Boko Haram setzt Kinder für Bombenangriffe ein

Vor drei Jahren verschleppte Boko Haram in Chibok im Nordosten von Nigeria 200 Schulmädchen. Ein neuer UNICEF Bericht beleuchtet, wie die Terrorgruppe systematisch Kinder entführt und missbraucht.

boko haram 2017

Im Konflikt am Tschadsee werden immer mehr Kinder für sogenannte Selbstmordattentate eingesetzt. Im ersten Quartal 2017 waren es 27 – fast so viele wie im gesamten Jahr 2016. Seit 2014 wurden in Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun bereits 117 Kinder gezwungen, Bombenanschläge auf öffentlichen Plätzen zu verüben. Als Folge davon erwecken selbst Kleinkinder auf belebten Märkten oder an Kontrollposten Misstrauen – jedes von ihnen könnte Sprengstoff auf sich tragen.

Ein neuer UNICEF Bericht beleuchtet die Not der Kinder in diesem Konflikt, der bereits seit acht Jahren andauert und über 1,3 Millionen Kinder vertrieben hat. «Silent Shame: Bringing out the voices of children caught in the Lake Chad crisis» erscheint drei Jahre nach der Entführung von 200 Schulmädchen, die in der Nacht vom 14. auf den 15. April 2014 in Chibok im Nordosten Nigerias von Boko Haram verschleppt wurden. Beklemmende Schilderungen zeigen die Gewalt, die Kinder in der Gefangenschaft von Boko Haram erleben, aber auch das Misstrauen, mit dem ihnen in ihren Heimatgemeinden begegnet wird, wenn ihnen die Flucht gelingt.

UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, die Kinder der Region zu schützen:

  • Die Gewalt gegen Kinder, einschliesslich der Rekrutierung als sogenannte Selbstmordattentäter, muss beendet werden.
  • Kinder, die ausschliesslich wegen angeblicher oder tatsächlicher Verbindungen zu bewaffneten Gruppen festgenommen wurden, sollen sofort an zivile Behörden übergeben werden, die sich um ihre Wiedereingliederung in die Gemeinschaften kümmern.
  • Unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder sind auf besondere Betreuung angewiesen. Alle Kinder, die von der Krise betroffen sind, benötigen psychosoziale Hilfe und sichere Zonen, um sich zu erholen.

Im Jahr 2016 erreichte UNICEF in Nigeria, Tschad, Kamerun und Niger über 312 000 Kinder mit psychosozialer Unterstützung und vereinte mehr als 800 Mädchen und Buben mit ihren Familien. UNICEF arbeitet mit Gemeinden und Familien zusammen, um die Stigmatisierung von Überlebenden sexueller Gewalt zu bekämpfen und für die Entführungsopfer eine geschützte Umgebung zu schaffen.

Darüber hinaus unterstützt UNICEF die lokalen Behörden bei der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, der Behandlung von mangelernährten Kindern, der medizinischen Versorgung und der Einrichtung von temporären Schulen.

Die Hilfe im Konflikt am Tschadsee ist nach wie vor stark unterfinanziert. Im vergangenen Jahr brachte der Apell von UNICEF nur 40 Prozent der geforderten 154 Millionen US-Dollar ein.


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