Millionen Kinder weltweit sind wegen der Massnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie höheren Risiken ausgesetzt. Dazu gehören Misshandlung, geschlechtsspezifische Gewalt, Ausbeutung, soziale Ausgrenzung sowie die Trennung von ihren wichtigsten Bezugspersonen. UNICEF appelliert an die Regierungen, den Schutz und das Wohlergehen der Kinder angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie sicherzustellen. Diese globale Krise betrifft alle Kinder, das Virus macht hier keinen Unterschied.
«Die Erfahrung von UNICEF aus der weltweiten Arbeit in Krisensituationen zeigt, wie wichtig es ist, in dieser Ausnahmesituation nun umso mehr Kinderrechte wie Schutz, Bildung und Freizeit einzuhalten, damit Kinder noch Kind sein können», sagt Bettina Junker, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Liechtenstein.
Das Coronavirus hat innerhalb weniger Wochen das Leben von Millionen Kindern und ihren Familien auf der ganzen Welt verändert. Wichtige Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie Schulschliessungen und Bewegungseinschränkungen, unterbrechen ihr normales Leben und können erhebliche Belastungen nach sich ziehen – insbesondere für ohnehin benachteiligte Kinder. Auch Eltern und Bezugspersonen, die nicht länger arbeiten können, sind neuen Stressfaktoren ausgesetzt.
Durch die Stigmatisierung aufgrund von COVID-19 sind manche Kinder zusätzlicher Gewalt und psychischen Belastungen ausgesetzt. Wenn die geschlechtsspezifischen Schutzbedürfnisse von Mädchen und Frauen nicht berücksichtigt werden, kann das Risiko von sexueller Ausbeutung, Missbrauch und Kinderehen steigen. Jüngste Beobachtungen aus China deuten darauf hin, dass die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen ist.
Gemeinsam mit den internationalen Partnern der «Alliance for Child Protection in Humanitarian Action» hat UNICEF Leitlinien veröffentlicht, um Behörden und Organisationen bei ihrem Einsatz gegen die Pandemie zu unterstützen.
«Das Coronavirus trifft viel mehr Kinder und ihre Familien als die Zahl derer, die direkt von einer Ansteckung betroffen sind», sagte Cornelius Williams, Leiter der UNICEF-Kinderschutzabteilung. «Schulen schliessen, Eltern stehen vor neuen Herausforderungen, ihre Kinder zu versorgen und über die Runden zu kommen. Kinder sind grösseren Gefahren ausgesetzt. Die neuen Leitlinien geben Regierungen und Behörden einen Überblick über praktische Massnahmen zum Schutz von Kindern in dieser unsicheren Zeit.»
Bereits während früheren Gesundheitskrisen wurde ein Anstieg von Kindesmissbrauch und der Ausbeutung von Kindern verzeichnet. Schulschliessungen aufgrund des Ebola-Ausbruchs in Westafrika zwischen 2014 und 2016 führten beispielsweise zu einem Anstieg von Kinderarbeit, zu Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch und frühen Schwangerschaften. Allein in Sierra Leone verdoppelte sich die Anzahl der Teenager-Schwangerschaften von 7 000 auf 14 000.
UNICEF und seine Partner rufen Regierungen und Kinderschutzbehörden weltweit dazu auf, konkrete Schritte zu ergreifen, um den Schutz von Kindern bei allen Massnahmen zur Eindämmung und Prävention der COVID-2019-Pandemie sicherzustellen. Dazu gehört:
- die Schulung von Personal in Gesundheits-, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zu Kinderschutz im Rahmen der COVID-19-Pandemie, einschliesslich der Prävention von sexueller Ausbeutung und Missbrauch sowie dem Melden von Gefährdungen;
- die Schulung von Fachpersonal zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt und die Zusammenarbeit von Gesundheitsdiensten zur Unterstützung von Überlebenden von geschlechtsspezifischer Gewalt;
- ein guter Informationsaustausch über Unterstützungsangebote für Kinder und Verweissysteme;
- die Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit der Pandemie in die Programm- und Advocacyarbeit miteinfliessen zu lassen;
- die gezielte Unterstützung von Betreuungseinrichtungen und Familien, vor allem besonders benachteiligten Familien, um das seelische Wohlergehen der Kinder und ihre Versorgung sicherzustellen;
- die finanzielle und materielle Unterstützung von Familien mit Einkommenseinbussen;
- konkrete Massnahmen, um die Trennung von Kindern von ihren Familien zu vermeiden und Unterstützung für Kinder, deren Eltern oder wichtigste Bezugsperson erkrankt oder verstorben sind; und
- die Berücksichtigung des Kinderschutzes bei allen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
Service für die Redaktionen
Die Leitlinien zum Schutz von Kindern während der COVID-19-Pandemie stehen hier zum Download zur Verfügung.
» Download: Bildmaterial zum Thema für die Berichterstattung
Kontakt
Jürg Keim
Mediensprecher
UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Tel. 044 317 22 41 / 076 337 52 22
E-Mail: [email protected]