Am 08. Dezember 2022 führte UNICEF Schweiz und Liechtenstein eine Online-Veranstaltung zum Thema «Jugendliche im öffentlichen Raum» durch. Neben drei Kurzinputs stand dabei der Austausch unter den über 50 Teilnehmenden im Mittelpunkt.
Wir hören von Gemeinden, die wir im Rahmen unserer Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» begleiten, immer wieder, dass sie mit Beschwerden konfrontiert sind, bei denen es um Jugendliche und deren Verhalten im öffentlichen Raum geht. Jugendliche werden häufig als Störfaktor wahrgenommen: Sie sind zu laut, hinterlassen Dreck oder benehmen sich falsch.
In diesem Webinar setzten wir uns damit auseinander, wie mit solchen Nutzungskonflikten umgegangen werden kann, welches Potenzial eine generationenübergreifende Nutzung und Bespielung des öffentlichen Raums hat und welche Lücken und Bedürfnisse in Gemeinden bestehen.
Claudia Schmid (OKAJ Zürich) beleuchtete in ihrem Referat den Begriff «öffentlicher Raum» und erörterte, welche Relevanz dieser für Jugendliche hat: Öffentliche Räume sind wichtige Bildungsräume und somit ein bedeutender Teil der Lebenswelt von Jugendlichen. Sie bilden wichtige Lern- und Begegnungsorte und leisten einen wertvollen Beitrag zu ihrer Entwicklung. Ausserdem stellte Claudia Schmid die Aktion „Nimm Platz“ vor. (Hier finden Sie die Folien sowie die Fokuspublikation «Reibungspunkte im öffentlichen Raum»)
Silvano Lobina (Jugendarbeit Hitzkirchertal) zeigte in seinem Input ein sehr praktisches Fallbeispiel eines Nutzungskonflikts auf. Ein zentraler Platz, der öffentlich zugänglich aber Privatgrundstück ist, ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Aufgrund von Beschwerden von Ladenbesitzenden und Anwohnenden wurde eine sehr restriktive Platzordnung ausgehängt. Durch einen Runden Tisch mit wichtigen Stakeholdern, inklusive Jugendlicher, konnte eine gemeinsame Nutzungsordnung erarbeitet werden.
Im Anschluss stellte Mona Meienberg (UNICEF Schweiz und Liechtenstein) einen Lösungsansatz aus der «Kinderfreundlichen Gemeinde» Triengen vor. Dort wurde auf Beschwerden wegen Lärm und Littering zunächst mit Verbotsschildern auf öffentlichen Plätzen reagiert. Nachdem sich Jugendliche direkt einbringen und ihre Sicht darlegen wollten, wurde ein Runder Tisch unter Jugendlichen, Gemeinderat und Jugendkommission abgehalten. Daraus resultierten langfristige Resultate sowie Sofortmassnahmen. (Hier finden Sie die Folien)
In neun Breakout Rooms konnten die Teilnehmenden anschliessend eigene Erfahrungen anhand von folgenden Leitfragen austauschen: Welche Herausforderungen treten in ihrer Gemeinde auf? Gibt es konkrete Massnahmen? Wie wird mit Beschwerden umgegangen? Was hat geholfen und was nicht? Welche Unterstützung wäre nützlich?
Schliesslich kamen alle Teilnehmenden wieder im Plenum zusammen, um die Diskussion in den Kleingruppen mit allen zu teilen. Dabei zeigte sich, dass die Problematik von Nutzungskonflikten in vielen Gemeinden ähnlich gelagert ist aber es eine Vielzahl an innovativen Lösungsmöglichkeiten gibt. Besonders hilfreich werden der gegenseitige Austausch und das aktive Involvieren von Jugendlichen betrachtet. Auch hielten die Teilnehmenden zusammenfassend fest, dass es sinnvoll und wichtig ist, in die Prävention und aufsuchende Arbeit zu investieren.
Hier können Sie das Webinar nachsehen: