4 wichtige Fakten über Hunger und Durst

Jürg Keim
Jürg Keim

Bei einer Hungersnot denken wir automatisch an einen Mangel an Lebensmitteln. Doch wo die Nahrung knapp ist, fehlt es häufig auch an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Oft ist verunreinigtes Wasser Grund für Unterernährung. Weshalb, erfahren Sie unter anderem in diesem Blogbeitrag.

© UNICEF/UN0631304

1. Krankheit und Unterernährung

Noch immer haben weltweit 2,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Egal wie viel Nahrung ein unterernährtes Kind zu sich nimmt, es wird sich nicht erholen, wenn das Wasser, das es trinkt, nicht sauber ist. Verunreinigtes Wasser kann Durchfall verursachen, wodurch die Kinder nicht jene Nährstoffe erhalten, die sie zum Überleben brauchen. Somit führen nicht nur eine ungenügende Lebensmittelversorgung, sondern auch eine unsichere Wasserversorgung und schlechte sanitäre Anlagen zu Unterernährung von Kindern. Schätzungen zufolge ist der unzureichende Zugang zu einem Mindestmass an Wasser und sanitären Einrichtungen für rund die Hälfte der weltweiten Unterernährung verantwortlich.

© UNICEF/UN0686654/Abdalrasol

2. Der Klimawandel

Der Klimawandel und extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen vernichten Ernten, töten Vieh, zerstören unzählige Existenzen. Und sie können die Wasservorräte erschöpfen oder verunreinigen. Diese Wetterphänome bedrohen sowohl die Qualität als auch die Quantität des Wassers, auf das ganze Gemeinschaften angewiesen sind. Weltweit leben über 1,42 Milliarden Menschen, darunter 450 Millionen Kinder, in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Wasserknappheit. Ostafrika erlebt aktuell die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Statt zwei Regenzeiten im Jahr erlebt die Bevölkerung in gewissen Regionen derzeit bereits die fünfte Trockenperiode in Folge. Ohne den Regen ist die ansässige Bevölkerung in diesen immer lebensfeindlicheren Gebieten gezwungen, ihre Dörfer und damit ihre Heimat zu verlassen. Mittlerweile sind allein in Ostafrika bereits Hunderttausende von Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden.

© UNICEF/UN0639631/Ayene

3. Vertreibung

Wenn Menschen wegen Dürre oder Kampfhandlungen vertrieben werden, sind Kinder und Familien vielfachen Risiken ausgesetzt. Sie sind zum einen anfälliger für Ausbeutung und Misshandlungen. Aber auch ihre Gesundheit ist durch die Vertreibung gefährdeter. Unterwegs haben Kinder oft keine andere Wahl, als unsicheres Wasser zu trinken. Behelfsmässige Lager ohne Toiletten werden zu Hotspots für die Ausbreitung von Krankheiten. Kinder, die ohnehin schon anfällig sind, sind aufgrund der fehlenden Hygiene und des Konsums von verunreinigtem Wasser noch empfänglicher für Krankheiten wie Cholera. Darüber hinaus haben sie auf ihrer Flucht meist auch keinen Zugang zu Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Das Risiko, an Unterernährung zu leiden, steigt dadurch markant an. Lebt die Bevölkerung dazu in einer Konfliktzone, nimmt diese Bedrohung nochmals zu.

© UNICEF/UN0625012/Sewunet

4. Konfliktregionen

Konflikte sind oft der Hauptfaktor für die Gefahr einer Hungersnot, da sie die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie die Gesundheitssysteme belasten. Fast alle konfliktbedingten Notsituationen waren mit irgendeiner Form von Angriffen verbunden, die den Zugang zu Wasser behinderten – seien sie absichtlich gegen die Wasserinfrastruktur gerichtet oder zufällig erfolgt. Besonders für kleine Kinder können indes die Folgen dieser Unterbrechungen im schlimmsten Fall tödlich enden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder unter 5 Jahren in langwierigen Konflikten wegen bewaffneter Gewalt ums Leben kommen, ist 20-mal kleiner, als dass sie wegen einer Durchfallerkrankung sterben, die mit unsicherer Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zusammenhängt.
 

© UNICEF/UN0625011/Sewunet

Der Klimawandel, anhaltende Dürren, eine mögliche Hungersnot und der mangelnde Zugang zu sicherem Wasser dominieren das Leben von Millionen von Menschen in weiten Teilen Ostafrikas sowie in anderen Ländern und Regionen. Ohne grössere Massnahmen und Investitionen droht der Tod von Kindern in einem Ausmass, wie wir es seit einem halben Jahrhundert nicht mehr erlebt haben.