Steigende Hitze in Europa und Zentralasien tötet fast 400 Kinder pro Jahr

Neues Strategiepapier enthält sechs Empfehlungen für Regierungen zum Schutz von Kleinkindern, die besonders anfällig für die gesundheitlichen Folgen von Hitzestress sind.

Ein Kind wäscht sich das Gesicht
Pakistan: Am 28. Mai 2024 herrschen in Faisalabad 47 °C. Ahmed (8) spürt die unnatürlich starke Hitzewelle, als er sich mit kaltem Wasser das Gesicht wäscht und versucht, sich bei dem heissen Wetter abzukühlen.

Steigende Temperaturen in Europa und Zentralasien haben im Jahr 2021 schätzungsweise 377 Kinder das Leben gekostet – so das Ergebnis einer neuen Analyse von Daten aus 23 Ländern, die heute von UNICEF veröffentlicht wurde.

„Beat the heat: child health amid heatwaves in Europe and Central Asia“ zeigt, dass die Hälfte dieser Kinder im ersten Lebensjahr an hitzebedingten Krankheiten starb. Die meisten Kinder starben in den Sommermonaten.

„Etwa die Hälfte der Kinder in Europa und Zentralasien - oder 92 Millionen Kinder - sind bereits häufigen Hitzewellen ausgesetzt, und das in einer Region, in der die Temperaturen weltweit am schnellsten ansteigen. Die immer höheren Temperaturen können bei Kindern, vor allem bei den Kleinsten, schon nach kurzer Zeit zu ernsten gesundheitlichen Komplikationen führen. Wenn sie nicht behandelt werden, können diese Komplikationen lebensbedrohlich sein“, sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.

Hitzeeinwirkung hat akute Auswirkungen auf Kinder, noch bevor sie geboren werden, und kann zu Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht, Totgeburten und angeborenen Anomalien führen. Hitzestress ist eine direkte Ursache für Säuglingssterblichkeit, kann das Wachstum von Säuglingen beeinträchtigen und eine Reihe von Kinderkrankheiten verursachen. Der Bericht stellt außerdem fest, dass extreme Hitze bei Kindern und Jugendlichen in der Region den Verlust von mehr als 32.000 gesunden Lebensjahren verursacht hat.

Da die Temperaturen weiter steigen, fordert UNICEF die Regierungen in ganz Europa und Zentralasien dringend auf:    

  1. Strategien zur Verringerung der Auswirkungen von Hitzewellen zu integrieren, u.a. durch Nationale Festgelegte Beiträge („National Determined Contributions“, NDC), Nationale Anpassungspläne („National Adaptation Plans“, NAP) und Maßnahmen zur Verringerung des Katastrophenrisikos und des Katastrophenmanagements, wobei Kinder im Mittelpunkt dieser Pläne stehen sollten 
  2. Investitionen in Aktionspläne für den Gesundheitsschutz bei Hitze und in die medizinische Grundversorgung, um hitzebedingte Erkrankungen bei Kindern angemessener zu unterstützen 
  3. Investitionen in Frühwarnsysteme, einschließlich Hitzewarnsysteme 
  4. Anpassung der Bildungseinrichtungen, um die Temperaturen in den Spielbereichen der Kinder zu senken und die Lehrer mit den nötigen Fähigkeiten auszustatten, um auf Hitzestress zu reagieren 
  5. Anpassung der Stadtplanung und der Infrastruktur, einschließlich der Sicherstellung, dass Gebäude, insbesondere solche, in denen die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen leben, so ausgestattet sind, dass die Hitzeexposition minimiert wird 
  6. Sicherstellung der Versorgung mit sauberem Wasser, insbesondere in Ländern, in denen sich die Wasserqualität und -verfügbarkeit verschlechtert.

UNICEF arbeitet mit Regierungen, Partnerorganisationen und Gemeinden in der gesamten Region zusammen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Hitzewellen zu stärken. Dazu gehört, Lehrer:innen, Gesundheitshelfer:innen und Familien die Fähigkeiten und das Wissen zu vermitteln, um auf Hitzestress reagieren zu können.

Jürg Keim
Leiter Medienstelle 
UNICEF Schweiz und Liechtenstein
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