UNICEF Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, der gerade von einem Besuch im Jemen zurückgekehrt ist.
Alle zehn Minuten stirbt laut UNICEF ein Kind im Jemen an den Folgen von vermeidbaren Krankheiten oder Mangelernährung. Über 6700 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wurden bei Angriffen seit März 2015 nachweislich getötet oder schwer verletzt.
«Hinter diesen Zahlen stehen Kinder mit Namen, Gesichtern, Familien, Freunden, Geschichten, zerstörten Träumen und zu früh beendeten Leben», sagt Cappelaere. «Zakaria, ein zwölfjähriger Bub, den ich in einem Rehabilitierungszentrum getroffen habe, hütete Ziegen, als er auf eine Landmine trat und für den Rest seines Lebens verstümmelt wurde. Die neunjährige Alia schlief, als ihr Haus angegriffen wurde. Sie wachte in einem Krankenhaus auf, ohne Beine.»
UNICEF ruft die Konfliktparteien im Jemen dazu auf, den Schutz und die Entwicklung der Kinder endlich über politische, militärische oder finanzielle Interessen zu stellen. Die aktuellen Verhandlungen in Schweden unter der Vermittlung der Vereinten Nationen müssen genutzt werden, um einer Lösung des Konflikts näher zu kommen. Des Weiteren appelliert UNICEF an die internationale Gemeinschaft, die dringend benötigte Hilfe für Kinder und Familien stärker zu unterstützen.
Über 230 000 lebensbedrohlich mangelernährte Kinder wurden in diesem Jahr bereits mit therapeutischer Nahrung behandelt. Bei einer derzeit laufenden Polio-Impfkampagne wurden bislang über vier Millionen Kinder erreicht. Für 2019 benötigt UNICEF für die Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene, Bildung und psychosoziale Betreuung insgesamt rund 540 Millionen US-Dollar. Mit einer Spende von nur 30 Franken kann UNICEF lebenserhaltende Erdnusspaste für einen Monat bereitstellen.
UNICEF ruft weiterhin zu Spenden auf:
Statement von UNICEF Regionaldirektor Geert Cappelaere
Der UNICEF Bericht «Kinder im Jemen» (deutsch) steht hier zum Download zur Verfügung.
Eine Auswahl von Videos und Fotos stehen Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.
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Mediensprecher
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