Aufgrund der anhaltenden Kriegshandlungen in der Ukraine sind bereits Millionen von Kindern und Jugendlichen ins Ausland geflohen. Die traumatischen Erlebnisse werden bei den jungen Flüchtlingen Spuren hinterlassen. Um Langzeitfolgen zu verhindern, müssen sie nun Zugang zu psychosozialer Unterstützung erhalten.
Der Krieg in der Ukraine hat zu einer Massenvertreibung geführt. Bereits mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen im Land musste aus ihrem Zuhause fliehen. Darunter sind mehr als zwei Millionen junge Menschen, die nun in Nachbarländern, in der EU oder auch in der Schweiz Schutz suchen.
Wie Dasha zum Beispiel. Die Fünfzehnjährige stammt aus der Nähe von Kiew. Nachdem die kriegerischen Handlungen in der Ukraine nicht nachgelassen hatten, floh sie zusammen mit ihrer Familie Richtung Westen zur polnisch-ukrainischen Grenze. Zuerst war sie lange mit dem Auto unterwegs, dann mit dem Zug. Seit ein paar Wochen lebt sie nun in Polen, wo sie von einer bekannten Familie aufgenommen wurde. «Immer wenn die Sirenen heulten, mussten wir uns im Keller verstecken», erzählt Dasha mit gedämpfter Stimme. «Als wir uns dann dazu entschlossen zu fliehen, nahmen wir bloss das Nötigste mit – eine Hose, ein Shirt. Ich hatte grosse Angst.»
Aufgrund ihres Alters sind adoleszente Flüchtlinge besonders gefährdet, auf Dauer psychische Probleme zu entwickeln. Denn kaum sind sie in einem Gastland angekommen, stehen sie grossen Herausforderungen gegenüber.
Einerseits müssen sich die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in einer unvertrauten Umgebung zurechtfinden: Egal ob Wohnung, Schule oder Sprache – alles ist neu. Oft fehlen ihnen dabei die Freundinnen und Freunde aus der Heimat, manchmal auch die Eltern, Geschwister oder Grosseltern. Gleichzeitig blicken die jungen Flüchtlinge der schwierigen Aufgabe entgegen, die Traumata zu verarbeiten, die sie vor, während oder nach ihrer Flucht durchlebt haben. Dazu kommt, dass die Adoleszenz – also die Übergangsphase von der Kindheit zum Erwachsenenalter – entscheidende, manchmal einschneidende Entwicklungsveränderungen mit sich bringt.
«Die Folgen können verheerend sein: Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Lernschwierigkeiten, Verhaltensprobleme oder Alkohol- und Drogenmissbrauch.»
Nicht alle Kinder und Jugendlichen besitzen die nötigen Ressourcen, um diese Dreifach-Herausforderung zu bewältigen. Die Folgen können verheerend sein: Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Lernschwierigkeiten, Verhaltensprobleme oder Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Genau deshalb trifft UNICEF nun die nötigen Vorkehrungen, um junge Kriegsflüchtlinge und ihre Erziehungspersonen in Gastgemeinden unterstützen zu können. Dabei liegt der Fokus auf der Gesundheitsförderung und Prävention in ausgewählten Gastländern.
Durch gezielte psychosoziale Interventionen soll das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen gestärkt und somit Langzeitfolgen vermieden werden. Zum Beispiel, indem junge Flüchtlinge wichtige Fähigkeiten erlernen, die ihnen helfen, Gedanken und Gefühle, aber auch Verhalten und Beziehungen positiv zu steuern. Auf präventiver Ebene sollen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen minimiert werden. Dazu kommt die Früherkennung von Symptomen, sodass Betroffene rechtzeitig an lokale Gesundheits- und Sozialdienste verwiesen werden können.
Zusammen mit der Z Zurich Foundation hat UNICEF einen Spendenaufruf lanciert, um diese wichtige Arbeit für junge Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen. Falls auch Sie spenden möchten, können Sie dies hier tun.