Internationale Zusammenarbeit: Budgetkürzung auf Kosten der Zukunft der Kinder dieser Welt?

Das Parlament muss einen adäquaten Finanzierungsrahmen für die internationale Zusammenarbeit beschliessen. Eine Reduktion des humanitären Engagements wäre nicht nur für die Kinder und ihre Entwicklung verheerend, sondern würde auch die politische Stellung der Schweiz im internationalen Kontext schmälern.

© UNICEF/UNI578147/Pouget
Im von der Dürre betroffenen Äthiopien zwingt die Wasserknappheit Kinder wie Bill und seinen Freund Tesfalegn dazu, verschmutztes Wasser zu trinken, was zu schweren und potenziell tödlichen Krankheiten wie Cholera führt.


Die internationale Zusammenarbeit wirkt

UNICEF und ihre internationalen und nationalen Partnerorganisationen konnten nicht zuletzt dank der Unterstützung der Schweiz in den letzten Jahren bemerkenswerte Erfolge erzielen: Initiativen zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und zur Verbesserung der Umweltbedingungen haben langfristig zur Stabilität und Ernährungssicherheit beigetragen, was besonders für Kinder in ländlichen und armen Gebieten überlebenswichtig war. So konnten seit 1990 jedes Jahr 47 Millionen Menschen der extremen Armut entkommen. Programme haben dazu beigetragen, Mangelernährung und damit verbundene Gesundheitsprobleme zu verringern. Die Zahl der chronisch unterernährten Kinder unter fünf Jahren konnte von rund 200 Millionen im Jahr 2000 auf 148 Millionen im Jahr 2022 reduziert werden. Spezifische Programme zur Förderung der Bildung von Mädchen konnten die Geschlechterkluft im Bildungswesen verringern und die Alphabetisierungsrate erhöhen. So konnten im Jahr 2000 87 Prozent aller Kinder weltweit lesen. Bis 2020 hat sich dieser Anteil auf 92 Prozent erhöht. In Krisenzeiten, wie bei Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten, hat die Internationale Zusammenarbeit schnelle Hilfe geleistet, um die unmittelbaren Bedürfnisse von Kindern zu decken und ihre Sicherheit und ihr Wohl zu gewährleisten.

Die Schweiz steht für Kinder in der Pflicht

Die Schweiz hat 1997 die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, alle Kinder dieser Welt gleichermassen zu schützen, zu fördern und zu beteiligen.

Die zu knappen Mittel, die der Bundesrat im Entwurf der Strategie internationale Zusammenarbeit 2025-28 vorschlägt, mit dem auch die Ukraine-Hilfe zulasten des Globalen Südens finanziert werden soll sowie die zusätzlichen möglichen Kürzungen, die nach wie vor folgen könnten, betreffen nicht nur die unmittelbare Gesundheit und Bildung der Kinder, sondern haben auch langfristige Auswirkungen auf ihre Entwicklung, ihre Familien und die Gesellschaften, in denen sie leben. Die Budgetkürzungen führen zu einer Reduzierung des nachhaltigen Aufbaus von Gesundheitsdiensten und Impfprogrammen in Entwicklungsländern. Dies erhöht die Kindersterblichkeit und die Häufigkeit vermeidbarer Krankheiten. Reduzierte finanzielle Mittel bedeuten weniger Ressourcen für die nachhaltige Förderung von Schulen, der Lehrerbildung und der Entwicklung von Lernmaterialien. Dies führt zu einer schlechteren Bildung und geringeren Einschulungsraten. Kürzungen in sozialen Programmen führen zu einer Schwächung der Sicherheitsnetze, was besonders Kinder aus armen Haushalten trifft.

Bettina Junker, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Liechtenstein: «Eine Reduzierung der IZA-Mittel gefährdet die Zukunftschancen und das Wohlbefinden von Millionen von Kindern und untergräbt die Bemühungen um eine nachhaltige globale Entwicklung.»

Schliesslich wird die langfristige wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes beeinträchtigt, wenn eine ganze Generation ohne ausreichende Gesundheits- und Bildungschancen aufwächst. Zu wenig Gelder für die internationale Zusammenarbeit gefährdet die Zukunftschancen und das Wohlbefinden von Millionen von Kindern und untergräbt die Bemühungen um eine nachhaltige globale Entwicklung.

Eine Kürzung des IZA-Budgets ist nicht im Interesse der Schweiz

Ein ohnehin schon tief angesetztes Budget für die internationale Zusammenarbeit, das im Verlauf der Debatte noch gekürzt werden könnte, würde dazu führen, dass die Schweiz in Zukunft zu Lösungen für globale Herausforderungen wie Klimawandel, Krieg, Vertreibung, Korruption und Epidemien auf dem internationalen Parkett nur noch eine kleine Nebenrolle einnehmen kann. Gleichzeit würde sie zunehmend als Trittbrettfahrerin wahrgenommen, wenn es um die gemeinsame Schaffung globaler Sicherheit, Wohlstand und Zukunftssicherung geht.

«Auch ist zu befürchten, dass weniger Investitionen in die internationale Zusammenarbeit langfristig zu einer erhöhten Fluchtbewegung aus den betroffenen Ländern nach Europa zur Folge haben könnte», sagt Bettina Junker.

Die Schweiz kann stolz sein auf ihre humanitären Leistungen. Mit ihrem Bekenntnis zu einer starken internationalen Zusammenarbeit trägt sie zu einer sichereren, gerechteren und nachhaltigeren Welt bei. Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind keine blossen Wohltätigkeiten, sondern eine aktive und vorausschauende Zukunftspolitik. 

UNICEF Schweiz und Liechtenstein fordert deshalb das Parlament auf, sich für eine starke internationale Zusammenarbeit einzusetzen und sicherzustellen, dass das finanzielle Engagement der Schweiz nicht sinkt, wenn in der Herbst- und der Wintersession die Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028 verabschiedet wird. Damit kann die Schweiz weiterhin für alle Menschen und insbesondere für Kinder einen wichtigen Beitrag zu einer sichereren, inklusiveren und besseren Welt leisten und ihre globalpolitische Verantwortung wahrnehmen.