Zürich / Genf , 26. Januare 2016 - Hilfsappell für 43 Millionen Kinder in 63 Krisenländern
Humanitäre Krisen gefährden heute das Leben, die Versorgung und die Entwicklung von Millionen von Kindern. Konflikte und Naturkatastrophen sind die Haupttreiber für diese Krisen. Für die dringendsten Nothilfe- und Wiederaufbauprogramme in 63 Krisenländern benötigt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in diesem Jahr rund 2.8 Milliarden US Dollar. Oft können Kinder in Konfliktsituationen nicht zur Schule gehen. Zum ersten Mal setzt UNICEF daher den grössten Teil der Spendengelder für Bildungsprogramme in Krisengebieten ein. UNICEF Schweiz ruft zu Solidarität auf.
UNICEF hat heute den Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten 2016» veröffentlicht. Für 43 Millionen Kinder in 63 Ländern, die von Notsituationen wie Bürgerkriegen, Konflikten und Naturkatastrophen betroffen sind, ruft der Bericht zu Spenden in der Höhe von 2.8 Milliarden Dollar auf.
Erstmals grösster Anteil der Spendengelder für Bildungsprogramme in Nothilfesituationen
Weltweit wächst heute jedes neunte Kind im Umfeld eines bewaffneten Konflikts auf. 2015 trugen Kinder in Gebieten mit bewaffneten Konflikten ein doppelt so grosses Risiko, noch vor ihrem fünften Geburtstag an vermeidbaren Gründen zu sterben. In Konfliktgebieten können Kinder die Schule oft nicht besuchen. Ein Mangel an Ausbildung beeinträchtigt die Zukunft der Kinder jedoch nachhaltig. Daher investiert UNICEF erstmals den anteilsmässig grössten Teil der Spendengelder in Bildungsprogramme in Krisengebieten. Damit will UNICEF im Jahr 2016 rund 8.2 Millionen Kindern in Krisengebieten den Zugang zu Bildung ermöglichen. Mehr als die Hälfte davon – also 5 Millionen Kinder – sind Kinder in Syrien oder den Nachbarstaaten. “Millionen von Kinder werden zurzeit ihrer Bildung entraubt” sagt Afshan Khan, Direktorin der UNICEF Nothilfeprogramme. “Dieses Jahr wird ein Viertel unseres Spendenaufrufs für Bildung ausgegeben. Indem wir unsere Kinder und Jugendlichen schulen, bilden wir Hoffnung, damit diese Kinder auf eine bessere Zukunft blicken und so den Kreislauf der chronischen Krise durchbrechen können – für sich und ihre Familien und ihre ganze Gesellschaft.“
Fokus auf die Krise in und um Syrien
Der grösste Teil des Aufrufs, 1.16 Milliarden US Dollar, wird für lebensrettende Hilfe in Syrien und für die syrische Flüchtlingskrise in den Nachbarstaaten Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon und Türkei eingesetzt. In Syrien alleine sind 6 Millionen Kinder betroffen. Sauberes Wasser, Impfungen, Bildung und Kinderschutz sind ihre dringendsten Bedürfnisse. 2.4 Millionen Kinder sind aus Syrien in die Nachbarländer oder nach Europa geflüchtet. Europa hat 2015 über eine Million Flüchtlinge und Migranten aufgenommen. Doch die Zahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, steigt weiterhin an, so auch der Anteil der Kleinkinder unter den Flüchtlingen. In Serbien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien zum Beispiel ist in den letzten Wochen der Anteil der Kinder von bisher jedem vierten Flüchtling auf nunmehr über ein Drittel angestiegen. Für die Flüchtlingskrise in Europa benötigt UNICEF 30.8 Millionen US Dollar.
Konflikte und Naturkatastrophen als Treiber von Krisen
Konflikte und Naturkatastrophen zwingen immer mehr Kinder, ihre Heimat zu verlassen und setzen Millionen von Kindern ernsthafter Lebensmittelknappheit, Gewalt, Krankheiten und Missbrauch aus. 250 Millionen Kinder leben derzeit in Konfliktgebieten. Insbesondere klimatische Veränderungen stellen eine wachsende Bedrohung dar. Über eine halbe Milliarde Kinder lebt in Zonen mit extrem hoher Überschwemmungsgefahr und fast 160 Millionen Kinder leben in Zonen mit schweren oder sehr schweren Dürreperioden. So ist der Zugang zu Lebensmitteln ein wachsendes Problem mit geschätzten über 5.8 Millionen Kindern in der Sahelzone, die dieses Jahr unter akuter Mangelernährung leiden werden. Auch in von Konflikten betroffenen Ländern wie Jemen und Südsudan verschärft sich zunehmend das Problem der Lebensmittelknappheit.
Der UNICEF Spendenaufruf betrifft auch zahlreiche sogenannte „stille Katastrophen“ in Ländern und Gebieten abseits der medialen Aufmerksamkeit und der öffentlichen Wahrnehmung.
- So fordert UNICEF 188.9 Million Dollar, um den humanitären Nöten in Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad zu begegnen.
- UNICEF bittet dringend um 180 Millionen Dollar für Kinder in Jemen, wo fast 10 Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe brauchen in einem Konflikt, der nun bald ein Jahr anhält.
- Weiter ruft UNICEF zu Spenden in der Höhe von 25.5 Millionen Dollar auf, um Kinder in Burundi zu schützen und Hilfe für burundische Flüchtlinge in Ruanda und Tansania zu leisten.
Nahrung, Wasser, Medikamente, Bildung und Schutz
UNICEF leistet jährlich in Hunderten von Noteinsätzen Hilfe, um gemeinsam mit Regierungen und Partnerorganisationen Kindern Überlebenshilfe, Grundversorgung und Schutz zu gewähren. Im Jahr 2015 konnte dadurch folgendes erreicht werden:
- 22.6 Millionen Menschen erhielten Zugang zu sauberem Wasser
- 11.3 Millionen Kinder wurden gegen Masern geimpft
- 2 Millionen Kinder wurden gegen die schwerste Form von Unterernährung behandelt
- 4.9 Millionen Kinder erhielten Zugang zu Schulbildung
- 2 Millionen Kinder erhielten psychosoziale Betreuung
Weitere Informationen:
- Vollständiger UNICEF Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten 2016» (in Englisch und Französisch) sowie Hintergrundinformationen.
- PDF Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten 2016» (in Englisch)
Bilder und Video zum Download (bitte Copyright beachten):
UNICEF Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten»
Der UNICEF Bericht «Zur Situation der Kinder in Krisengebieten» erscheint jährlich und ruft Regierungen, Institutionen und Spender/innen auf, die Finanzierung der Nothilfeprogramme im Hinblick auf langfristige Entwicklungsziele sicherzustellen, um Kindern in Krisengebieten Überlebenshilfe, Schutz und Grundversorgung zu gewähren.
Der Bericht legt Rechenschaft über UNICEFs Bemühungen ab, von Katastrophen betroffene Menschen zu unterstützen: UNICEF hilft in Kooperation mit Partnerorganisationen den Regierungen, den Zugang zu Ernährung, Trinkwasser und ausreichenden Hygieneeinrichtungen sowie zu qualitativ guten Gesundheitsdiensten sicherzustellen und arbeitet mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zusammen, um die Widerstandsfähigkeit von durch Naturkatastrophen gefährdeten Gemeinschaften zu stärken, Frühwarnsysteme sowie Aktionspläne für den Katastrophenfall zu entwickeln.
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