In der jüngeren Geschichte der Menschheit gab es nie mehr so viele bewaffnete Konflikte wie heute. Vor zwei Jahren lebten rund 400 Millionen Kinder in Konflikt- und Kriegsgebieten. Ende 2024 waren es 473 Millionen Mädchen und Buben. Zudem veränderten verheerende Naturkatastrophen auf einen Schlag das Leben von Millionen Kindern. Dieser Blogbeitrag veranschaulicht die grössten Naturkatastrophen, Konflikte und Krisen der vergangenen zehn Jahre und zeigt, wofür Herr und Frau Schweizer sowie Stiftungen und Unternehmen gespendet haben.
Die letzten zehn Jahre waren von verheerenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben sowie von eskalierenden bewaffneten Konflikten geprägt. Kriege zwingen die Zivilbevölkerung, ihr Zuhause und ihr Hab und Gut aufzugeben und teils wochenlang unter Lebensgefahr in eine ungewisse Zukunft aufzubrechen. Wer überlebt, erreicht meist völlig geschwächt, hungrig und durstig ein Flüchtlingslager, das nicht selten aus allen Nähten platzt. All das Leid, das Krieg und Vertreibung, aber auch verheerende Naturereignisse mit sich bringen, entbehrt unserer Vorstellungskraft. Allen Betroffenen ist indes gemein, dass sie humanitärer Hilfe bedürfen. Hilfe, die Organisationen wie UNICEF Tag für Tag mit all ihrer Kraft vorantreibt, um die Verletzlichsten unserer Gesellschaft zu erreichen – die Kinder.
Dank der Unterstützung von Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen hat UNICEF Schweiz und Liechtenstein in den vergangenen zehn Jahren insbesondere für folgende Nothilfen Spenden gesammelt und dazu beigetragen, die Not der Kinder zu lindern.
Seit dem schrecklichen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn der Bombardierungen auf Gaza, ist der Küstenstreifen zu einem Ort der Verzweiflung geworden. 90 Prozent der Bevölkerung leiden unter Hunger. Besonders im Norden des Gazastreifens ist die humanitäre Situation äusserst kritisch. Massenvertreibungen, eine Verschärfung des Konflikts im Jahr 2024 und militärische Blockaden haben Hunderttausende von Kindern und Familien von lebensnotwendiger Hilfe abgeschnitten. Fast jedes fünfte Kind ist von schwerer Auszehrung betroffen, der gefährlichsten Form der Mangelernährung. Doch auch im Süden des Gazastreifens ist die Lage verheerend. Im Winter 2023/24 konnten die Vertriebenen noch bei Verwandten im Süden Unterschlupf finden. Das ist Ende 2024 nicht mehr möglich. Städte wie Rafah und Khan Yunis sind praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Bis zu Beginn der langersehnten Waffenruhe Mitte Januar 2025 sind die Kinder im Gazastreifen 15 Monate lang unaufhörlich von Bombardierungen, Kämpfen und der Notwendigkeit zur erneuten Flucht betroffen.
Die Not der Kinder in Gaza und der Bedarf an Hilfe ist gewaltig. UNICEF-Teams arbeiten unermüdlich daran, mehr Hilfsgüter wie Medikamente, medizinische Ausrüstung, therapeutische Nahrung und Trinkwasser in den Gazastreifen zu bringen. Im Norden des Gazastreifens droht eine Hungersnot. Infektionskrankheiten wie Cholera, Masern und Polio gefährden die Gesundheit der Kinder. Kaum ein Krankenhaus funktioniert noch. Viele geflüchtete Kinder harren den Winter 2024/25 in Zelten aus, kaum geschützt vor Nässe und Kälte. Dank der Waffenruhe kann die Hilfe deutlich ausgeweitet werden: Seit deren Beginn erreichen täglich rund 600 Lastwagen der Vereinten Nationen mit lebenswichtigen Hilfsgütern den Gazastreifen. Ende Januar 2025 sind über 350 UNICEF-Hilfstrucks eingetroffen, um die Bedürfnisse von etwa einer Million Kindern zu decken. Durch den Zusammenbruch aller grundlegenden Dienstleistungen und der Zerstörung von Wohnhäusern sowie wichtigen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen ist das Ausmass der humanitären Krise kaum zu begreifen.
Im Sudan ereignet sich derzeit die grösste Flüchtlingskrise der Welt. Seit Ausbrauch des Krieges im April 2023 befinden sich Ende 2024 geschätzte zwölf Millionen Menschen auf der Flucht. Dazu gehören rund 8,8 Millionen Menschen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, und 3,2 Millionen Menschen, die über die Grenze in die Nachbarländer geflohen sind. Im Sommer 2024 ist im Norden Darfurs in einem Vertriebenenlagen eine Hungersnot ausgebrochen. Ein halbes Jahr später breitet sich die Hungersnot und ihre verheerenden Auswirkungen auf weitere Regionen aus. Im Jahr 2025 werden schätzungsweise 30,4 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe benötigen. Die verheerenden Kämpfe haben diese humanitäre Katastrophe erst ausgelöst. Und sie dauern auch anfangs 2025 an. Nebst der Nahrung wird auch Wasser zunehmend knapp, und der Zugang zu medizinischer Versorgung bleibt für die meisten Familien unerreichbar. 90 Prozent der Kinder haben keinen Schulunterricht mehr.
Der Sudan ist mit einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt konfrontiert: Der humanitäre Bedarf eskaliert, die Zahl der Vertriebenen steigt, die Mangelernährungsrate nimmt zu und die Ernährungslage bleibt äusserst fragil. Trotz der enormen Herausforderungen setzt UNICEF ihre Hilfsmassnahmen fort, wo es die Sicherheitslage ermöglicht. Zu den dringend benötigten Lieferungen gehören Medikamente, medizinische Ausstattungen, sauberes Wasser und andere lebensnotwendige Güter, die UNICEF Krankenhäusern und Gesundheitszentren bringt. UNICEF versorgt sowohl die betroffenen Konfliktgebiete direkt als auch jene Regionen, in denen besonders viele Familien Zuflucht suchen. Seit dem Ausbruch des Krieges hat UNICEF im Sudan mehrere Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. UNICEF-Teams haben ausserdem Hunderttausende lebensbedrohlich mangelernährte Kinder mit therapeutischer Spezialnahrung behandelt. Therapeutische Erdnusspaste und Spezialmilch helfen den Kindern, wieder zu Kräften zu kommen.
Am 6. Februar 2023 erschüttern zwei verheerende Erdbeben die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens. Die Beben bringen die ganze Region mitten im Winter in unmittelbare Gefahr. In Nordwestsyrien ist die Situation aufgrund des zu diesem Zeitpunkt seit zwölf Jahren andauernden Bürgerkriegs noch prekärer. Mindestens 56 000 Menschen sterben. Rund sieben Millionen Kinder sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die langfristigen Auswirkungen der Katastrophe, einschliesslich der steigenden Lebensmittel- und Energiepreise in Verbindung mit dem Verlust der Lebensgrundlage und des Zugangs zu wichtigen Dienstleistungen, treibt Hunderttausende von Kindern noch tiefer in die Armut. Weil die Wasser- und Abwasserinfrastruktur teilweise zerstört wurde, sind 6,5 Millionen Menschen einem erhöhten Risiko durch Cholera und anderen durch Wasser übertragbare Krankheiten ausgesetzt. Auch ist der Schulbesuch von fast vier Millionen Kindern durch die Erdbebenkatastrophe unterbrochen. In Nordwest-Syrien leiden drei Monate nach der Katastrophe schätzungsweise 51 000 Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung.
UNICEF ist vom ersten Tag an vor Ort, um sofortige humanitäre Hilfe für die Erdbebenopfer sowohl auf der türkischen als auch auf der syrischen Seite der Grenze zu leisten. Ein zentraler Bestandteil von UNICEFs humanitären Hilfe nach einem Erdbeben ist die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Dies ist nach Naturkatastrophen besonders wichtig, um die Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten, wie Cholera zu verhindern oder einzudämmen. Ebenso versorgt UNICEF Kinder medizinisch und untersucht sie auf Mangelernährung hin. Inmitten des Chaos und der Zerstörung kann es leicht passieren, dass Kinder ihre Eltern verlieren. Diese brauchen besonderen Schutz und Betreuung. UNICEF versucht, wenn immer möglich, diese Familien wieder zusammen zu führen. Zudem sollen Kinder schnellstmöglich wieder an einem geregelten Schulunterricht teilnehmen. Dank der UNICEF-Hilfe können bereits 2023 mehrere Hunderttausende Kinder in Syrien ihre schulische Bildung weiter fortsetzen.
In Ostafrika herrscht die schwerste Dürre der jüngeren Geschichte, nachdem vier aufeinander folgende Regenzeiten in Teilen Äthiopiens, Kenias und Somalias ausgeblieben sind. Aktuell sieht es danach aus, als ob es auch in der fünften Regenzeit infolge trocken bleibt. Die Krise hat verheerende Folgen für die Bevölkerung: Allein in Somalia werden im Jahr 2023 schätzungsweise 7,7 Millionen Menschen, darunter 5,1 Millionen Kinder aufgrund der verheerenden Auswirkungen der anhaltenden Dürre, des Konflikts, der Vertreibung und der Covid-19-Pandemie humanitäre Hilfe benötigen. Rund 6,7 Millionen Menschen sind von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Frauen und Kinder, die über 80 Prozent der über einer Million durch die Dürre vertriebenen Menschen ausmachen, tragen weiterhin die Hauptlast der Krise.
Hilfe ist ganz gezielt möglich: Mit Spezialnahrung wie der energiereichen Erdnusspaste «Plumpy Nut», die Kleinkinder schnell wieder zu Kräften bringt. Langfristig kann UNICEF Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal unterstützen. UNICEF versorgt die Bevölkerung auch mit sauberem Wasser, was überlebenswichtig ist und sie vor zahlreichen lebensbedrohlichen Krankheiten bewahrt. Ausserdem liefert UNICEF Hygieneartikel und Medikamente, um Krankheiten wie etwa Cholera oder andere schwere Durchfallerkrankungen einzudämmen.
Die Situation für die Kinder in der Ukraine ist dramatisch. Seit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 sind sie Angriffen in Wohnhäusern, Krankenhäusern und Schulen ausgesetzt. Ein lebensgefährlicher Ausnahmezustand für die Mädchen und Buben. Viele Kinder aus der Ukraine wurden bereits verletzt und auch getötet. Doch die Mehrheit der Kinder in der Ukraine sind mittlerweile geflüchtet – entweder innerhalb des Landes oder in eins der Nachbarländer. Im November 2022 wurden in ganz Europa 7,7 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert, 90 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder.
Angesichts der vielschichtigen Notsituation und der anhaltenden Feindseligkeiten ist die Lage weiterhin äusserst komplex. Schätzungsweise 17,6 Millionen Menschen in der Ukraine, darunter 3,2 Millionen Kinder und 1,6 Millionen Binnenvertriebene, werden im Jahr 2023 humanitäre Hilfe benötigen. UNICEF unterstützt zum einen Gesundheitseinrichtungen und zum anderen 11 Millionen Menschen in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Geschätzte 9,3 Millionen Menschen werden Nahrungsmittelhilfe und Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts benötigen. Und sie brauchen dringend Schutz, einschliesslich spezieller Hilfe für unbegleitete und getrennte Kinder und Jugendliche sowie psychosoziale Betreuung.
Afghanistan ist seit Langem einer der schlimmsten Orte der Welt, um ein Kind zu sein. Nach Jahrzehnten voller Konflikte und Naturkatastrophen eskalierte im Sommer 2021 die langjährige Krise in Afghanistan. Millionen Menschen brauchen seither noch mehr Schutz und schnelle, humanitäre Hilfe. Die Kindersterblichkeit im Land ist eine der höchsten weltweit. Viele Kinder haben zu wenig zu essen, manche von ihnen sind lebensbedrohlich mangelernährt. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht innerhalb des Landes oder sind in Nachbarländer geflohen. Dies hat gravierende Folgen für Kinder: 13 Millionen Mädchen und Jungen benötigen dringend humanitäre Hilfe. Bis Ende des Jahres 2022 könnten eine Million Kinder – das ist jedes zweite Kleinkind – so schwer mangelernährt sein, dass ihr Leben in Gefahr ist.
UNICEF ist seit rund 70 Jahren ununterbrochen mit einem grossen Team aus internationalen und nationalen Kräften vor Ort in Afghanistan. Auch in der aktuell fragilen Sicherheitslage leistet UNICEF zusammen mit seinen Partnern umfassende Hilfe. Für das Jahr 2023 werden 1,65 Milliarden US-Dollar benötigt, um den humanitären Bedarf von 19 Millionen Menschen in Afghanistan zu decken. Dies ist der höchste humanitäre Bedarf, der jemals für ein Land gemacht wurde. Damit sorgt UNICEF für sauberes Trinkwasser, versorgt mangelernährte Kinder mit lebensrettender Erdnusspaste und impft Babys und Kleinkinder. Darüber hinaus hilft UNICEF, kinderfreundliche Orte, Ernährungszentren sowie Schulen auszustatten und sorgt dafür, dass Gesundheitseinrichtungen weiterarbeiten können.
Die Covid-19-Pandemie hat das Leben von Kindern und ihren Familien rund um den Globus erschüttert. Kinder waren zwar nicht das Gesicht dieser Pandemie, aber sie sind die grössten Opfer geworden. Corona hat sich auf alle Bereiche ihres Alltags ausgewirkt: auf ihre Bildung, ihre Gesundheit, ihre Ernährung und nicht zuletzt auf ihr Wohlbefinden. Drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie kämpfen Regierungen von insbesondere einkommensschwachen Ländern mit den Herausforderungen, sich von den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie zu erholen. Schulkinder haben seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und den darauf folgenden Schulschliessungen rund zwei Billionen Unterrichtsstunden verloren – Tendenz steigend. Unicef hat berechnet, dass allein die Fortschritte im Bildungswesen und die Qualität der Bildung auf den Stand von vor 25 Jahren zurückgeworfen wurden. Auch haben Kinderarbeit und Frühehen wieder zugenommen. Und Kinderarmut hat mit schätzungsweise 356 Millionen Kindern, die in extremer Armut leben, im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht.
Von Anfang an hat UNICEF daran gearbeitet, die grossen Ungleichheiten beim Zugang zu Covid-19-Impfstoffen, Tests, Behandlungen und persönlicher Schutzausrüstung zu beseitigen und gleichzeitig die Gesundheitssysteme und -programme zu stärken. UNICEF hat auch mit Experten zusammengearbeitet, um die neuesten Daten, Erkenntnisse und Analysen für politische Entscheidungsträger zu erarbeiten und Eltern und Betreuern verlässliche Anleitung und Unterstützung zu bieten, damit Kinder und ihre Familien gesund bleiben.
Der Zyklon Idai hatte am 14. März 2019 dramatische Überschwemmungen im Südlichen Afrika mit sich gebracht, namentlich in Mosambik, Malawi und Simbabwe. Der heftige Wirbelsturm liess 240 000 zerstörte Häuser, schlammiges Wasser sowie weit über eine Million hilfsbedürftige Kinder zurück. 600 Menschen starben durch den Zyklon. Weite Teile der Region wurden überschwemmt. Nur Wochen nach Idai wurde Mosambik im April von einem zweiten Wirbelsturm Kenneth getroffen. Wenig später wurden über 500 Cholera-Fälle gemeldet.
Nach der verheerenden Katastrophe waren UNICEF-Helfende rund um die Uhr im Einsatz. Es gab kaum Trinkwasser. Die Helfer versuchten alles, um den Ausbruch von Krankheiten wie der Cholera zu verhindern, die besonders für die Kleinsten lebensgefährlich sind. UNICEF errichtete elf Cholera-Behandlungszentren, stellte Choleratabletten und Medikamente zur Verfügung. Ausserdem beschaffte und verschickte die UN-Kinderhilfsorganisation rund eine Millionen Impfdosen und startete eine breit angelegte Cholera-Impfkampagne, die verhinderte, dass sich die Cholera epidemisch verbreiten konnte.
Am 28. September 2018 wurde die indonesische Insel Sulawesi von einem Erdbeben der Stärke 7,4 getroffen, gefolgt von einem Tsunami mit bis zu sechs Meter hohen Wellen. Über 2000 Menschen haben die Naturkatastrophe nicht überlebt. Rund 70 000 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, über 200 000 Menschen mussten ihr zuhause verlassen. Einen Monat später waren schätzungsweise 375 000 Kinder in der Gegend, wo das Epizentrum lag, weiterhin dringend auf Hilfe angewiesen. 100 000 Mädchen und Buben benötigten psychosoziale Hilfe, um ihre Erlebnisse besser verarbeiten zu können.
Etwa 5 000 Kinder haben beim Naturereignis ihre Angehörige verloren oder sind von ihnen getrennt worden. UNICEF reagierte schnellstmöglich und errichtete im Katastrophengebiet zwölf Stellen, um Kinder zu identifizieren, die von ihren Familien getrennt oder unbegleitet waren. Diese Stellen wurden auch als sichere Räume für Kinder zum Spielen und zur Erholung genutzt. Eine nächste Priorität von UNICEF bestand darin, Kindern wieder den Schulbesuch zu ermöglichen – ein wichtiger Schritt, um Normalität im Alltag wiederherzustellen. Innerhalb eines Monats hatte UNICEF 200 Schulzelte, 200 «Schulen in der Kiste» und 50 «Kindergarten in der Kiste» mit Lern- und Spielmaterial in die Region besorgt. Weitere 250 Schulzelte wurden in den kommenden Wochen noch aufgebaut.
Die humanitäre Lage in den Ländern Südsudan, Somalia und Nigeria spitzte sich 2017 dramatisch zu: Der Südsudan, der jüngste Staat der Erde, kam nicht zur Ruhe: Bewaffnete Auseinandersetzungen, eine drohende Hungerkrise und gefährliche Krankheiten wie Cholera gefährdeten das Leben von mehr als sechs Millionen Menschen. Die Kinder litten am meisten unter der dramatischen Ernährungssituation im Land. Darüber hinaus weitete sich der Konflikt in Nigeria aus. Rund zwei Millionen Menschen brauchten alleine im Nordosten Hilfe. Mädchen und Jungen waren in Gefahr, von den Rebellen rekrutiert und als Soldaten, Selbstmord-Attentäter oder Kriegssklaven missbraucht zu werden. Den Mädchen drohten Vergewaltigungen, zudem wurden sie besonders oft zu Selbstmordanschlägen gezwungen. In Somalia litten schätzungsweise 6,2 Millionen Menschen an der anhaltenden Dürre und der damit zusammenhängenden Lebensmittelknappheit.
Zu den gemeinsamen, überregionalen Anstrengungen von UNICEF und dem Welternährungsprogramm für die drei Länder gehörte die Bereitstellung von Nahrungsmittel- und Wasser für Hunderttausende Menschen sowie die Unterstützung in den Bereichen Bildung, Wasser und sanitäre Einrichtungen. Die Dürre am Horn von Afrika, zu dem Somalia gehört, führte auch zu einem Anstieg der durch Wasser übertragenen Krankheiten. UNICEF und das Welternährungsprogramm arbeiteten gemeinsam daran, ihre Massnahmen in zugänglichen Gebieten, in denen Millionen von Menschenleben gefährdet sind, zu verstärken.
Am 25. April und 12. Mai 2015 erschütterten zwei schwere Erdbeben Nepal. Insgesamt waren mehr als acht Millionen Menschen betroffen, fast 9 000 Menschen kamen ums Leben. 600 000 Familien wurden über Nacht obdachlos. In den am stärksten von der Katastrophe betroffenen Gebieten benötigten insgesamt 1,7 Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe. Wohnhäuser, Schulen und lebenswichtige Infrastrukturen wie Krankenhäuser wurden schwer beschädigt oder zerstört.
In Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen Partnerorganisation half UNICEF die Wasserversorgung sicherzustellen und Nahrungsmittel zu beschaffen. Die UN-Kinderhilfs-Organisation stellte sanitäre Einrichtungen bereit sowie Zelte und Planen, unter anderem für Krankenhäuser. UNICEF stellte auch medizinische Notfallausrüstung zur Verfügung, baute kinderfreundliche Zonen und bestückte diese mit Spielsachen. Es wurden 1400 Not-Klassenzimmer aufgebaut, in denen 135 000 Kinder weiterhin Schulunterricht erhielten. Ausserdem half UNICEF, Kinder zu identifizieren, die von ihren Familien getrennt wurden.
Der fast 14 Jahre andauernde Krieg in Syrien hat unvorstellbares Leid über die Zivilbevölkerung gebracht. Besonders die Kinder sind von Gewalt, Vertreibung, Hunger und Armut betroffen. Rund 16,7 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 7,5 Millionen Kinder. Mehr als 7,2 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens vertrieben worden, 3,4 Millionen von ihnen leben im Nordwesten des Landes. Laut den Vereinten Nationen wurden seit Beginn des Krieges fast 14 700 Kinder getötet oder verletzt – dies sind nur die verifizierten Fälle, die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist seit 2020 um mehr als ein Viertel gestiegen, was auf die Wirtschaftskrise, die anhaltende Gewalt im Nordwesten und in anderen Teilen Syriens, Massenvertreibungen, zerstörte öffentliche Dienste und Covid-19 zurückzuführen ist. Neunzig Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. 90 000 Kinder leiden an akuter Unterernährung, und 4,5 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule.
UNICEF ist seit den 1970er-Jahren in Syrien aktiv und hat seit 2011 umfassende Not- und Übergangshilfe im Land sowie in den angrenzenden Regionen geleistet. Im ersten Halbjahr 2024 erreichte UNICEF beispielsweise mehr als eine Million Kinder in Syrien mit grundlegenden Gesundheitsprogrammen. Über eine Million Kinder wurden auf schwere Mangelernährung untersucht und erhielten Nahrungsmittel, Mikronährstoffpräparate sowie Beratungsdienste. Zudem konnten über 14 Millionen Menschen auf sauberes Trinkwasser zugreifen, rund 600 000 Kinder erhielten Zugang zu Bildungsangeboten.
Seit 2015 leiden die Menschen im Jemen unter einem Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung. Der Jemen stellt bis heute eine der grössten humanitären Krisen der Welt dar: Ende 2022 waren rund 23,4 Millionen Menschen, darunter fast 13 Millionen Kinder, auf Hilfe angewiesen. 9,2 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sicherem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienediensten. Im Land kommt es weiterhin regelmässig zu Ausbrüchen von Cholera, Masern, Diphtherie und anderen durch Impfung vermeidbaren Krankheiten. In den vergangenen acht Jahren sind mehr als 11 000 Kinder im Krieg getötet oder verletzt worden – das entspricht durchschnittlich vier Kinder pro Tag. Mehr als 500 000 Kinder unter fünf Jahren sind schwer akut mangelernährt und kämpfen ums Überleben.
Nach acht Jahren Konflikt sind die staatlichen Infrastrukturen weitgehend zusammengebrochen, weniger als die Hälfte aller Gesundheitseinrichtungen funktionieren noch. Die Mitarbeitenden von UNICEF im Jemen sind gemeinsam mit Partnerorganisationen unermüdlich im Einsatz und stellen sauberes Trinkwasser bereit, besorgen Benzin für öffentliche Wasserpumpen oder richten sanitäre Anlagen ein. Ausserdem werden mangelernährte Kinder mit therapeutischer Nahrung und Vitaminen versorgt. Mobile Teams bringen Nahrungsmittel, Medikamente und Hygieneartikel in schwer zugängliche Regionen. Zusammen mit dem Bildungsministerium versucht UNICEF, möglichst vielen Kindern den Zugang zum Schulunterricht zu ermöglichen.