Das Jahr 2020 war durch einen dramatischen Anstieg des humanitären Bedarfs gekennzeichnet, der weitgehend auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Die sozioökonomischen Auswirkungen von Covid-19 verschlechterten die ohnehin schon schwierigen Bedingungen, unter denen Millionen von Kindern und Familien, die von Konflikten, Entbehrungen und Katastrophen betroffen sind, bereits litten. Der Finanzbedarf für 153 Länder stieg im Laufe des Jahres 2020 um über 2 Milliarden US-Dollar an.
So wichtig die Massnahmen zur Eindämmung der weltweiten Pandemie auch sind, wir müssen im kommenden Jahr alles dafür tun, damit die aktuellen UNICEF-Programme in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser und Hygiene, Bildung und Kinderschutz nahtlos weitergeführt werden können. Hierfür benötigt UNICEF für das Jahr 2021 insgesamt 6,4 Milliarden US-Dollar.
Die folgenden Länder und Flüchtlingsgruppen benötigen die grösste Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Alleine diese 10 grössten Hilfspakete belaufen sich auf über 3,5 Milliarden US-Dollar.
Seit der heute 13-jährige Yosif sechs Jahre alt ist, ist er mit seiner Mutter auf der Flucht. Ihr Weg führte sie von Idlib nach Afrin und schliesslich ins Flüchtlingslager Moria in Griechenland. «Das Feuer hat aus dem Nichts begonnen. Sofort war es dicht an unserem Zelt», berichtet Yosif über den Brand in Moria. «Wir konnten nur ganz schnell ein paar Sachen einpacken und haben dann sieben Tage auf der Strasse verbracht, bevor wir ins neue Camp ziehen mussten», so Yosif.
Arwa, 14 Monate alt, und ihre zweieinhalbjährige Schwester Bulqisl mussten sich wegen Mangelernährung behandeln lassen. «Ich weiß nicht, wie oder wann meine Töchter an Mangelrnährung erkrankten, aber das liegt höchstwahrscheinlich an diesen schwierigen Lebensbedingungen», sagt ihr Vater Mohammed. «Wir sind müde und erschöpft von dieser Situation.» Im Jemen droht eine Hungersnot. Fast 100 000 Kinder unter fünf Jahren sind vom Hungertod bedroht.
Der 7-jähgie David hat Ebola überlebt. «An dem Tag, als ich das Behandlungszentrum verliess, habe ich viel getanzt. Ich war so froh, aus dem Krankenhaus entlassen worden zu sein.» Auch seine Eltern sind beide an Ebola erkrankt. Seine Mutter hat überlebt, der Vater ist jedoch innert weniger Tage nach Ausbruch der Krankheit gestorben. Ablenkung von diesem tragischen Verlust verschafft David die Schule oder das Spiel mit Freunden. «Ich bin froh, in die Schule zu gehen», sagt der Bube.
«Unsere Lehrer haben mit uns Schülern Whatsapp-Gruppen gebildet. Mit der Hilfe unserer Eltern können wir so trotz der Schulschliessung noch unterrichtet werden», sagt die 9-jährige Maria in einem Zelt im Frühling 2020 in einem Flüchtlingslager in Idlib. «Ich mag diese Art Unterricht», sagt Maria, «aber ich würde wirklich gerne wieder in die Schule zurückkehren, um meine Freunde zu treffen und mit ihnen zu spielen.»
Die 15-jährige Marelys hat ihre Träume noch nicht aufgegeben. «Ich will Oberbürgermeisterin werden, wenn ich erwachsen bin», sagt sie. Im Lern- und Schutzzentrum in Piar zeichnet sie ein Selbstporträt, wie sie einem alten Mann hilft. Der Zeichenunterricht ist eine kunsttherapeutische Aktivität für Kinder und Jugendliche. Venezuela steckt in einer langanhaltenden schweren Krise. Durch eine starke Inflation können unzählige Menschen ihre Familien nicht mehr versorgen, viele Kinder werden diskriminiert und erleben Gewalt.
Isra war drei Jahre alt, als sie mit ihrer Familie vor einem gewalttätigen Angriff auf ihr Dorf floh. «Ich erinnere mich noch an Schüsse, Flammen, Geschrei und wie Menschen und Esel davongerannt sind», sagt das 7-jährige Mädchen. Heute lebt sie mit ihren vier jüngeren Geschwistern zusammen mit ihren Grosseltern im Flüchtlingslager Borgo. Die Eltern arbeiten weit weg als Bauern. «Das Geld reicht nicht für den Schulbesuch», meint Isra. «Ausserdem muss ich mich um meine kleinen Geschwister kümmern, da meine Grosseltern sehr alt sind.»
Die 7-jährige Asma wartet sehnsüchtig darauf, dass sich ihr Leben nach dreiwöchiger Wartezeit aufgrund der schweren Überschwemmungen des Padma-Flusses wieder normalisiert. «Ich kann hier nicht mehr spielen», meint das Mädchen aus Louhajang. Fast 2,5 Millionen Kinder waren dieses Jahr von schweren Überschwemmungen in Bangladesch betroffen – wie jedes Jahr. Nur waren dieses Jahr die Herausforderungen aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie noch grösser.
Die beiden zehnjährigen Freunde Mousa und Richard (von links nach rechts) geniessen ein Glas Wasser aus der von UNICEF unterstützten Wasseranlage, die Anfang 2020 eröffnet wurde. Die Anlage beinhaltet eine Filterkammer, eine Sammelkammer, unterirdische Reservoirs, zwei solarbetriebene Tauchpumpen und vier Wasserhähne zur Wassergewinnung. Im Südsudan haben nur 40% der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser.
«Ich helfe auch meinen fünf jüngeren Geschwistern bei den Hausaufgaben zuhause», sagt die 17-jährige Schülerin Sehinemariam, die ihren Schulunterricht für die 12. Klasse via Radio und Fernsehen erhält. Die Regierung Äthiopiens hatte diese Initiative ins Leben gerufen, um den Auswirkungen der landesweiten Schulschliessungen entgegenzuwirken. Die Schulen blieben über 7 Monate zu, mittlerweile sind sie wieder offen. «Ich vermisste den Kontakt zu meinen Freunden. Wir konnten nicht mehr zusammen lernen, da wir zu Hause bleiben mussten.»
«Eines Tages kamen Banditen in mein Dorf in Nigeria, um zu stehlen», sagt die 9-jährige Adia. «Sie töteten meinen Nachbarn vor meinen Augen. Sie sagten mir, wenn ich weinen würde, würden sie auch mich töten. An diesem Tag beschlossen wir, nach Niger aufzubrechen.» Wachsende Gewalt und Unsicherheit zwingt auch im Jahr 2020 viele Menschen in Nigeria zur Flucht in die Nachbarländer, wo sich die bereits bestehende Flüchtlings- und Nahrungskrise zusätzlich verstärkt.