Anfang April startete im Nordwesten Syriens eine Impfkampagne gegen Masern und Polio, um rund 800 000 Kinder unter fünf Jahren vor den beiden potenziell tödlichen, aber vermeidbaren Krankheiten zu schützen.
Unterstützt wird die Impfkampagne von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Vaccine Alliance (GAVI) und UNICEF, in Zusammenarbeit mit lokalen NGO-Partnern im Gesundheitsbereich und der Syria Immunization Group. Sie beginnt gut zwei Monate nach den Erdbeben, die Teile Syriens und der Türkei verwüstet haben.
«Der Schutz der jüngsten und am stärksten gefährdeten Kinder vor möglichen Krankheitsausbrüchen wird Leben retten», sagte die UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, Adele Khodr. «Wir wissen aus jahrelanger Erfahrung, dass Impfstoffe wirken.»
Die Anhebung der Impfquoten bei Kindern hat hohe Priorität, besonders in einem Gebiet, in dem die Erdbeben 67 Gesundheitseinrichtungen teilweise oder vollständig zerstört haben und das Gesundheitssystem durch den jahrelangen Krieg bereits stark geschwächt worden ist. Nahezu 100 000 Menschen wurden durch die Erdbeben vertrieben und leben in überfüllten Lagern, deren Wasser-, Sanitär- und Hygienesysteme nicht den Standards entsprechen.
«Die Erdbeben haben bereits so viele Leben und Lebensgrundlagen zerstört. Aber indem wir gemeinsam mit unseren Partnern unsere Vision von Gesundheit für alle umsetzen und Kinder unter fünf Jahren impfen, können wir verhindern, dass die Katastrophe noch grössere Auswirkungen hat», sagte Dr. Ahmed Al-Mandhari, WHO-Regionaldirektor für den östlichen Mittelmeerraum.
Der Masern- und Polio-Impfstoff ist für Kinder in den 12 am stärksten vom Erdbeben betroffenen und gefährdeten Bezirken in Idlib und Nord-Aleppo bestimmt. Masern und Kinderlähmung können sich schnell ausbreiten mit potenziell tödlichen Folgen.
«Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Impfmassnahmen fortzusetzen. Im letzten Monat konnten mit der Cholera-Impfkampagne fast 1,7 Millionen Menschen erreicht werden», fügte Khodr hinzu.
Dr. Idris Elrasheed, der vom WHO-Büro aus in der Türkei, den Einsatz in Nordwestsyrien leitet, sagte, er habe «Ehrfurcht vor den 3 000 Gesundheitshelfern, die in den kommenden zehn Tagen vor Ort arbeiten werden, obwohl sie selbst von den Erdbeben betroffen sind. Sie haben Angehörige und ihr Zuhause verloren und setzen sich dennoch mit vollem Engagement für ihre Gemeinden ein - deshalb habe ich nichts als Respekt vor ihrer Menschlichkeit und Professionalität.»