Zürich, 4. April 2017 – Bereits zum dreizehnten Mal seit seiner Einführung im Jahr 2007 fand heute Morgen der Runde Tisch zum Thema «Mädchenbeschneidung und Kindesschutz» statt. Im Fokus standen zum einen die aktuellen Migrationsströme und deren Bedeutung in Bezug auf die Mädchenbeschneidung in Europa. Zum anderen wurde ein digitaler Präventionsansatz vorgestellt.
UNICEF Schweiz lädt zwei Mal pro Jahr zum Runden Tisch «Mädchenbeschneidung und Kindesschutz» ein. Dieser dient dem Transfer von internationalen und nationalen Erfahrungen und Wissen sowie dem Austausch in diesem Themengebiet. Fachpersonen, Vertreterinnen und Vertreter von Behörden verschiedener Ebenen sowie Vertreterinnen und Vertreter diverser NGOs tauschen sich jeweils zum Thema aus.
Am 13. Runden Tisch präsentierten internationale Referentinnen ihre Arbeiten. Im ersten Teil wurde eine Studie des «Dutch Centre of Expertise on Health Disparities (PHAROS)» vorgestellt, die sich mit der Prävalenz von Mädchenbeschneidung in Syrien beschäftigt. In Syrien, so die Schlussfolgerung, gehört Mädchenbeschneidung nicht zu einer traditionellen Praxis. Dennoch gibt es Überlieferungen sowie inoffizielle Dokumente, aufgrund deren ein Vorkommen nicht definitiv ausgeschlossen werden kann. Im zweiten Teil präsentierte eine Pflegefachperson aus Oxford die von ihr entwickelte «Let’s talk FGM»-App. Gesundheitsfachpersonen, die mit beschnittenen Frauen in Kontakt kommen, haben im Umgang oft Wissenslücken und sprachliche, emotionale oder kulturelle Barrieren. Mit einer entsprechenden App sollen sie unterstützt werden, Risikogruppen zu identifizieren, betroffene Frauen zu begleiten und adäquat zu pflegen. Die Inhalte dieser App wurden zusammen mit Vertreterinnen der betroffenen Gemeinschaften, Sozialarbeitern und Gesundheitsfachpersonen erarbeitet. Aufgrund der breiten Abstützung findet sie starken Anklang innerhalb einer grossen Adressatengruppe und wird sowohl von Betroffenen als auch von Fachpersonen als Instrument zur Beratung, Weiterbildung oder Diskussion eingesetzt.
Zum Abschluss tauschten sich die Anwesenden über die Implikationen für die Schweiz aus und diskutierten die aktuellen Aktivitäten zur Prävention gegen Mädchenbeschneidung in der Schweiz. Eine diesbezügliche Massnahme ist die Gründung eines nationalen Netzwerks gegen Mädchenbeschneidung, welche am Runden Tisch vorgestellt wurde.
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