Am Mittwoch, 13. September 2023, tauschten sich Organisationen der Zivilgesellschaft mit Parlamentarierinnen und Parlamentariern im Bundeshaus über die psychische Gesundheit von jungen Menschen aus. Im Zentrum standen der dringende Handlungsbedarf und Lösungsmöglichkeiten.
Psychische Erkrankungen sind ein globales Phänomen, das jeden 4. Menschen im Laufe seines Lebens betrifft. In einer von UNICEF Schweiz und Liechtenstein durchgeführten Studie gaben 37 Prozent der befragten Schweizer Jugendlichen an, von psychischen Problemen betroffen zu sein. 1 von 5 jungen Menschen mit Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression haben sogar bereits versucht, sich das Leben zu nehmen. Etwa ein Drittel der Befragten spricht mit niemandem über mentale Belastungen.
Die psychische Gesundheit hängt von vielen Faktoren ab. Risikofaktoren sind Armut, Gewalt, Diskriminierung, Krankheit und Krisen. Die Bedingungen, in denen wir leben haben einen grossen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser mentales Wohlbefinden. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen der Zivilgesellschaft, und dass die Politik ihre Verantwortung ernst nimmt.
Deshalb organisierte im Frühjahr 2023 Public Health Schweiz zusammen mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV), UNICEF Schweiz und Liechtenstein, Pro Juventute und CIAO sowie zentralen Jugendverbänden der Schweiz eine Tagung zur psychischen Gesundheit. Ziel war, nicht nur über junge Menschen zu reden, sondern mit ihnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Der nächste, wichtige Schritt erfolgte am vergangenen Mittwoch, 13. September 2023, indem das Thema mit einer breiten Unterstützerschaft in die Politik getragen wurde. Mit den drei parlamentarischen Gruppen Kinder und Jugend, Kinder- und Jugendmedizin sowie psychische Gesundheit wurde der dringende Handlungsbedarf besprochen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nachhaltig gestärkt werden kann.
«Dass Handlungsbedarf besteht, liegt auf der Hand. Wir als Gesellschaft sind gefordert, das Thema weiter zu enttabuisieren und in die Prävention zu investieren. Umso wichtiger ist es, dass wir alle Kräfte bündeln. Und jungen Menschen den Jugendlichen ein klares Signal senden, dass wir sie und ihre Bedürfnisse ernst nehmen», so Bettina Junker, Geschäftsleiterin UNICEF Schweiz und Liechtenstein nach der intensiven Diskussion im Bundeshaus.
Der Handlungsbedarf ist klar und muss in den folgenden Jahren verbindlich bearbeitet werden:
- Präventionsprogramme müssen junge Menschen bereits früh erreichen. Solche Programme sollten darauf abzielen, Schutzfaktoren zu stärken und neben Fachkräften des Gesundheitswesens auch Erwachsene im direkten Umfeld der Kinder und Jugendlichen einzubeziehen.
- Es braucht ausreichend und passende Angebote. Angebote müssen für und mit Jugendlichen entwickelt werden. Nur im direkten Dialog mit jungen Menschen kann eruiert werden, welche Angebote sie wie nutzen und was ihnen in der Versorgung fehlt.
- Das Stigma rund um psychische Gesundheitsdienste muss abgebaut werden. Dies kann nur geschehen, wenn wir als Gesellschaft lernen, über unsere Gefühle zu sprechen. Dazu ist viel Aufklärungsarbeit erforderlich, die sich an junge Menschen sowie auch an Erwachsene richten muss.
- Stetiges Monitoring ist essenziell. Die Datenlage zur psychischen Gesundheit muss verbessert werden. Untersuchungen sind notwendig, um Lücken aufzuzeigen, bedarfsorientierte Massnahmen zu entwickeln und die Wirkung von Massnahmen zu messen.
- Nur gemeinsam schaffen wir Veränderung. Es braucht Allianzen, Lobbying und die Partizipation junger Menschen. Alle Bereiche der Gesellschaft müssen einen Beitrag leisten, um die Gesundheit junger Menschen zu stärken.
UNICEF Schweiz und Liechtenstein ist bereit, gemeinsam mit den anderen Organisationen den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Nur zusammen können wir das Thema auch in der Politik weiter vorantreiben und positive Veränderungen für die jungen Menschen erzielen.