Fünf UN-Organisationen veröffentlichten heute einen gemeinsamen Bericht über den Stand der Ernährungssicherheit in der Welt: Demnach sind derzeit rund 735 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Multiple Krisen wie die Covid-19 Pandemie, Wetterextreme und Konflikte haben dazu geführt, dass die Zahl seit 2019 um 122 Millionen Menschen gestiegen ist. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt rückt das Ziel, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, in weite Ferne.
Seit 2019 ist die Zahl der Menschen die mit Hunger konfrontiert sind von 613 Millionen im Jahr 2019 auf 735 Millionen gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von 122 Millionen Menschen.
Während sich in Asien und Lateinamerika Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers beobachten lassen, nahm der Hunger in Westasien, der Karibik und in vor allem Afrika weiter zu. Am verheerendsten ist die Situation nach wie vor auf dem afrikanischen Kontinent: Hier ist jeder fünfte Mensch von Hunger betroffen – mehr als doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt.
UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell sagt: « Mangelernährung ist eine erhebliche Bedrohung für das Überleben, das Wachstum und die Entwicklung von Kindern. Das Ausmass der Ernährungskrise erfordert eine stärkere Reaktion, die sich auf Kinder konzentriert, einschließlich des vorrangigen Zugangs zu nährstoffreicher und erschwinglicher Ernährung und grundlegenden Ernährungsdiensten, des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor nährstoffarmen, extrem verarbeiteten Lebensmitteln und der Stärkung der Lebensmittel- und Ernährungsversorgungsketten, einschließlich angereicherter und therapeutischer Lebensmittel für Kinder.»
Im Vorwort des Berichts heisst es: «Zweifelsohne stellt das Ziel, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, eine gewaltige Herausforderung dar. Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass 2030 noch immer fast 600 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein werden. Die Hauptursachen für Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung sind unsere «neue Normalität», und wir haben keine andere Wahl, als unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um die Agrarnahrungsmittelsysteme umzugestalten.»
Urbanisierung treibt Wandel der Agrarnahrungsmittelsysteme voran
Der Bericht befasst sich auch mit der zunehmenden Urbanisierung als einem «Megatrend», der sich darauf auswirkt, wie und was die Menschen essen. Da bis 2050 voraussichtlich fast sieben von zehn Menschen in Städten leben werden, müssen Regierungen und andere Akteure, die sich für die Bekämpfung von Hunger, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung einsetzen, versuchen, diese Urbanisierungstrends zu verstehen und in ihrer Politikgestaltung zu berücksichtigen.
Insbesondere reicht das einfache Konzept der Trennung von Stadt und Land nicht mehr aus, um zu verstehen, wie die Urbanisierung die Agrar- und Ernährungssysteme prägt. Es ist eine komplexere Perspektive erforderlich, die sowohl den Grad der Vernetzung der Menschen als auch die Art der Verbindungen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten berücksichtigt. Zum ersten Mal wird diese Entwicklung in elf Ländern systematisch dokumentiert.
Leider gibt es nach wie vor räumliche Ungleichheiten: Menschen in ländlichen Gebieten, sind stärker von Ernährungsunsicherheit betroffen, als Menschen, die in städtischen Gebieten leben. Auch der Anteil mangelernährter Kinder ist in ländlichen Gebieten höher. Übergewicht kommt hingegen in städtischen Gebieten etwas häufiger vor.
Auf dieser Grundlage empfiehlt der UN-Bericht, politische Interventionen, Massnahmen und Investitionen auf ein umfassendes Verständnis der komplexen und sich wandelnden Verflechtung zwischen Stadt und Land und den Agrar- und Ernährungssystemen auszurichten, um die Ernährungssicherheit wirksam zu fördern.
Hinweise für Redaktionen
«Der State of Food Security and Nutrition in the World» ist ein jährlicher Bericht, der gemeinsam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt wird.
Seit 1999 beobachtet und analysiert er die weltweiten Fortschritte bei der Beseitigung des Hungers, der Erreichung von Ernährungssicherheit und der Verbesserung der Ernährung. Darüber hinaus enthält er eine eingehende Analyse der wichtigsten Herausforderungen für die Erreichung dieser Ziele im Kontext der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Der Bericht richtet sich an ein breites Publikum, darunter politische Entscheidungsträger, internationale Organisationen, akademische Einrichtungen und die breite Öffentlichkeit.
Das diesjährige Thema ist auf die «New Urban Agenda« der UN-Generalversammlung abgestimmt und wird die Diskussionen auf dem Hochrangigen Politischen Forum 2023 ergänzen und leiten - insbesondere zum Thema nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11) und vor allem während des dreitägigen Ministertreffens des Forums, das vom 17. bis 19. Juli 2023 stattfindet, sowie im Vorfeld des SDG Gipfel im September.